Links zur Rezension Frank Miller gehört zweifelsohne zu den Comicautoren, die das Genre in den letzten Jahrzehnten stark mitgeprägt haben. Man denke nur an „Die Rückkehr des dunklen Ritters“, eine Geschichte, die Batman in den späten 80ern zu einem neuen Boom verholfen hat und den Fledermausmann düsterer denn je dargestellt hat. Die Wellen dieses Werks sind auch heute noch bei zahlreichen Batman-Geschichten spürbar. Aber Frank Miller hat auch diverse andere skurrile, aber vor allem unkonventionelle Comicstories abgeliefert und gerade sein „Sin City“ von 1991 ist heute ein Klassiker – und das nicht nur wegen dem 2005er Film von Robert Rodriguez, bei dem unter anderem Bruce Willis, Mickey Rourke und Jessica Alba mitgewirkt haben.
Inhalt:"Ein lausiges Zimmer in einem lausigen Teil einer lausigen Stadt. Die Klimaanlage ist ein scheppernder Schrotthaufen, der einen Drink nicht mal kühl hält, wenn man ihn direkt davorstellt. Ich starre eine Göttin an. Sie sagt, sie will mich. Sie sagt, ihr Name sei Goldie."
Aber Goldie ist tot. Nach einer frivolen und alkoholreichen Nacht mit der Prostituierten, erwacht der Ex-GI und Psychopath Marv neben der Leiche von Goldie auf. Da er sich in Goldie verliebt hat, macht sich Marv auf die Suche nach ihrem Mörder und zieht auf seinem Rachefeldzug eine blutige Spur quer durch Basin City. Dabei führt ihn seine Odyssee quer durch alle Schichten der Stadt: runter in die vor Abschaum stinkenden Kneipen und in den Nuttenbezirk, aber auch nach oben, dort wo die Mächtigeren ihren schmierigen Geschäften und Vorlieben nachgehen. Marv boxt und schießt sich durch, doch bald muss er erkennen, dass das Geheimnis hinter dem Mord an Goldie ihn selbst endgültig zu Grunde richten könnte… aber das ist ihm egal!
Schreibstil & Artwork:Was direkt auffällt ist, dass Sin City komplett in schwarz-weiß präsentiert wird und dabei einen nahezu einzigartigen Stil aufzeigt. Frank Miller hat Sin City nicht nur geschrieben, sondern auch gezeichnet und das auf eine enorm stimmungsvolle Art und Weise, die so ziemlich alles an diesem Comic ausmacht. Na gut, nicht alles, denn die Story ist natürlich auch wichtig und auch hier überzeugt Miller mit einem packenden und prickelnden Handlungsstrang, der einer Odyssee gleicht. Interessant dabei ist, dass der Held des ersten Sin City Bandes eigentlich gar kein Held ist, sondern ein brutales und sadistisches A****loch, das eigentlich von den Lesern gehasst werden müsste. Aber dem ist ganz und gar nicht so, denn der Autor schafft es auf sehr geschickte Weise, dass man Marv als Leser lieb gewinnt und sympathisch findet. Zum Einen liegt das wohl an dem Grund, warum er den Mörder von Goldie so verzweifelt sucht, zum Anderen aber auch daran, dass Marv enorm viel einstecken muss. Und dann ist da noch die Stadt selbst, denn Marv ist ein Kind des gnadenlosen Sündenpfuhls Basin City, der nicht umsonst auch Sin City genannt wird. Außerdem gibt es – und das kann man durchaus verraten ohne zu spoilern – kein wirkliches HappyEnd und genau das ist es, was „Sin City“ so unglaublich authentisch und glaubwürdig macht.
Der Comic hat eine Gänsehaut erzeugende Stimmung und eine unglaublich dichte Atmosphäre, was zu 100% auf die Symbiose zurückzuführen ist, die Erzählung und Zeichnungen miteinander eingehen. Miller untermalt seinen düsteren und melancholisch brutalen Plot mit gehaltvollen und stilistisch anspruchsvollen schwarz-weiß Illustrationen, die mit harten Schatten und grellen Lichtern arbeiten (und dabei ein wenig an die ersten Hellboy-Comics von Mike Mignola erinnern… oder aber auch umgekehrt!). Miller setzt diese Lichter und Schatten ganz gezielt und gekonnt ein und erzeugt damit eine enorme Stimmung und das obwohl selbst die Gewaltdarstellung eher als skurril zu bezeichnen ist. So richtig kann man die Artworks auch nicht beschreiben oder in Worten wiedergeben. Schaut euch einfach die Leseprobe an. Auf jeden Fall sind bei „Sin City“ die Artworks und auch der Plot absolut stimmig und genau das macht diesen Comic zu einem Klassiker und zu einem der ganz großen Comics der letzten Jahrzehnte.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDie Cross-Cult-Auflage gibt es schon seit einigen Jahren und wurde vom Verlag mittlerweile schon zehnmal neu aufgelegt. Wie bei Cross-Cult oft üblich erscheint „Sin City“ im Din A5 Hardcover und ist von enorm guter und robuster Produktionsqualität. Zwar ist diese Edition durch das Format ein wenig kleiner als die erste Auflage, die in den 90ern bei Carlsen erschien, aber die hohe Qualität der Produktion macht das locker wieder wett. Allerdings hat das Ganze auch seinen Preis.
Fazit:Die „Sin City“ Serie ist ein Klassiker und der erste Band „Stadt ohne Gnade“ beweist das schon auf den ersten Seiten, denn der Autor schafft es unglaublich schnell eine enorm dichte Atmosphäre zu erzeugen. Das liegt vor allem an dem perfekten Zusammenspiel zwischen Erzählung und Illustrationen, die nur in schwarz-weiß zu sehen sind. Ein umwerfender Comic, der bei jedem Fan von skurrilen und gnadenlosen Comicgeschichten im Regal stehen sollte. Wer diesen Comic noch nicht kennt, sollte also auf jeden Fall einen näheren Blick riskieren, denn „Sin City“ ist einfach nur umwerfend gut und gilt nicht umsonst als Klassiker!
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