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Hellboy 10 - Die wilde Jagd
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 30.06.2010
Autor:Mike Mignola, Duncan Fegredo
Übersetzer:Gunther Nickel
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Hellboy
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-81-6
Inhalt:190 Seiten, Din A5 Hardcover, Inhalt komplett in Farbe, US-Originale: Hellboy: The wild Hunt
Preis:22,00 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Als sich im England der Neuzeit die Riesen aus dem keltischen Sagenreich aus ihren Gräbern erheben und auf Erden wandeln, wird Hellboy von einer mysteriösen Versammlung gebeten, an der wilden Jagd teilzunehmen. So gerät Hellboy zwischen die Fronten eines übernatürlichen Konfliktes, der seit den Zeiten von König Artus und seiner Tafelrunde in Britannien tobt und die Grenzen zwischen den Reichen der Menschen und der "anderen Völker" einzureißen droht. Inmitten alter keltischer Sagen und Geheimnisse begibt sich der Held aus der Hölle auf die Suche nach seiner Vergangenheit und trifft dabei auf Morgan le Fay und das legendäre Schwert Excalibur, das einst von König Artus aus dem Stein gezogen wurde...

 

Schreibstil & Artwork:

"Die wilde Jagd" ist wieder eine komplett zusammenhängende Storyline, die in sieben Kapitel unterteilt ist und Hellboy sehr geschickt mit der legendären Artus Sage verknüpft. Dabei trifft Hellboy-Autor und Erfinder Mike Mignola wie immer genau den richtigen Ton seines Schützlings. Auf der einen Seite humorvoll und actionreich, auf der Anderen düster und bedrohlich, präsentiert sich eine durchdacht wirkende und von der ersten Seite an fesselnde Geschichte, die sehr viel Licht in Hellboys Vergangenheit und Herkunft bringt. Dabei gibt es einige Wendungen und Änderungen, die sehr überraschend sind und einige Ereignisse, die erahnen lassen, wohin die Reise des roten Halbdämons noch führen wird. Ob dabei wirklich die Prophezeiung erfüllt wird - Hellboy wurde angeblich auf die Erde geschickt um diese zu vernichten - bleibt dabei natürlich immer noch offen, aber auch hier gibt es einige neue Hinweise und Andeutungen. Sehr interessant wird es aber mit Mignolas Ideen, um Hellboys tatsächlicher Herkunft. Bisher wusste man ja nicht so genau, woher der rote Dämon stammte, nur das er bei einem Experiment des Magiers Rasputin zur Nazi-Zeit plötzlich auftauchte, wenn auch am falschen Ort. In "die wilde Jagd" erfährt der Leser aber endlich mehr, beispielsweise wer Hellboys Eltern sind.

Das alles wird mit einer ansprechenden Erzählung um die Artus Sage verstrickt. Außerdem bahnt sich eben ein Krieg der übernatürlichen Wesen an und auch hier ist Hellboy mitten drin und ein Dreh und Angelpunkt. Im Gegensatz zu den meisten vorigen Geschichten, gibt es in diesem Zyklus ziemlich viel Text, was aber in der Natur der Geschichte liegt und wahrscheinlich anders nicht ansprechend genug realisierbar wäre. Hellboy hingegen bleibt wie immer wortkarg und verteilt lieber zu meist bissige Bemerkungen, als das er große Reden schwingt - das erledigen Andere.

