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Comanche 3 - Wölfe von Wyoming
Bewertung:
(3.6)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 16.05.2010
Autor:Greg (Szenario) und Hermann (Zeichnungen)
Übersetzer:Marcus Schweizer
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Western
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-054-5
Inhalt:72 Seiten, Hardcover mit Spotlack
Preis:15,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Zu Beginn kann der Leser mitverfolgen, wie die Dobbson-Brüder in einem wilden Schusswechsel die Postkutsche verfolgen, die unterwegs nach Greenstone Falls ist. Nur Dank der Treffsicherheit eines Fahrgastes und dem Geschick von Sid Bullock, dem Kutscher, schafft es die Kutsche zunächst den Überfall abzuwehren, bis sie glücklicherweise Unterstützung von Clem und Toby erhalten. Sid wird allerdings während des Schusswechsels verletzt und so wird die Kutsche von den beiden zur Tripple Six Ranch gefahren, wo sich Ten Gallons um den Verletzten kümmert und man auch den treffsicheren Fahrgast kennen lernt: Brian Braggshaw, ein Priester, der scheinbar besser mit seinem Colt denn mit dem Wort Gottes zurecht kommt.

 

Sid Bullock klärt inzwischen den Anwesenden über die Hintergründe für den versuchten Überfall der Dobbson-Brüder, die es wahrscheinlich auf das Geld abgesehen hatte, welches er für den Viehzüchterverband in Greenstone Falls bei sich hatte. Doch nach den letzten Überfällen hatte Bullock diesmal vorgesorgt und das Geld seinem Freund Pharaon Colorado anvertraut, der dieses über eine andere Strecke nach Greenstone Falls bringen sollte.

 

Doch Colorado spricht gerne und häufig dem Whisky zu und so dürfte er sicherlich nicht unbedingt die beste Wahl gewesen sein, um Abseits der großen Transportwege das Geld nach Greenstone Falls zu transportieren. Um schlimmeres zu verhindern, beschließt Comanche Colorado zu suchen und ihm Begleitschutz zu geben. Man teilt sich in Zweierteams auf und macht sich auf den Weg, wobei niemand genau einschätzen kann, welche Route Colorado eingeschlagen haben kann.

 

Der Aufbruch der Reiter von der Tripple Six Ranch wird allerdings von zwei Dobbson-Brüdern beobachtet, die schnell dahinter kommen, das sich das Geld scheinbar nicht auf der Kutsche befand, sondern wohl noch unterwegs sein muss. Russ Dobbs will so rasch wie möglich seine Brüder über die zweite Chance informieren und macht sich auf den Weg zurück zu deren Unterschlupf.

 

Pharaon Colorado, der auf seinem Maulesel „President“ abseits der großen Verbindungswege in der Wildnis unterwegs ist, geht zwischenzeitlich der Whiskey aus. Doch weiß er sich rasch Rat, da die Hütte des Trappers Hans, der ein recht guter Schwarzbrenner ist, nicht weit von ihm entfernt sein dürfte. Dort angekommen erwartet ihn ein herzliches Willkommen durch Hans, der vornehmlich als Pelzjäger hier draußen in der Wildnis sein Auskommen hat. Es wird ein ziemlich fröhliches Wiedersehen der beiden, welches mit reichlich Whiskey begossen wird.

 

Red Dust ist etwas widerwillig mit Braggshaw unterwegs und gerät mit diesem bei der Suche in die Nähe des Unterschlupfes der Dobbsons. Melvin Dobbs, der als Wache dort zurückgeblieben ist, schießt auf die beiden und in einem Handgemenge zwischen Red Dust und Melvin wird dieser von Braggshaw niedergeschossen. Red Dust widerstrebt es den Verletzten einfach liegen zu lassen und machen sich beide nach einem heftigen Wortwechsel auf den Weg zur Hütte der Dobbson-Brüder. Dort werden sie in sicherer Entfernung Zeuge, wie sich die versammelten Brüder auf den Weg machen, um sich auf die Suche nach dem Geldboten zu begeben. Aber es gibt auch ein Wiedersehen mit Howard Frederick Calhoun, dem ehemaligen Kommissar für Indianerangelegenheiten, der bereits in Band 2 aufgetaucht ist und seinerzeit mit der Kasse durchgebrannt ist, um sich den Dobbson-Brüdern anzuschließen.

 

Die beiden Männer überwältigen Calhoun und versorgen Melvin in der Hütte. Da sie keine weitere Spur und zu allem Überfluss auch noch Calhoun in ihrer Obhut haben, machen sie sich wieder auf den Weg zurück zur Tripple Six Ranch. Auf der Ranch angekommen bringt Sid durch Zufall Red Dust auf die Idee, wo Pharaon Colorado abgeblieben sein könnte – bei Hans dem Trapper! Doch sind sie nicht die einzigen, denen dieser Gedanke kommt. Auch Comanche und Toby haben sich zwischenzeitlich bei ihrer Suche zur Hütte des Trappers aufgemacht.

