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Der zweite Band enthält die Geschichten „Das Nebelhorn", „Die Heilige Harfe" und „Das Geheimnis des König Artus".
Inhalt:„Das Nebelhorn "Begleitet von einer Eskorte, die ihm Ban Dosza ihm als Begleitung mitgegeben hat, kehrt Roland zu Burg Rotteck zurück. Er führt zwei Packpferde mit sich, die mit Gold und Geschenken beladen sind, doch seine Freude wird rasch getrübt, als er Golos Wappenschild im Kaminsaal ausmacht. Erzürnt über die Eskapade des jungen Ritters, der sein Lehen im Stich gelassen hat, um nach Ungarn zu reisen, hat König Artus dieses kurzerhand Golo übertragen. Roland tobt über diese Entscheidung, doch wird sein Wutanfall durch das Erscheinen von Gwendoline gebremst. Sie ist ungehalten über das Verhalten von Roland, der sowohl ihren Vater, König Artus, beschimpft, als das er auch sie im Stich gelassen hat, um einer fremden Frau nach Ungarn nachzujagen. Doch es ist zu spät, als Roland ihr im Zorn zu erklären versucht, dass er diese Frau für einen anderen Mann gerettet hat. Er verlässt auf seinem Pferd die Burg und reitet mehrere Tage Richtung Norden, bis ihn seine Irrfahrt schließlich an die Küste führt.
Als er abends in der Nähe des Strandes sein Lager aufschlägt, bemerkt er einen Mann, der regungslos in der tosenden See treibt und dem er das Leben rettet. Doch als der Wind den Ton eines Hornes heranträgt, steht dieser von seinem Lager auf und bricht kraftlos wegen seiner Verletzung zusammen. Am nächsten Tag erfährt Roland, das es sich bei diesem Mann um Hödr, Sohn des Einherjer Heimod, handelt, der auf der Flucht zu sein scheint. Als die beiden ein schwarzes Segel eines Schiffes am Horizont entdecken, auf dem sich die Häscher von Hödr befinden, verstecken sich beide in einer nahegelegenen Höhle an dem Küstenstreifen, wo der Nordmann Hödr von seinem Schicksal erzählt:
Sein Volk wurde von Mönchen zum Christentum bekehrt, doch die Nachbarstämme straften sie hierfür mit Missachtung. Weil sie sich von den alten Göttern abgewandt hatten, schwor ihnen die Priesterin Elli, die Hüterin der heidnischen Heiligtümer, sie für diesen Verrat büßen zu lassen. Gemeinsam mit seinem erbittertsten Feind Geyrud schmiedete Elli einen Plan, zunächst die noch anwesenden Mönche zu töten und sich dann um Hödr zu kümmern. Die Mönche starben und später besiegte man Hödr und seine Männer im Kampf, um sie vor die Priesterin Elli zu führen. Diese unterzog Hödr einer seltsamen Behandlung: Fünf Tage lang wurde er in eine Höhle gesperrt und Frauen bliesen auf Hörnern, bis er schließlich diesem Ton wie in Trance gehorchte und er dadurch mehr oder weniger ein Sklave der Priesterin wurde. Da er in seiner Heimat keine Chance mehr für sich sah, floh er. Doch Elli verfolgte ihn gemeinsam mit Geyrud bis vor die Küste, wo Roland ihn gefunden hat. Ein schwerer Sturm führte zum Untergang seines Bootes und er kann sich glücklich schätzen von Roland gerettet worden zu sein.
Gemeinsam mit Geyrud und den anderen Wikingern kommt Elli an Land. Dank der Zauberkraft des Hornes schafft sie es, Hödr aus seinem Versteck zu locken und ihn gefangen zu nehmen. Doch haben die Wikinger nicht mit Roland gerechnet, der sich anschickt, seinen neuen Freund zu retten, den man mittlerweile auf ein Drachenboot gebracht hat. Hier befreit Roland nicht nur Hödr, sondern auch Wolsung und Njal, zwei Männer der Besatzung von Hödrs Schiff. Doch der tollkühne Plan von Roland schlägt angesichts der Überzahl seiner Feinde beinahe fehl. In dem Handgemenge gelingt es Roland lediglich durch Glück Elli gefangen zu nehmen – Hödr wird von den anderen Wikingern gestellt.