 

Wie schon in Band 9 stammen die Artworks wieder nicht von Mignola selbst, sondern von Duncan Fegredo, der wieder einmal zeigt, das er es drauf hat. Auch wenn es schade ist, das der geistliche Hellboy-Vater selbst das Szepter hinsichtlich der Zeichnungen an jemanden anderen weitergegeben hat, so hat er scheinbar aber sehr genau drauf geachtet, wer seine Nachfolge antritt, denn Fegredos Stil ist dem von Mignola doch sehr ähnlich und man muss schon zweimal hinsehen, damit man die echten Unterschiede erkennt. Fegredos Illustrationen sind ein wenig detailreicher als die von Mignola und er spielt auch nicht ganz so stark mit Licht und Schatten-Effekten, wie Mignolas es tut, aber dennoch: der Künstler trifft den Ton von Hellboy nahezu perfekt und zeigt ein enorm anspruchsvolles Artwork, das hervorragend zu Hellboy passt ohne aber wie eine Kopie von Mignola zu wirken. Seit Band 8 ist Hellboy in Farbe, wodurch die starken Licht-Schatten-Elemente von Mignola sowieso nicht mehr ganz so stark zur Geltung kommen. Dafür gibt es aber eine dezente Kolorierung, die die Optik meiner Meinung nach generell aufwertet. In Farbe sieht es einfach moderner und besser aus. Das mag zwar Geschmackssache sein, ich empfinde es aber so. Die Kolorierung ist dabei wie gesagt dezent und vor allem düster melancholisch gehalten. Vor allem dunkle Braun-, Grau- und Blautönen werden gerne benutzt und nur bestimmte Elemente - wie der Protagonist selbst - erhalten kräftige herausstechende Farben. Klasse.

 

Qualität & Übersetzung:

Auch der zehnte (Jubiläums)band ist wieder üppig und umfasst satte 190 Seiten. Verlagsüblich (zumindest für diese Serie) erscheint der Comic in einem Hardcover-Band und kommt im handlichen Din-A5 Format. Was ich davon prinzipiell halte, habe ich schon mehrmals gesagt: ich persönlich finde das Original-US-Format besser, da es größer ist und die Panels damit eindrucksvoller aussehen, aber das deutsche Format ist davon abgesehen auch wirklich okay. Optisch fügt sich der Band nahtlos zu der Reihe hinzu und auch Übersetzung und Lektorat erscheinen sehr gut gelungen. Produktionstechnisch bewegt sich Hellboy auf höchstem Niveau: Papier, Druck und Bindung sind hochwertig und damit quasi perfekt. Nicht perfekt ist dagegen der Preis von 22 Euronen, aber angesichts des Umfanges und der hochwertigen Qualität des Buches, erscheint der Preis dennoch angemessen.

Auch dieser Band kommt mit ein par netten Extras. Ein Vorwort von Mark Chadbourn macht den Anfang. Am Ende des Bandes gibt es ein umfangreiches Sketchbook von Fegredo und Mignola, bei denen beide einige Kommentare zum Besten geben. Außerdem gibt es ein kurzes Interview zum 20 jährigen Hellboy-Jubiläum mit Mignola selbst.

 

Fazit:

Meister Mignola treibt seinen Plot um Hellboy mit großen Schritten voran und enthüllt eine ganze Menge an Antworten und Geheimnissen um den roten Helden in diesem Band. Dabei schafft er aber auch Platz für neue Fragen und legt den Grundstein für die weitere Entwicklung der Story, wie seines Helden. Sehr geschickt flechtet er dabei die Artus Saga in seine Erzählung mit ein, man darf hier gespannt sein, was das in Zukunft noch mit sich bringt und welche Ideen Mignola noch so im Hinterkopf bereit hält. "Die wilde Jagd" ist ein wenig anders als die vorigen Geschichten, denn sie enthüllt einfach mehr und bereitet viele neue Ideen vor. Dabei trifft sie wie immer mit der richtigen Mischung aus Action, Humor, Horror und Mystery den generellen Ton von Hellboy. Die Artworks von Duncan Fegredo sind atemberaubend schick und stellen auf jeden Fall eine würdige Mignola-Nachfolge dar, denn sie sind dem eigentlichen Hellboy-Stil ähnlich, haben aber auch ihren eigenen Charme.

Der mittlerweile zehnte Band von Hellboy ist wieder ein absoluter Kracher und überzeugt auf ganzer Linie. Hellboy Fans kommen auch an diesem Werk einfach nicht vorbei. Absolute Klasse!