Links zur Rezension Inhalt:Red Dust ist seit mehreren Monaten auf der Spur von Russ Dobbs. Glücklicherweise ist allerdings in den letzten Wochen der Vorsprung von Dobbs geschrumpft und dürfte nur noch knapp 24 Stunden betragen. So macht sich abends Red Dust müde auf den Weg ins „Cheyenne Trail Inn“ um ein Dach über dem Kopf zu haben, wo man ihn zunächst selbst für den berüchtigten Dobbs hält. Dieses Missverständnis lässt sich allerdings rasch aufklären und er macht Bekanntschaft mit einigen anwesenden Reisenden, die auf die Weiterfahrt mit der Postkutsche am nächsten Tag warten. Unter den Anwesenden sind Leighton Hart, dessen Bruder von Dobbs getötet wurde, Amos J. Coogan, ein Vertreter für Waffen, Bombardier Cavendish, ein Boxer, Shaver Sharp, ein Berufsschütze, der im Zirkus und auf Jahrmärkten auftritt und Isadora Davenport.
Zur großen Überraschung stellt Red Dust am nächsten Tag fest, dass die Postkutsche von seinem alten Freund Sid Bullock gelenkt wird. Von ihm erfährt er, dass seine Kutsche von Dobbs und einem maskierten Begleiter überfallen worden ist und Jack O´Malley, der als Begleitschutz angeheuert war, erschossen wurde. Da es wahrscheinlich keinen besseren Lockvogel für einen weiteren Überfall als Amos J. Coogan mit seinem Gepäck geben dürfte, beschließt Red Dust die Postkutsche zu begleiten.
Red Dust vermutet einen Angriff auf die Kutsche an der Brücke über den Black River und tatsächlich stößt er hier auf Dobbs, der damit beschäftigt ist, einen Steinschlag an einem Abhang vorzubereiten. Bevor er jedoch Dobbs habhaft werden kann, wird Dust von dessen Komplizen niedergeschlagen und er bleibt bewusstlos liegen. Da die Kutsche sich nähert, bleibt den beiden keine Zeit sich um Red Dust zu kümmern und der vorbereitete Steinschlag trifft die Kutsche und reißt sie von der Brücke in die Tiefe. Glücklicherweise ließ Bullock vor der Auffahrt auf die Brücke die Fahrgäste aussteigen und so reißt es nur ihn und später Cavendish in den Fluss.
Während Dobbs und sein Komplize sich in Richtung des Flusses begeben, um sich ihre Beute aus der Kutsche zu holen, schafft es Red Dust sich zu seinem Pferd zu schleppen, welches ihn bis zur nahegelegenen Farm der Ryans schafft. Hierher wurden auch Bullock und Cavendish von der Strömung des Flusses getrieben und die Ryans kümmern sich um die verletzten Männer. Allerdings tauchen kurz darauf auch Dobbs und sein Begleiter auf, die auf der Suche nach der Tasche von Coogan sind, in der sich Waffen und Munition befinden. Scheinbar hat die Strömung des Flusses die Tasche bis zur Biegung an der Farm der Ryans mitgerissen. Dobbs erschießt Ambrosius Ryan, der sein Anwesen in Gefahr sieht, und macht sich mit der gefundenen Tasche aus dem Staub. Red Dust macht sich trotz seiner Kopfverletzung an die Verfolgung der beiden Männer, da er sich kurz vor dem Ziel sieht.
Die anderen Insassen der Kutsche schaffen es zu Fuß und mit der Hilfe eines Farmers bis zu dem kleinen Ort Pike´s Junction - doch irgendetwas scheint in diesem Ort nicht zu stimmen: Harry Nash, der örtliche Sheriff, wurde erhängt und so gibt es ein Wiedersehen mit Dobbs und seinem Komplizen, der niemand anderes als Doc Wetchin ist, und die beide damit beschäftigt sind die Bank von Pike´s Junction auszurauben – so werden die vier Reisenden kurzerhand zu deren Gefangenen. Bei einem Handgemenge von Shaver Sharp und Doc Wetchin bricht sich dieser ein Bein und so flüchtet Dobbs gemeinsam mit Wetchin auf einem Fuhrwerk aus Pike´s Junction.
Zwischenzeitlich erreicht auch Red Dust Pike´s Junction und wird über die Geschehnisse informiert. Ihm bleiben nur zwei Möglichkeiten – entweder versucht Wetchin zu einem Doktor in der Nähe von Cheyenne zu kommen oder zu dem auf dem Weg nach Laramie. In Begleitung von Shaver Sharp macht sich Red Dust in Richtung Laramie auf, wo sie auch auf den angeschossenen Doktor treffen, der sich um das gebrochene Bein von Wetchin gekümmert hat und nach dessen Aussage sich Dobbs und Wetchin nach Laramie weitermachen wollten.
Ein Versuch, Doc Wetchin unterwegs zu stellen, schlägt fehl und Shaver Sharp wird hierbei an der Hand verletzt. So macht sich Red Dust alleine weiter nach Laramie, wo er in der Stadt auf Cavendish trifft, der mit Sid Bullock vor kurzem hier angekommen ist. Gemeinsam machen sie sich in den Saloons auf die Suche nach Dobbs und Wetchin, die sich beide irgendwo in Laramie aufhalten müssen.
Schließlich trifft Red Dust auf Doc Wetchin, der in einem Saloon in ein Pokerspiel vertieft ist und der ihm unter vorgehaltener Waffe von Dust verrät, das sich Dobbs in einem der oberen Zimmer befindet. Doch Dobbs ist durch den Lärm im Saloon vorgewarnt und es kommt zu einer Schießerei zwischen Red Dust und Dobbs, die ihr Ende in einer dunklen Seitenstraße von Laramie finden soll.
