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Inhalt (Achtung – Spoiler!):Mit dem Tod seines Vaters hat der Bouncer als letzter Abkömmling der Nachaches auch die Verantwortung übernommen, als Wächter des Heiligen Gebietes zu dienen. Die Apachen aus dem nahe gelegenen Reservat erscheinen in Barro-City und Häuptling Toro Negro will den Bouncer auf die Probe stellen – er soll gegen Osco Loco, seinen besten Krieger kämpfen. Falls der Bouncer den Kampf gewinnt, so werden die Apachen den Bouncer als Erbe akzeptieren. Der Bouncer gewinnt den Kampf Mann gegen Mann, doch verschont er Osco Loco, der sich daraufhin aus Scham selbst tötet. Das ist zu viel für die neue Lehrerin, die zur gleichen Zeit in Barro-City ankommt um ihre neue Stelle anzutreten und so fällt sie beim Anblick des sich selbst tötenden Indianers in Ohnmacht. Nicht unbedingt der beste Eindruck, den man am ersten Tag in Barro-City erhalten kann.
Yin-Li wurde zwischenzeitlich mit einem Chinesen verheiratet, da ihre Mutter das Leiden ihrer Tochter wegen der unerwiderten Liebe durch den Bouncer nicht länger ertragen konnte. Der Bouncer lernt im Badehaus Hauinan Zi, den Mann von Yin-Li kennen, wird aber von Blabbermouth unterbrochen, der ihm Neuigkeiten zu erzählen hat. Seiner Kenntnis nach will Hauptmann Gallagher den Apachen eine Wagenladung Whiskey als Geschenk bringen, um dann deren Rausch auszunutzen und sie alle umzubringen. Der Bouncer zögert keine Sekunde und macht sich auf den Weg ins Reservat.
Unterdessen bekommt die neue Lehrerin Besuch von Richter Bellamy, Bürgermeister Rowe, Sheriff Lyndon und Pfarrer Perez. Das Gespräch dreht sich schließlich um den Vorfall in der Stadt, bei welchem der Indianer sich tötete. Man erzählt ihr, die Existenz von Barro-City verdanke man der großzügigen Unterstützung von Madam Carolyn Harten, einer sehr reichen Witwe, die über gewaltige Ländereien verfüge. Das nächste Gebiet das sie begehrt, ist das Land, auf dem sich das Reservat der Apachen befindet. Gemeinsam mit Hauptmann Gallagher, der eine Bande von Berufskillern kommandiert und sich für eine offizielle Armee hält, wird sie alles daran setzen, dieses Land auch zu bekommen. Zudem hat sie sich mit einem Banditen namens Axe-Head verbündet, der in Barro-City erwartet wird und seine fünf Söhne hier zur Schule bringen will. Der Name rührt von dem Überbleibsel eines Kampfes, bei dem das Metallstück einer Axt im Kopf des Banditen stecken blieb und operativ nicht entfernt werden kann. Doch leider führt dieses Metallstück auch immer wieder zu mörderischen und unglaublichen Wutausbrüchen. So macht die Lehrerin abends Bekanntschaft mit dem widerlichen Axe-Head und seinen fünf Kindern.
Der Bouncer hingegen kann im Reservat nichts mehr ausrichten. Auf seinem Weg zu den Apachen rettete er eine Indianern aus den Händen von Gallaghers Männer und wurde dabei selbst verletzt. Als er nach zwei Tagen im Lager der Indianer wieder zu Bewußtsein kommt, ist es zu spät. Alle Indianer sind betrunken und nicht mehr in der Lage sich zu verteidigen als Hauptmann Gallagher und seine Männer das Lager angreifen. Gemeinsam mit Sakajawea, der Tochter von Toro Negro, kann der Bouncer sich durch einen Sprung in den Brunnen retten, als das Feuer eröffnet wird.
Die Kinder von Axe-Head entpuppen sich nicht unbedingt als brave und folgsame Kinder, sondern vielmehr als kleine Verbrecher, die mit Leichtigkeit die Wachen vor der Bank überrumpeln, gestandenen Männern die Kehle aufschlitzen und mit Dynamit den Tresor sprengen um mit der Beute zu fliehen. Doch die Beute ist nicht für sie alleine – sie wird an Axe-Head persönlich ausgeliefert, der sehr stolz auf seine Kinder ist!