 

Doch auch die Dobbson-Brüder hatten einen ähnlichen Verdacht und so liegen sie bereits im Unterholz und beobachten die Hütte von Hans, während Comanche und Toby eintreffen. Diese werden erst mal recht freundlich von den beiden leidlich angetrunkenen Männern empfangen, die noch keine Ahnung davon haben, was für ein Kampf ihnen in dieser Nacht noch bevorstehen soll. Es kommt zu einer Belagerung der Hütte und von Red Dust und den anderen Männern fehlt noch jede Spur.

 

Schreibstil & Artwork:

Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.

 

Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.

 

Seine voll kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.

 

Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer für „Comanche“ sowie einige Kurzgeschichten für diese Serie. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999, hinterließ er ein 19 Seiten umfassendes unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer von „Comanche“: „Red Dust Express“. Dieses wurde im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet.

 

Regnier war einer der wenigen herausragenden Autoren, der sowohl in dem Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch geniale Szenarien überzeugen konnte. Doch Regnier zeigte noch viele weitere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor, und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999

 

Hermann wurde 1938 in Bévercé in der Nähe von Lüttich in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“, wobei er für das Magazin „Spirou“ seinen ersten eigenen Comic schrieb und zeichnete.

Greg erkannte sein Talent und bat ihn, weiterhin als Comiczeichner zu arbeiten. 1966 begann er mit Greg als Texter mit der Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien. 1969 kam als weitere Serie „Comanche“ hinzu.

1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu.

Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).

 

Als einer der wohl bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder die Darstellung von Technik handelt – er schafft es sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meines Erachtens nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Der dritte Band der Reihe „Comanche“ erscheint als gebundenes Hardcover im Großformat in der vom Splitter Verlag gewohnt hochwertigen Druckqualität. Die 72-seitige Ausgabe beinhaltet die Albenausgabe und einen sehr lesenswerten Anhang mit zusätzlichem Material und einigen interessanten Informationen über die Reihe, die von Volker Hamann editorisch zusammengetragen wurde.

 

Durch das frequenzmodulierte Feinraster präsentiert sich „Comanche“ zudem in einer tadellosen Bildqualität, wie man sie bei Neuauflagen älterer Ausgaben nicht überall zu sehen bekommt. Durch die technische Bearbeitung wurde der mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommene Comic optisch auf ein Level gehoben, wie es ihm als Klassiker gebührt und nicht nur Sammlerherzen höher schlagen lässt. Ein ganz besonderes Schmuckstück dürfte sicherlich auch diesmal wieder das Titel-Cover sein, welches als herausnehmbarer Kunstdruck im Einband beigefügt ist. Insgesamt kann man bei dem vorgelegten Preis-Leistungs-Verhältnis für diese Edition, als Sammler oder aber einfach nur als Liebhaber „klischeebehafteter Western-Geschichten“, nur vollends zufrieden sein, da man eine Edition in Händen halten, die diesen Namen auch verdient.

 

Fazit:

Die grundlegende Idee von „Comanche“ ist eigentlich sehr einfach: Eine fast schon herkömmliche Geschichte aus dem „Wilden Westen“, die vor Klischees strotzt und mit ihren sympathischen Helden und fiesen Schurken keinen sonderlich großen Wert auf intellektuellen Tiefgang legt, sondern einfach nur unterhalten möchte. Aber auch in diesem Band gibt es eine weitere Facette zu entdecken, welche die Besitzerin der Tripple Six Ranch, Comanche, wenn auch beiläufig, in einem Dialog mit Toby zur Sprache bringt. Der „Wilde Westen“ nähere sich seinem Ende und eine neue Zeit breche für das Land an, in dem sich nicht mehr alles um Revolverhelden und deren Taten dreht, sondern die Zivilisation mit Recht und Gesetz langsam Fuß fasst.

 

Wer ein Faible für die Western-Reihen „Jerry Spring“ oder „Leutnant Blueberry“ hat, sollte auf jeden Fall zugreifen. Für mich persönlich – auch als ZACK-Leser der ersten Stunde – war es ein großes Vergnügen den kompletten Comic in dieser absolut hochwertigen und sorgfältig editierten Ausgabe in Händen zu halten und zu lesen. Ansonsten dürfte es letztlich eine Geschmacksfrage sein – wer die etwas antiquierten Geschichten aus dem Wilden Westen mag, dürfte hier hervorragend aufgehoben sein. Für mich persönlich ein Stück Kindheitserinnerung, die nach vielen Jahren immer noch nichts von ihrem Charme verloren hat. Absolute Kaufempfehlung – nicht nur für Sammler!