Schreibstil & Artwork:Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.
Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.
Seine kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer für „Comanche“ sowie einige Kurzgeschichten für diese Serie. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999, hinterließ er ein 19 Seiten umfassendes unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer von „Comanche“: „Red Dust Express“. Dieses wurde im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet.
Regnier war einer der wenigen herausragenden Autoren, der sowohl in dem Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch geniale Szenarien überzeugen konnte. Doch Regnier zeigte noch viele weitere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor, und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999.
Hermann wurde 1938 in Bévercé, in der Nähe von Lüttich, in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“, wobei er für das Magazin „Spirou“ seinen ersten eigenen Comic schrieb und zeichnete. Greg erkannte sein Talent und bat ihn, weiterhin als Comiczeichner zu arbeiten. 1966 begann er, mit Greg als Texter, mit der Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien. 1969 kam als weitere Serie „Comanche“ hinzu. 1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu. Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).
Als einer der wohl bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe, sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder die Darstellung von Technik handelt – er schafft es sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meines Erachtens nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die gebundene Hardcover-Ausgabe des Splitter-Verlages, die als Band 4 in der Reihe „Comanche Collectors Edition“ erschienen ist, dürfte das Herz jedes Sammlers höher schlagen lassen. Neben der gewohnt soliden Verarbeitung gibt es wiederum, als Beilage, das Titel-Cover als herausnehmbaren Kunstdruck, der im Einband beigelegt ist. Zudem besticht die 64-seitige Ausgabe durch eine hochwertige Druckqualität und ein sehr informatives Nachwort von Volker Hamann, der sich mit der Entstehung der kontrovers und kritisch diskutierten Geschichte von „Roter Himmel über Laramie“ auseinandersetzt und das mit zusätzlichen Skizzen und Abbildungen aufwarten kann. Die Übersetzung stammt wiederum von Marcus Schweizer.
Neben der Wiederherstellung der ursprünglichen, ungekürzten und nicht retuschierten Fassung wartet dieser Band mit einer tadellosen Bildqualität auf, die durch die technische Nachbearbeitung in dieser Form bislang noch nicht vorlag. So kann man als Sammler oder einfach nur als Liebhaber „klischeebehafteter Western-Geschichten“, vollends zufrieden sein, da man mit dem vorliegenden Band eine Ausgabe in Händen hält, die den Namen „Collectors Edition“ auch verdient.
Fazit:Nach nunmehr fast 30 Jahren hat es ein deutscher Verlag endlich geschafft, eine komplette und gänzlich unzensierte Ursprungsfassung von „Roter Himmel über Laramie“ zu veröffentlichen und etwas verwundert muss man schon seine Augen reiben, wenn man liest wie weit die damalige Selbstzensur ging, um die jugendlichen Leser vor vermeintlich brutalen Auswüchsen zu schützen. Für heutige Verhältnisse sind die nunmehr wieder hergestellten Szenen in ihrer Darstellung fast schon als „harmlos“ einzustufen, wenn man sich das weite Spektrum der Comiclandschaft anschaut und für so manchen Leser dürfte sich erst jetzt so manch offen gebliebene Frage nach der Handlung von Comanche – insbesondere bei dem ehemals fast komplett geänderten Schluss – erschließen.
Auch wenn die Akteure der Tripple Six Ranch in diesem Band in den Hintergrund treten, während der Leser Red Dust bei seiner Suche nach Russ Dobbs begleitet, so tauchen doch in diesem Band einige sehr schöne andere Charaktere auf, die deutlich zeigen, mit welch sicherem Gespür es Greg und Hermann gelingt, neue Facetten in ihre Geschichte zu bringen. Sicherlich mag das Auftauchen des Kutschers Sid Bullock etwas konstruiert wirken, doch insgesamt verleiht es dieser Geschichte auch ein gutes Stück Vertrautheit mit einem bereits bekannten Charakter, der etwas raubeinig an der Seite von Red Dust steht.
Ein weiteres unterschwelliges Thema ist das sich langsam abzeichnende Ende der Ära des „Wilden Westens“, in dem kein Platz mehr für Selbstjustiz und Revolverhelden ist. Deutlich wird dies auch zu Beginn der Erzählung, als Richter Dillon in Erscheinung tritt, der in Greenstone Falls seinen neuen Job antreten soll und sich etwas verwundert über den lockeren Gebrauch von Schusswaffen äußert. Aber auch Sid Bullock spürt die Veränderung, da mit der Eisenbahn auch die Kutschen in das abgelegene Hinterland verdrängt werden und weite Entfernungen nunmehr immer schneller zurückgelegt werden können.
Die komplette „Ursprungsfassung“ dieser Geschichte erstmals in voller und unzensierter Länge lesen zu können, war für mich ein ganz besonderes großes Vergnügen. Zudem kann man in dem aufschlussreichen Anhang von Volker Haman etwas mehr über die damalige, etwas skurrile „Selbstzensur“ von „Comanche“ erfahren. Wer die etwas antiquierten Geschichten aus dem Wilden Westen mit ihren nicht immer eindeutigen Bösewichten und Helden mag, dürfte hier mit Sicherheit gut aufgehoben sein. Für mich besitzt diese Reihe ohnehin einen großen Charme, da ich die Geschichten zum Teil noch aus meiner Kindheit kenne und ich den Eindruck habe, das sie wirklich etwas Zeitloses besitzen. Absolute Kaufempfehlung – nicht nur für Sammler!
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