Gemeinsam verschanzen sich Roland, Wolsung und Njal mit ihrer Gefangenen auf einem Felsvorsprung an der Küste und warten auf den Angriff von Geyrud und seinen Männern, die ihre Herrin befreien wollen. Ihnen bleibt noch Zeit genug, um sich vorzubereiten, und so bauen sie einige Fallen und leisten den angreifenden Wikingern unerwarteten Widerstand. Geyrud und seine Männer müssen weichen und Roland schlägt ihnen einen Handel vor. Im Austausch für Hödr würden sie ihre Priesterin wiederbekommen. Geyrud lehnt diesen Vorschlag brüsk ab, doch Roland hat noch eine andere Idee, nimmt das Horn der Priesterin und bläst hinein.
Der verwunschene Ton zwingt Hödr wie in Trance an Land und jegliche Gegenwehr wird von ihm gleich einem Berserker zermalmt. Von abergläubischer Furcht erfüllt, lassen die Wikinger Hödr ziehen, doch die Priesterin nutzt die Gunst der Stunde und schubst Roland von hinten die Klippen hinunter. Nur mit Mühe kann er sich halten, doch Hödr ist befreit und Roland schickt sich an das verwunschene Horn zu vernichten. Doch ein letzter Kampf wartet noch auf Hödr, denn Geyrud ist noch lange nicht besiegt.
„Die Heilige Harfe"Roland hat sich mit Hödr auf den Weg nach Irland gemacht, wo sie einen kleinen Hafen anlaufen, den Yvar, Hödrs Bruder, angelegt hat. Kaum an Land erblicken sie von der Klippe das befestigte Dorf von Yvar, doch etwas scheint nicht zu stimmen. Erst Yvars Bruder, der sie willkommen heißt, kann die Lage erklären. Die irische Bevölkerung wehrt sich gegen die Eroberung ihres Landes durch die Wikinger und leistet zum Teil erbitterten Widerstand gegen ihre Besatzer. Mehrere Widerstandsgruppen haben sich um einen Anführer namens O´Connor zusammengeschlossen und greifen immer wieder aus dem Hinterhalt und mit Bogenschützen die Wikinger an. Doch dieser Aufstand soll nun niedergeschlagen werden. Hierfür hat Yvar zweihundert verbündete Reiter angefordert. Besonders stolz ist Yvar auf den Fund einer Harfe, die er in einer Grabstätte gefunden hat und die einstmals wohl auch als Versammlungsort für Druiden diente. Scheinbar bedeutet diese Harfe dem irischen Volk recht viel, zumindest sind sie seit diesem Fund noch aufgebrachter.
Als Yvar am gleichen Abend Roland und seinen Begleitern die Harfe zeigen will, kommt es zu einem seltsamen Ereignis. Im Zorn wirft Yvar die Harfe auf den Boden und im gleichen Atemzug verlöschen sämtliche Lichter in dem Saal. Aus Wut über die scheinbar verfluchte Harfe will Yvar diese aus dem Fenster schleudern und wird von einem Pfeil getroffen. Tödlich verletzt bricht er zusammen. Seine Frau Iona dürstet nach Rache an der irischen Bevölkerung, die für den Tod ihres Mannes verantwortlich ist. Roland und Hödr sind entsetzt über die Geschehnisse und es kommt zum Streit zwischen ihnen und Iona. Lediglich die Ankunft von Gaudin und Bradroc im Hafen, die zu alledem auch noch Gwendoline bei sich haben, hebt ein wenig die Stimmung und selbst Iona lasst es sich nicht nehmen die Neuankömmlinge zu begrüßen.
Als ein Bogenschütze ein Attentat auf Gwendoline verübt, die auf der Burgmauer sitzend auf der Harfe spielt, die ihr Iona gegeben hat, gelingt es Roland dem flüchtenden Mann zu folgen und diesen zu stellen. Bei dem Bogenschützen handelt es sich um O´Connor, dem Anführer des irischen Widerstandes, der Roland über die wahre Bedeutung der Heiligen Harfe aufklärt, um dann zu verschwinden. Roland informiert seine Freunde über die Geschehnisse und gemeinsam schmieden sie einen Plan.
So macht sich Roland einige Zeit später mit Wolsung nach Oenach Kerbstone Hill, wo Yvar einst die Harfe fand. Beide haben Glück, in der Einöde den richtigen Hügel zu finden, bei dem sich nachts seltsame Dinge abspielen. In den unterirdischen Höhlen unter dem Hügel scheinen sich Männer zu versammeln, die Roland heimlich belauscht. Als er von O´Connor gestellt wird, ist eines für Roland mehr als deutlich: Es muss ihm gelingen, Frieden in das Land zu bringen, und so verspricht er O´Connor Iona davon zu überzeugen, dem Volk seine Heilige Harfe wiederzugeben.