Bouncer und seine Gefährtin schaffen es sich durch den unterirdischen Fluss, der den Brunnen speist zu retten und gelangen zurück nach Barro-City. Hauptmann Gallaghers Männer haben sich im „Infierno Saloon“ niedergelassen und treffen hier auf den Bouncer, der ebenso wie Sakajawea auf Rache für den Tod der Apachen sinnt. Es dauert auch nicht lange, bis es zum ersten Schusswechsel kommt, als die Männer über den einarmigen Bouncer spotten und abschätzig über Indianer sprechen. Der Bouncer schafft es gegen die Überzahl der Männer kämpfen und als später Verstärkung eintrifft, gelingt es ihm mit der Hilfe von Job auch die restlichen Männer – nicht zuletzt auch durch Feuer – zu töten.
Axe-Head und Madam Carolyn Harten treffen zum ersten Mal aufeinander und rasch wird deutlich, wofür Axe-Head das Geld gebraucht hat. Er will von Dr. Lowly, dem Leibarzt von Madam Harten operiert werden, der sich durchaus auf das Entfernen des Metallstückes versteht. Hauptmann Gallagher hingegen unterrichtet Madam Harten darüber, das der Bouncer sämtliche Männer erschossen oder verbrannt hat – ein Glücksfall, da man somit keine Mitwisser mehr hat über den Überfall bei den Apachen. Madam Harten macht den Anwesenden Männern an einer Karte deutlich, das sie den Landstrich benötigt, auf dem sich der unterirdische Fluss befindet. Denn nur wer die Macht über das Wasser in diesem Landstrich hat, der hat auch die Macht über die Farmer und alle anderen. Doch es gibt ein Problem – die Quelle des Flusses befindet sich unter dem Boden des Besitzes von Seth, dem Neffen des Bouncers. Als wäre das noch nicht genug stürzt sich der Bouncer geradewegs selbst in ein neues Problem, da sich die neue Lehrerin als Schwester von Madam Harten entpuppt, die den Bouncer für Zwecke einspannen möchte um ihre Schwester zu stoppen.
Schreibstil & Artwork:Alexandro Jodorowsky wurde 1929 als Sohn russischer Emigranten in Iquique (Chile) geboren. Auf eine unruhige Jugend folgte ein unstetes Leben, in der er sowohl die Literatur als auch das Medium Film für sich entdeckte und sich einen Namen als Filmschaffender von internationalem Rang mit Werken wie „El Topo", „La Montagne Sacrée" oder „Tusk" machte. Dabei zeigte Jodorowsky durchaus Talent eigene Comics zu zeichnen, wie beispielsweise die Serie „Fabula Panicas“, die wöchentlich im mexikanischen Magazin „Heraldo Cultural“ erschien. Sein eigentliches Debüt im Bereich Comics machte Jodorowsky 1966 in Mexiko mit dem Szenario der futuristischen Saga „Anibal 5", die von Manuel Moro illustriert wurde. 1978 traf er Jean Giraud, besser bekannt als Moebius, mit dem er an einer Filmadaption des Romans „Dune" arbeitete. Für Moebius, schuf er mit „John Difool" auf Anhieb ein Meisterwerk der Science-Fiction- und Fantasy-Comic-Literatur. 1982 entwarf Jodorowsky für den Zeichner Arno das Szenario zu „Alef-Thau". Über die Jahre hinweg folgten zahllose weitere Szenarien für bekannte Zeichner, darunter beispielsweise „Das weiße Lama" (mit Bess), „Die Meta-Barone" (mit Juan Gimenez), „Lust und Glaube" (mit Moebius), „Mondgesicht" (mit François Boucq), „Die Saga von Alandor“ (mit Cadelo) sowie 1997 „Die Techno-Väter“ (mit Janjetov und Frédéric Beltran).
