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Der Übergang
Bewertung:
(4.4)
Von: Thomas König
Alias: Hugo Baldur
Am: 16.10.2010
Autor:Justin Cronin
Übersetzer:Rainer Schmidt
Typ:Roman - Fantasy
VerlagGoldmann / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3-442-31170-5
Inhalt:1024 Seiten, Hardcover
Preis:22,95 EUR
Sprache:Deutsch

Amy Harper Bellafonte ist eine ganz normale Sechsjährige – bis zu dem Tag, an dem sie unsterblich wird und versuchen muss, die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Mit „Der Übergang“ startet Justin Cronins Vampir-Trilogie um eine Welt vor dem Abgrund, den sich so noch niemand vorzustellen wagte.

 

Als Amy Harper Bellafonte von ihrer allein erziehenden Mutter in einem Nonnenkloster zurückgelassen wird, ist sie gerade einmal sechs Jahre alt. Schon bald darauf wird sie von einem FBI-Agenten entführt, der sie zu einer abgeschiedenen militärischen Forschungseinrichtung in Colorado bringt. Hier soll sie an einer streng geheimen medizinischen Versuchsreihe teilnehmen, die nichts Geringeres zum Ziel hat, als die Menschen mit Hilfe eines Virus unsterblich zu machen. Doch das Experiment gerät außer Kontrolle, und in rasender Geschwindigkeit breitet sich eine Welle von Zerstörung und Gewalt über den gesamten Globus aus, die die Menschheit zu vernichten droht.

Nach einer gefahrvollen Flucht quer durch die USA, bei der sich Amys Spur im Nichts verliert, taucht sie viele Jahrzehnte später vor den hermetisch abgeschirmten Toren einer Kolonie weniger Überlebender wieder auf. Die Kolonisten begegnen der alterslosen Fremden mit Misstrauen, doch allmählich begreifen sie, dass Amy vielleicht die einzige ist, die die Menschheit noch retten kann…

 

Der Roman „Der Übergang“ besteht eigentlich aus drei unterschiedlichen Abschnitten. Im ersten, der in der nahen Zukunft ca. 2020 spielt, beginnt das Militär mit ihrem Experiment, und es werden zum Tode verurteilte Straftäter als Versuchskaninchen von einem FBI Agenten in das Lager gebracht. Schließlich gerät auch die sechsjährige Amy in das Netz, und der FBI Agent soll sie auch in das Lager bringen. Doch schon bei ihrer Entführung aus den Nonnenkloster geht einiges schief, und auf der Reise kommen dem Agenten Zweifel ob seiner Tat.

Schließlich versucht er mit Amy zu fliehen, doch das Militär beobachtet sie und verhindert eine Flucht. Als sie in das Forschungscamp kommen, scheint ihr Schicksal besiegelt, doch die bisherigen Probanten können ihre neue Macht entfalten, und es findet ein Massaker statt. Dem Agenten gelingt es, Amy, die aber bereits infiziert wurde, zu retten und mit ihr in die Berge zu fliehen. Dort verkriechen sie sich und erhalten nur noch spärliche Informationen über das, was passiert ist. Durch Zeitungsartikel erfahren sie von dem Untergang der Zivilisation und der brutalen Kraft des Colorado Virus, der seine Träger zu mächtigen Vampire werden lässt.

 

Dann folgt ein Bruch, der Leser verlässt Amy und ihren sterbenden Retter. Es folgt ein Tagebuchbericht eines geretteten Kindes, in dem erzählt wird, was kurz nach dem Ausbruch der Seuche geschehen ist. Der Auszug aus dem Tagebuch umfasst nur wenige Seiten.

 

Es folgt nun der längste Abschnitt des Buches mit fast siebenhundert Seiten, und der spielt knapp einhundert Jahre nach der Katastrophe. In einer Kolonie haben sich einige Überlebende ein neues Zuhause aufgebaut, und sie kämpfen jetzt noch gegen die Virals, so ihre Bezeichnung der Vampirwesen, die im folgenden auch noch anderen Namen erhalten. In der Kolonie herrschen strikte Regeln, und der Kampf und die Abwehr stehen im Mittelpunkt des täglichen Lebens.

Der Leser begleitet eine neue Generation, die das alte Leben nur noch aus Erzählungen und wenigen Büchern kennt. Sie sind im Kampf gegen die Virals gerüstet, doch neue Probleme tauchen auf. Die Energieversorgung, die dafür sorgt, dass in der ganzen Nacht das Licht brennt und die Virals vertreibt, scheint nicht mehr lange zu halten. Schließlich sorgen einige unglückliche Zwischenfälle dafür, dass sich eine kleine Gruppe auf die Suche nach neuen Energiequellen, anderen Kolonien und Waffen gegen die Virals macht.

 

Justin Cronin hat einen bedrückenden Roman geschrieben, der einem ins Besondere im ersten Abschnitt schon sehr fesselt. Dazu kommt, dass die Geschichte relativ logisch aufgebaut ist und somit auch möglich ist. Sicherlich kann man darüber streiten, ob ein Virus die Menschen in Vampirwesen verwandelt oder nicht, aber es müssen nicht immer Vampire sein, sondern es könnte die Menschen auch in etwas anderes Gefährliches verwandeln, was die Welt verändert und sie nachher nicht mehr so ist, wie sie mal war.

Gerade im ersten Abschnitt sind die Spannung und das Tempo sehr hoch. Dabei wird permanent zwischen den unterschiedlichen Protagonisten gewechselt, und diese lassen den Leser teilhaben an ihren Gedanken und ihrer Lebensgeschichte. Dabei wird hier allen möglichen Charakteren Raum gegeben, bis hin zu einem der zum Tode Verurteilten. Was auffällt ist, dass wörtliche Rede und Dialoge in diesem Abschnitt fast kaum vorkommen.

Der Tagebuchauszug dient als Brücke zwischen dem traurigen Ende und der Zukunft. Die Geschichte beginnt mit einem Lageplan der Kolonie, und das Tempo fällt merklich ab. Auch die Spannung sinkt. Mehrere hundert Seiten wird über das Leben in der Kolonie berichtet, die Regeln werden dort vorgestellt, und die Geschichte wird aufgearbeitet. Erst als die kleine Gruppe notgedrungen die Kolonie verlässt und sich auf die Reise macht, wird es wieder deutlich spannender.

Geschickt ist, dass längere Etappen durch Tagebucheinträge einer der Figuren beschrieben werden und so die Zeit für den Leser schneller vergeht. Auch ist die Zahl der Blickwinkel und Handlungsstränge zu dem Zeitpunkt geringer, dafür gibt es mehr Dialoge und wörtliche Rede.

 

„Der Übergang“ ist der Auftakt zu einer Vampirtrilogie und, wenn man die Tagebücher genau liest, stellt man fest, dass diese als Fundstücke markiert sind und das Datum noch einmal neunhundert Jahre in der Zukunft liegt. Also Zeit genug für noch zwei solche Backsteine in der Hand. Außerdem hat sich der Regisseur Ridley Scott (Blade Runner, Alien, Gladiator) bereits die Filmrechte gesichert.

 

Fazit:

„Der Übergang“ ist ein spannender Roman, der nur im Mittelteil etwas zäh ist, aber dann wieder besser wird.