Doch Iona treibt ein gefährliches Spiel. Als Roland mit ihr redet, merkt sie dass er mit den Aufständischen geredet hat. Um zu erfahren, wo sich deren Anführer versteckt, nimmt sie Roland heimlich gefangen. Glücklicherweise kann Hödr Roland retten, allerdings eilen die Geschehnisse weiter. Da O´Connor und seine Männer nichts mehr von Roland gehört haben, beschließen sie in die Befestigung einzudringen und sich die Harfe selbst wiederzuholen. Der Aufstand bricht aus und das ganze Dorf gerät in den Angriff von O´Connor und seinen Männern.
Roland schickt sich an Gwendoline aus diesem Tumult zu retten, doch kommt er zu spät. Sie wird von Druiden entführt und bei dem Versuch, sie zu retten, gerät er in einen Pfeilhagel und wird schwer verletzt. Als Gaudin und Bradroc ihn finden ist der Aufstand vorbei, Iona und zahllose Wikinger sind gestorben. Seine Verletzung hält Roland allerdings nicht davon ab sich umgehend auf die Suche nach Gwendoline zu machen, die er Oenach Kerbstone Hill vermutet. Gemeinsam reiten sie dorthin und finden tatsächlich Gwendoline, die sie aus der Hand der Druiden befreien könne. Die Druiden hatten sich erhofft, den Verbleib der Harfe zu erfahren, die zwischenzeitlich von Hödr auf dem Schiff von Gaudin und Bradroc versteckt wurde.
Dank der Hilfe von O´Connor, der mit den finsteren Machenschaften der Druiden nichts zu tun haben möchte, können Roland, Gwendoline und seine Freunde aus der Höhle fliehen,. Aber mittlerweile sind auch die über zweihundert Reiter und Krieger eingetroffen, die Yvar von seinen Verbündeten eingefordert hatte und die sich nunmehr anschicken, den Aufstand der Iren zu zerschlagen. Die Lage scheint aussichtslos, aber Roland und seine getreuen Gefährten stehen den Iren im Kampf gegen diese Übermacht bei.
„Das Geheimnis des König Artus"Nach einer ereignislosen Reise, die sie von Irland zurück an die bretonische Küste geführt hat, machen sich Roland, seine Gefährten und Gwendoline auf den Weg zum Schloss von König Artus, welches zwei Tagesreisen entfernt liegt. Allerdings müssen Ritter Gaudin und sein Knappe Bradroc die Gruppe verlassen um auf ihr Lehen zurückzukehren, da die Germanen die Grenzen bedrohen und Gaudin eine Streitmacht aufstellen soll.
Nach einem Überfall durch Räuber erreicht der Tross von Roland sein Ziel. Er und Gwendoline werden von König Artus in der großen Halle empfangen, doch zu seinem Erstaunen sitzt neben dem König eine junge Frau, die ebenso aussieht und spricht wie Gwendoline. Roland versucht Artus und die Anwesenden davon zu überzeugen, die Frau an seiner Seite sei Gwendoline, doch gelingt es ihm dies nicht. Fast kommt es zu einem Kampf, als der ungestüme Roland seine Gwendoline verteidigen will, aber man überwältigt ihn und gibt ihn in die Obhut des Leibarztes von König Artus. Immerhin hält man seine Verbohrtheit für die Folgen eines Schlages auf seinen Kopf oder vielleicht waren es auch die Strapazen der langen Reise. Gwendoline hingegen wird festgenommen und in den Kerker gesperrt, damit sie hier ihre wahre Identität preisgibt.
Roland hält es nicht lange in den ihm zugewiesenen Gemächern und es gelingt ihm, den Leibarzt zu überwältigen und sich seiner Kleidung zu bemächtigen. So maskiert möchte er Gwendoline aus dem Kerker befreien, macht dabei aber eine interessante Entdeckung. Er belauscht das Gespräch von Golo und zwei anderen Höflingen, die sich über die Zweifel an der Identität der Prinzessin unterhalten und sich über die damit verbundenen Folgen. Für Roland scheinen dies nur die üblichen Intrigen zu sein, doch verbirgt sich hinter diesen Äußerungen im laufe der Geschichte noch einiges mehr.