Mit „Wo ein Vogel am schönsten singt“ betätigte er sich zudem als Buchautor. 1996 gewann Jodorowsky auf dem Comic-Salon in Angoulème den begehrten „Alph’art“ für das beste Szenario für seine neue Comic-Serie „Juan Solo“. 1999 widmete man ihm dort eine Retrospektive über sein jahrelanges Schaffen als Filmemacher und Szenarist, als Romancier und Poet mystischer Dichtung. Seit 2001 arbeitet er gemeinsam mit dem Zeichner François Boucq an der Western-Reihe „Bouncer“, wobei er sich auch hier zwischendurch Zeit nimmt, um beispielsweise in 2002 gemeinsam mit Jean-Claude Gal an der Reihe „Diosamante“ zu arbeiten.
Eigentlich schien es, als hätte Jodorowsky mit dem fünften Band die Reihe der Geschichten um den „Bouncer“ beenden können. Doch – wie sollte es auch anders sein – steckten scheinbar schon wieder neue Ideen in seinem Kopf, zumal der Bouncer das Erbe seines Vaters angetreten hat und der letzte lebende „Verteidiger“ des Landes seiner indianischen Vorfahren ist. Das wäre sicherlich auch ein gelungener Aufhänger für eine neue Episode, aber leider scheint mir Jodorowsky diesmal etwas zu stark über das Ziel hinaus zu schießen.
Bislang war seit dem ersten Band mit keinem Wort die Rede von Madam Carolyn Harten, einer weiteren skrupellosen Großgrundbesitzerin, die sich anschickt das moralisch verdorbene Erbe des verstorbenen Clark Cooper anzutreten und das Stammesgebiet der Apachen an sich zu reißen und die unbehelligt mit einem scheinbar irrsinnigen Arzt in der Nähe von Barro City in einem Haus wohnt, welches in einem Canyon erbaut wurde und mich irgendwie an das Haus aus dem Film „Psycho“ erinnert. Gemeinsam mit Hauptmann Gallagher schafft sie es die Apachen zu töten, doch was dann wiederum folgt, wird immer skurriler: Nachdem der Bouncer Gallaghers Männer ausgeschaltet hat, taucht der Killer Axe-Head nebst seinen Kindern in der Stadt auf. Seit einigen Jahren stecken die Reste einer Axt in seinem Kopf und bislang konnte diese nicht entfernt werden und dann gibt es noch die verworrene Familiengeschichte der neuen Lehrerin.
Die Geschichte mag recht komplex und in sich geschlossen sein, doch diesmal geht diese Konstruktion von Jodorowsky nicht richtig auf, da sie einen sehr überdrehten und halbherzigen Eindruck macht. Abstruse Wendungen, die man ihm in den anderen Bänden verziehen hat, wirken nunmehr fast schon ärgerlich. Dennoch ist es trotz dieser mal mehr oder weniger offensichtlichen Schwächen dieses Bandes durchaus ein kurzweiliges Vergnügen dem Geschehen in Barro-City zu folgen.
Der französische Comiczeichner François Boucq wurde am 28.11.1955 in Lille geboren. Seine ersten Zeichnungen, bei denen es sich um politische Karikaturen handelte, veröffentlichte er 1974 in dem politischen Wochenmagazin „Le Point“. Nach einigen Serien begann er 1983 regelmäßig für das zwischen 1978 – 1997 erschienene Comic-Magazin „À Suivre“ zu zeichnen. Aus diesen Werken entstanden später „Les Pionniers de l'Aventure Humaine“ („Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“), „Point de Fuite pour les Braves” und „La Pédagogie du Trottoir“. Für „Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“, auf Deutsch erschienen im Alpha Comic Verlag, gewann Boucq 1992 den Max-und-Moritz-Preis.
Zusammen mit Jérôme Charyn arbeitete er an „La Femme du magicien“ (dt.: „Die Frau des Magiers“) und „Bouche du Diable“ (dt.: „Teufelsmaul“), mit Alexandro Jodorowsky an „Face de Lune“ (dt.: „Mondgesicht“), welche sich inzwischen auch in Deutschland auf drei Bände erstreckt. 1998 gewann er den „Grand Prix de la Ville d'Angoulême“ des „Festival International de la Bande Dessinée d'Angoulême“. Seit 2001 arbeitet er abermals mit Jodorowsky als Szenarist an der Westernreihe „Bouncer“ zusammen. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind die ersten beiden Bände der Serie „Janitor“, die er gemeinsam mit dem Szenaristen Yves Sente schuf.