Angekommen im Kerker, gelingt es dem verkleideten Roland den Kerkermeister aus dem Weg zu schaffen, doch kommt er zu spät. Jemand anderes hat sich scheinbar seiner Gwendoline bemächtigt und er hat keine Chance, sie zu befreien. Unterdessen ist der Leibarzt im Festsaal des Königs erschienen und unterrichtet die Anwesenden über das seltsame Gebaren von Roland, der wenig später selbst erscheint. Neben dem König sitzt Gwendoline – und diesmal scheint es die echte Prinzessin zu sein. Roland zweifelt an seinem Verstand und die anwesenden Ritter machen sich über ihn lächerlich. Das ist zu viel für Roland, der kurzerhand fünf Ritter zum Duell auffordert. Es gelingt sämtliche Ritter der Reihe nach zu besiegen und er ist am Ende seiner Kräfte, als die Stimme von König Artus an sein Ohr klingt. Dieser erklärt ihm das Rätsel der doppelten Gwendoline: Da seine Tochter ihm, einem gewöhnlichen Knappen, ohne seine Erlaubnis nach Irland gefolgt sei, musste nach einer Lösung suchen, damit er sich nicht zum Gespött des Hofes macht. Wilfried, sein Berater konnte ihm helfen. Er kannte eine entfernte Verwandte, die Gwendoline zum Verwechseln ähnlich sieht und während der Abwesenheit ihren Platz einnehmen sollte. Heute Abend wurden die beiden wieder ausgetauscht und die Nichte von Wilfried hat den Hof verlassen. An dieser Stelle macht König Artus Roland mit Nachdruck deutlich, über all dies zu schweigen. Niemals würde er einer Heirat seiner Gwendoline mit einem Knappen zustimmen!
Roland bleibt nach diesen Geschehnissen am Hof, doch erhält er keine Gelegenheit Gwendoline zu sehen, geschweige denn mit ihr zu reden. So macht er sich nach einiger Zeit daran, abzureisen. Unterdessen häufen sich die Boten, die aus dem Süden des Reiches kommen und schlechte Nachrichten mit sich bringen. König Artus, von einem Zauberer beraten, reist Roland hinterher, da dieser scheinbar die Lösung für seine drängenden Probleme ist. In einem alten Turm treffen sie aufeinander und hier erzählt Artus dem fassungslosen Roland, er sei von Wilfried und Golo von Boenecq verraten worden, welche die falsche Prinzessin für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Diese schickt sich an die Barone, Herren und Edelleute in der Grafschaft Poitou für sich einzunehmen und die echte Gwendoline, als Verräterin darzustellen. Doch nicht nur das – auch König Artus stellt sie als Ignoranten dar, der sich plump hat in die Irre führen.
Roland erhält von König Artus sein Lehen Rotteck wieder zurück, aber auch den Auftrag, nach Blois zu reisen, um dort Ritter Gaudin und Bradroc mit ihrer Streitmacht zu treffen. Hier schmieden Roland und seine Freunde einen Plan, wie sie die Verräter aufhalten können, die anlässlich einer großen und wichtigen Versammlung von einflussreichen Edelleuten durch die falsche Gwendoline skandalöse Mitteilungen verbreiten wollen. Es ist ein gefährlicher Plan, doch es wäre nicht Roland, Ritter Ungestüm, der sich trotz aller Gefahren in dieses Abenteuer mit ungewissem Ausgang wagt.
Schreibstil & Artwork:Der belgische Comiczeichner François Craenhals wurde am 15.11.1926 in Ixelles, einem kleinen Vorort südlich von Brüssel, geboren. Der leidenschaftliche Zeichner gab nach dem Besuch verschiedener Kurse an der Akademie der schönen Künste (L'Académie des Beaux-arts) in Brüssel seinen Beruf als technischer Zeichner auf und konnte schon recht bald einige Karikaturen an das Magazin „Vrai“ und eine Agentur verkaufen. Sein erster Comic erschien 1948 im Wochenmagazin „Le Soir Illustré“. Wenig später lernte er Fernand Cheneval kennen, der als Herausgeber für das belgische Comic-Magazin „Héroïc-Albums“ verantwortlich war, welches recht erfolgreich zwischen 1945 bis 1956 erschien. Cheneval war es, der Craenhals, welcher ein großer Fan der amerikanischen Comics von Alex Raymond und Hal Foster war, ermunterte seinen ersten größeren Comic „Karan“ im Stile von Tarzan zu entwickeln. Bis in die frühen 50er Jahre sollten insgesamt neun Geschichten dieser Serie erscheinen.
Bereits zu dieser Zeit schuf er für die „Le Soir Illustré“ einen Comic mit einem Ritter als Protagonisten, diesen stellte er allerdings dem Magazin „Tintin“ vor, welches ihn daraufhin umgehend einstellte. Nach einigen kurzen Comics für das Magazin folgte in 1953 rasch der Comic „Pom et Teddy“, eine Serie über einen Jungen, ein Mädchen und ihren Esel, deren erste Geschichten sich um einen Zirkus drehte und dessen Reihe es auf insgesamt 11 Bände brachte. 1955 schuf er den Beginn einer weiteren eigenen Reihe, den Comic „Rémy et Ghislaine“, der allerdings nicht so viel Erfolg beschieden war.
Für einige Zeit arbeitete Craenhals auch für die Abtei von Averbode, wo Daniël Omer de Kesel, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Nonkel Fons“ Chefredakteur für eine Reihe von Pädagogischen Magazinen des Verlages „De Goede Pers“ war, zu denen beispielsweise „Zonneland“ „Zonnestraal“ oder „Zonnekind“ zählten. Hier erschien unter anderem 1958 die Geschichte „Sensations à Lourdes“.
Craenhals entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Produzenten von Comics für Magazine und Zeitungen und eröffnete ein eigenes Studio, dem sich mehrere Mitarbeiter anschlossen. Für die Tageszeitung „La Libre Belgique“ entstand 1955 die Serie „Primus et Musette“, die über viele Jahre hinweg Erfolg haben sollte.
Craenhals war einer der ersten Comiczeichner, die sich Hergé später beim Verlag Casterman angeschlossen hat, wo auch seine beiden wichtigsten Serien veröffentlicht werden sollten: Ab 1964 die Kinderserie „Les 4 As ...“ (auf deutsch als „Die Vier und ...“), die auf den Kinderbüchern von Georges Chaulet über vier Jugendliche und deren Hund basiert und in deren Abenteuergeschichten Spione, Sekten, Seeungeheuer und Gespenster ihr Unwesen treiben, Schätze geborgen, unbekannte Tierarten entdeckt und neue bahnbrechende Technologien vor Missbrauch geschützt werden. In der deutschen Übersetzung heißen die Protagonisten: Valentin, Inge, Erwin und Rolf und ergeben somit als Akronym das Wort „Vier“. Bislang sind 43 Bände dieser Serie erschienen, von denen es in Deutschland aber bislang nur 14 Bände in den Handel schafften.
Inspiriert von der Figur des „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“) aus der Feder des Amerikaners Hal Forster schuf Craenhals 1966 seinen „Chevalier Ardent“ der später in Deutschland unter dem Namen „Roland - Ritter Ungestüm“ bekannt werden sollte und die Abenteuer des zu Beginn der Serie noch jungen und ungestümen Knappen Roland zur Zeit von König Artus in einem fiktiven 13. Jahrhundert schildert.
Beide Serien verkauften sich gut, wobei „Roland – Ritter Ungestüm“ immer wieder auch auf ein positives Echo in den Kritiken stieß. Neben einigen anderen Serien adaptierte Craenhals 1982 auch die Abenteuer der maskierten „Fantômette“ des Autors Georges Chaulet. Nach den ersten drei Bänden dieser Reihe und wurde er dann von Zeichner Endry abgelöst. In den 1990er Jahren zog es Craenhals nach Rivières-de-Theyrargues in Südfrankreich, wo er bis zu seinem Tod am 02.08.2004 in Montpellier arbeitete, es allerdings bedauerlicherweise nicht mehr schaffte, seine Saga um Roland zu einem Ende zu bringen.
Die erste Geschichte um den ungestümen Ritter Roland erschien im Jahre 1966 im franco-belgischen Comic-Magazins „Tintin“ und es sollte noch einige weitere Jahre dauern, bis die deutsche Erstveröffentlichung folgte. Unter diesem fast schon „historischen“ Blickwinkel sollte man sich auch die damalige inhaltliche Gestaltung der Geschichten ansehen: Das Comic-Magazin „Tintin“ war auf die Zielgruppe von Jugendlichen im Alter zwischen 9 – 16 Jahren ausgerichtet und dem entsprechend war das Angebot an Geschichten für diese Leserschaft inhaltlich (aber auch in seiner Darstellung) recht eingeschränkt und so erlebte neben den Western- auch Rittergeschichten in den 50er und 60er einen großen Boom.