Seinen ganz persönlichen Stil für die Reihe „Bouncer“ hat François Boucq innerhalb kürzester Zeit gefunden und so bleibt er auch in diesem Band nicht nur weiterhin auf einem qualitativ hohem Niveau sondern beeindruckt den Leser auch immer wieder mit neuen und raffiniert in Szene gesetzten Bildern. Wie bereits in den vorhergehenden Bänden gestaltet Boucq seine Panels sehr klassisch und das Auge des Betrachters erwarten keine außergewöhnliche neumodische Kompositionen aus verschiedenen Perspektiven, Einstellungen oder ähnliches. So erinnern die durchaus ruhigen und sehr gefällig in Szene gesetzten Bilder weitestgehend an die Kameraeinstellungen von Italo-Western, wobei Boucq es allerdings auch sehr gut versteht drastische und actionreich Sequenzen umzusetzen! Die Kolorierung in diesem Band stammt von Sébastian Gérard und der sich diesmal gemeinsam mit François Boucq in überwiegend erdigen und schmutzigen Brauntönen austobt.
Eine weitere beeindruckende Fähigkeit stellt Boucq allerdings auch wiederum unter Beweis: Seine Fähigkeit den oftmals skurrilen und degenerierten Charakteren, die aus der manchmal kruden Gedankenwelt von Jodorowsky stammen, nicht nur ein Gesicht zu verleihen sondern regelrecht Leben einzuhauchen, egal ob es sich um Axe-Head oder den verrückten Arzt Dr. Lowly von Madam Harten handelt.
Ansonsten gilt wiederum meine gut gemeinte Warnung für diese Reihe, die nicht in Kinderhände gehört und auch keinen zarten besaiteten Menschen als Bettlektüre empfohlen sei!
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungIn Punkto Qualität und Verarbeitung kann der Hardcoverband auf jeden Fall überzeugen, insbesondere wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis in Betracht zieht. Die Übersetzung erfolgte in diesem Band durch Horst Berner, der mit sicherem Gespür der Reihe ihre eigene Sprache verliehen hat. In Sachen Ausstattung gibt es allerdings auch weiterhin keine Extras wie beispielsweise Skizzen oder Wissenswertes über die Autoren.
Fazit:Immer wieder habe ich in den vorhergehenden Bänden der Reihe Jodorowsky gescholten, manche seiner Ideen seien sehr konstruiert und hierdurch leide die grundsätzlich recht gut aufgebaute Handlung. Allerdings bewegte er sich dabei immer in einem vertretbaren Rahmen, so das man ihm manche Entgleisung nicht unbedingt übel nahm. Was sich Jodorowsky allerdings nun mit der „Schwarzen Witwe“ und einigen anderen neuen Charakteren hat einfallen lassen, übersteigt allerdings ein wenig meine Toleranz gegenüber dieser ansonsten sehr empfehlenswerten Reihe. Hier wird der Begriff „Kreativität“ zu stark strapaziert und der „Kunst-Western“ kippt manchmal ein Stück in die Belanglosigkeit ab, da der eine große Oberbösewicht gegen Ende des letzten Bandes gestorben ist und man scheinbar dringend gleichwertigen Ersatz braucht, den man kurzerhand aus dem Hut zaubert.
Ich möchte an dieser Stelle Jodorowsky für seine zum Teil recht abstrakten Einfälle in „Die Schwarze Witwe“ nicht in Grund und Boden verfluchen und betrachte diesen Band eher als Ausrutscher in einer bislang sehr guten Reihe, zumal François Boucq – wie gewohnt – hervorragende und stimmungsvolle Bilder liefert. Allerdings sollte sich Alexandro Jodorowsky bei seiner weiteren Konzeption schnell wieder auf seine bisherigen Tugenden besinnen und die Reihe wieder in die richtige Richtung bugsieren.
Wer bislang seine Freude an der Reihe „Bouncer“ hatte, wird unter Umständen von diesem sechsten Band enttäuscht sein. Doch sollte man diesen Fehltritt verzeihen, da es durchaus spannende Momente gibt und die Geschichte sich trotz einer recht holprigen Fahrt gegen Ende doch etwas versöhnlicher zeigt.
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