Auch in Deutschland nahm man sich dieses Genres an, wie beispielsweise in der Comic-Reihe „Sigurd, der ritterliche Held“, einer von Hansrudi Wäscher ab 1953 für den Walter Lehning Verlag geschaffenen Figur des Ritters Sigurd von Eckbertstein, der nicht nur den damaligen Leser durch seine immer flott frisierte, blonde Haartolle beeindruckte und dessen Reihe es bis 1960 auf atemberaubende 324 Piccolos brachte, sondern auch mit der Figur des „Ivanhoe“, der als Comic-Reihe in den Jahren 1962 – 1965 ebenfalls beim deutschen Lehning Verlag erschien und sich ebenfalls gut verkaufte. Es dürfte deshalb nicht verwunderlich sein, das dieses Genre im laufe der Zeit dann noch weitere mittelalterlich anmutende Helden gebar, wie beispielsweise die Figur des „Falk, Ritter ohne Furcht und Tadel“, die ebenfalls aus der Feder von Hansrudi Wäscher stammt und 1960 zum ersten Mal auf dem deutschen Markt erschien..
Die Figur des Ritter Roland passte hervorragend in das damalige Verlagskonzept von „Tintin“, da ein zentrales Thema des Comics sich um die Entwicklung der „Ritterlichkeit“ von Roland dreht, der sich als immerwährender Heißsporn das für einen Ritter geziemende Verhalten zum Teil mühsam aneignen muss. Dabei agiert er allerdings nicht als langweiliger Charakter, der mit tugendhaftem Verhalten und einem Übermaß an Ethos den jugendlichen Leser abschreckt, sondern als junger Mann, der sich seiner Fehler durchaus bewusst ist, aber dennoch bereit ist an sich zu arbeiten und mit seinem ausgeprägten Sinn für „Gerechtigkeit“ durch seine Welt zieht.
Und so dürfte für die Konzeption diese Reihe noch am ehesten der Ausdruck „Entwicklungscomic“ zutreffend sein, da die geistig-seelische Entwicklung der Hauptfigur in ihrer Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Umwelt dargestellt wird. Dabei schildert diese Reihe den Reifeprozess seines Protagonisten Roland von Wallburg, der seine zahlreichen Erlebnisse und Erfahrungen reflektierend verarbeitet und seiner Persönlichkeit einverleibt. Und gerade dieser Punkt dürfte ihn bei seiner jugendlichen Leserschaft zu einem großen Sympathieträger gemacht haben, da er mit seinem aufbrausenden und eigensinnigen Art oftmals Fehler oder unüberlegte Handlungen macht, wie man sie menschlich nachvollziehen kann.
Trotz dieser überaus positiven Vorzeichen sollte es allerdings noch bis 1975 dauern, bis der Carlsen Verlag sich der deutschen Veröffentlichung annahm und den „Chevalier Ardent“ – so der französische Original-Titel – in Deutschland populär machte.
Inhaltlich zeigt sich François Craenhals als hervorragender Erzähler, der es versteht, spannende Geschichten zu entwickeln und mit immer neuen Wendungen und Geschehnissen den Spannungsbogen bis zur letzten Seite sehr hoch zu halten. Dabei schließt er aber auch zwischenmenschliche Geschehnisse nicht aus, die teilweise einen recht interessanten Einblick in die Empfindungen der Charaktere geben. Im Gegensatz zu manch modernem Comic erscheinen die Geschichten von Craenhals manchmal sogar vielleicht rückblickend dialoglastig, da Rede und Gegenrede in einzelnen Panels dargestellt werden und er sich auch die Zeit für deren Darstellung nimmt. Einen weiteren Vorteil hat sich Craenhals durch den Bezug auf König Artus erschaffen. Zwar ist sein Mittelalter irgendwo im 13. Jahrhundert angesiedelt und für damalige Verhältnisse überaus authentisch in Darstellung, doch um phantastische Momente in seine Geschichten einfließen zu lassen war der Kunstgriff auf den fiktiven König Artus für ihn ein passendes Mittel, um sich – sofern notwendig – etwas mehr erzählerische Freiheit zu nehmen.
Vielleicht ist es seinen Wurzeln als technischer Zeichner zuzurechnen, dass François Craenhals einer außerordentlich klare Linienführung bei seinen Figuren und Landschaften aufzeigt. Durch die Ausarbeitung der Vorzeichnungen mit dem Pinsel und den Einsatz von Schatten weicht Craenhals seine Illustrationen allerdings ein Stück weit auf und erreicht damit ein realistische und zugleich dynamische Darstellung seiner Akteure.
Der Bildaufbau selbst ist noch dem „Normaufbau“ verhaftet und so findet man fast nur Bilderzeilen, die aus mehreren gleichen, höchstens unterschiedlich breiten Panels bestehen und selten durch andere Formate aufgelockert werden. Dennoch wirkt dieser Aufbau bei Craenhals nie steif, da er gekonnt einige Abweichungen einbaut, wo sie auch aus erzählerischer Sicht Sinn machen und so den Leser auch zu unterhalten wissen. Dabei bevorzugt Craenhals eher den Wechsel der Einstellung, als den der Perspektive, wobei man ihm allerdings auch die Lesegewohnheiten seines Publikums zugute halten muss, die noch weit entfernt von den heutigen experimentierfreudigen Seiten- und Panelaufbau waren.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungCrossCult hat es sich zum Ziel gesetzt eine absolut komplette und umfassende Gesamtausgabe des „Roland, Ritter Ungestüm“ vorzulegen. Skeptiker dieses ehrgeizigen Unterfangens wurden sicherlich bereits mit der Vorlage des ersten Bandes eines Besseren belehrt und auch für den zweiten Band der Reihe kann man nur festhalten, dass dieses Ziel bis jetzt voll und ganz erfüllt wird:
Ein solider Hardcoverband, den als Titel das überarbeitete Cover von „Die Heilige Harfe“ ziert, eine gediegene Papierqualität, die vom Gefühl her an die Comics der 60er Jahre erinnert und durch seinen stumpfen Ton die Bilder ein Stück weit wie Aquarelle aussehen lässt. Das Lettering von Rowan Wüster ist ebenso wie die Übersetzung von Kai Wilksen und Uli Pröfrock komplett neu und lässt sich sehr angenehm lesen. In Sachen Ausstattung kann man sich auch nicht beklagen, gibt es doch ein sehr gutes, wenn auch kurzes, Nachwort von Volker Hamann, in dem man einige interessante Fakten sowohl über den Autor als auch die Reihe selbst erfahren kann und die durch einige Illustrationen und Fotos aufgelockert wird. Zudem ergeben die Rücken aller sieben Bände nebeneinander im Regal ein Bild von Roland im roten Umhang – das ist zwar letztlich Geschmackssache, aber ein recht schöner Einfall.
So sollte unterm Strich eine gute Gesamtausgabe konzipiert sein, die sich nicht nur in ihrer behutsam restaurierten Form an die chronologische Erscheinung der einzelnen Geschichten hält, sondern auch mit sehr lesenswertem zusätzlichen Material aufwarten kann.
Fazit:Mit dem zweiten Band von „Roland, Ritter Ungestüm“ setzt der Cross Cult Verlag seine auf insgesamt 7 Bände angelegte Reihe der prächtig aufgemachten und hervorragend ausgestatteten Büchern fort, an deren Ende die vollständige deutsche Gesamtausgabe des Klassikers von François Craenhals stehen soll. Bereits mit dem ersten Band der Reihe haben sie die Erwartungen von Fans und Sammlern wohl mehr als erfüllt und sind nicht zuletzt auch durch das recht passable Preis-Leistungs-Verhältnis dazu in der Lage, auch ein neues und jüngeres Publikum anzusprechen, das bislang noch vielleicht noch keine Berührungspunkte mit diesem Klassiker hatte.
Die Geschichten um Roland von Wallburg erinnern mit ihren Szenarios manchmal an alte Abenteuerromane oder -filme, die nicht unbedingt mit einer bombastischen Handlung aufwarten können, aber selbst für heutige Verhältnisse spannend erzählt und unterhaltsam in Szene gesetzt sind. Nach vielen Jahren, in denen man unter Umständen vergeblich antiquarisch nach den Ausgaben gesucht hat, vermittelt dieser beleibte Schmöker irgendwie ein heimeliges Gefühl beim Lesen und es macht Spaß Roland bei seinen Abenteuern zu begleiten oder sie einfach nur neu zu entdecken.
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