Links zur Rezension Mit „Ernte den Sturm“ (EdS) war die erste Trilogie der neuen Star Trek Romanserie „Vanguard“ komplettiert, die zur Zeiten der Original-Serie, also im Rahmen der ersten Fünf-Jahres Mission der U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von James T. Kirk, spielt. Auch wenn das Projekt Star Trek - Vanguard ursprünglich auf 3 Bände ausgelegt war, war schon mit dem Abschluss von EdS klar, dass es eine Fortsetzung geben würde. Diese liegt nun auch auf Deutsch vor.
„Offene Geheimnisse“ (OG), der vierte Band der Vanguard Saga, stammt dieses mal allein aus der Feder des Autoren Dayton Ward, der ja schon als Co-Autor bei EdS aktiv war, und setzt die Handlungsstränge um die Raumstation „Vanguard“ und ihrer Crew beinahe nahtlos fort, wo er aufgehört hatte, sie zu erzählen.
Die Handlung von „Offene Geheimnisse: Der Hauptteil der Handlung befasst sich mit der bereits im Rahmen von EdS angekündigten Gerichtsverhandlung der Sternenflotte gegen den früheren Commander der Station, Commodore Reyes, natürlich mit den Problemen, die Admiral Heihachiro Nogura als dessen Nachfolger als Kommandant der Station hat, sowie der „Heilung“ von Lt. Cmdr. T’Prynn, die zum großen Teil auf Vulkan stattfindet und somit einen weiteren, von der Station unabhängigen, Handlungsstrang etabliert.
Die einzelnen Handlungsstränge sind gut geschrieben, geschickt miteinander verwoben und es kommt zu interessanten Personenkonstellationen (etwa Tim Pennington und Dr. M’Benga auf Vulkan), die so in der Serie noch nicht gegeben hat. Durch diese Paarungen erhält der Leser neue Blickwinkel auf Teile des vermeintlich doch sehr bekannten Star Trek Universums.
Neben den zuvor genannten Handlungsblöcken kommen aber natürlich auch die weitere Erforschung des Meta-Genoms, sowie die politischen Auseinandersetzungen im Rahmen der weiteren Erschließung der Taurus-Region durch die großen raumfahrenden Mächte nicht zu kurz, so dass auch Figuren wie Lt. Ming Xiong und Dr. Marcus, aber auch Botschafter Jetanien wichtige Rollen spielen.
Der Stil: Am Ende des Romans haben einige Dinge überraschende Wendungen erfahren, während andere Sequenzen leider doch eher ermüdend und uninspiriert daher kamen.
In die erste Kategorie fällt sicherlich der Ansatz, Lt. Cmdr. T’Prynns Zustand zu verbessern, in dem sich Dr. M’Benga und Journalist Tim Pennington mit der komatös wirkenden Vulkanierin auf den Weg zu ihrem Heimatplaneten machen, um dort einen uralten, weisen Heiler aufzusuchen, der in der extrem abgeschirmt gelegenen Heimatprovinz T’Prynns auf Vulkan lebt und arbeitet.
Ermüdend, und damit eher etwas aus der zweiten Kategorie, war für mich die ausufernde Darstellung der Vorbereitung und Durchführung der Gerichtsverhandlung gegen Diego Reyes. Einmal mehr habe ich bei der Lektüre bemerkt, wie gerne in amerikanischen TV-Serien und Filmen Augenmerk auf Gerichtsverhandlungen und das amerikanische Rechtssystem (an welches die Sternenflotten-Gerichtsbarkeit sichtlich angelehnt ist) gerichtet wird und wie ausgelutscht das Thema nunmehr ist. Da die Darstellung nicht innovativ und das Ende des Gerichts-Handlungsstrangs von Beginn an klar absehbar ist, gehören diese Ausführungen nicht wirklich zu den Stärken des Buches. Auch finde ich hier einige Schwächen in der Geschichte greifbar. So habe ich Probleme mit der Art und Weise wie Reyes hier behandelt wird. Aber vielleicht bin ich da auch zu sehr von „The Next Generation“ beeinflusst, wo ein anderes Selbstverständnis der Föderation vorherrschend ist als zu dieser früheren Epoche des Star Trek Universums, in dem die Handlung spielt,
Schon eher überzeugen da die Abenteuer die Lt. Xiong in diesem Band erleben muss und die Ausführungen zu Admiral Nogura, der als komplett anders als Reyes agierender Kommandant der Raumstation Vanguard auftritt und dabei gut zu gefallen weiß. Als Beispiel sei hier sein Auftreten gegenüber dem ansässigen orionischen Gangsterboss genannt. Wunderbar! Hier spiegelt sich die Stimmung der Original Star Trek Serie angenehm wider.
All dies bringt Ward gekonnt und gut lesbar zu Papier. Man merkt dabei, dass dieses Buch nicht sein erster Aufenthalt auf Vanguard war.
Das Buch: Das Titelbild des Buches zeigt im Vordergrund ein die Phaserkanonen abfeuerndes Schiff der Constitution Klasse (wohl die U.S.S. Endeavor) und im Hintergrund Sternenbasis 47, also Vanguard. Das Bild verströmt die typische Star Trek Atmosphäre, wie wir sie aus dem Zeitrahmen mit Kirk und Spock kennen, und überzeugt total.
Die Handlung umfasst 439 Seiten. Ein paar Seiten Danksagungen und eine der deutschen Ausgabe exklusiv beigefügten Ausführungen von Julian Wangler, sowie ein paar Seiten Werbung runden das Buch ab.
Eine kleine Kuriosität ist mir bei der Lektüre noch aufgefallen: Am Ende der Geschichte wird angekündigt, dass die Vanguard-Saga mit Band Fünf fortgesetzt wird. Dieser Band wird mit dem Titel „Am Abgrund“ angekündigt und ist mittlerweile unter dem Titel „Vor dem Fall“ erschienen.
Der Preis des Taschenbuches bleibt wie für Star Trek Romane bei Cross Cult üblich, stabil bei stolzen 12,80 €.
Die Bindung und das Papier sind völlig in Ordnung, so dass man für sein Geld einen haltbaren Roman bekommt, den man mehr als einmal lesen kann, ohne das er einem in den Händen zerfällt. Hier wiederhole ich mich gerne: Man bekommt handwerkliche Qualität für sein Geld. So soll es sein.
Fazit: „Offene Geheimnisse“ führt die Geschichte um die Föderations-Sternenbasis 47 weiter. Vanguard bekommt einen neuen Kommandanten, Admiral Nogura. Commodore Diego Reyes, dem vorherigen Commander, wird, publikumswirksam, auf der Station der Prozess für sein Fehlverhalten aus dem vorherigen Roman gemacht während Lt. Miong wird auf einem Einsatz, der mehr Licht ins Dunkel der Meta-Genom / Shedai Erforschung bringen sollte, Opfer einer Entführung wird. Auf dem fernen Planeten Vulkan greifen das seltsam anmutende Duo Dr. M’Benga und Tim Pennington nach dem letzten Strohhalm, um T’Prynns Leben zu retten.
Dayton Ward erzählt routiniert eine gelungene Geschichte, deren Schwerpunktsetzung mich zwar nicht immer glücklich macht (noch ein langweiliges Gerichtsverfahren, gähn...), aber die sich gut lesen lässt und eigentlich nie langweilig wird. Das Buch wartet zwischendurch mit der einen oder anderen guten Idee und überraschenden Wendung auf, und bereitet so den nächste Band der Vanguard Saga vor. Die Geschichte um die Raumstation 47 wird dabei immer weiter in die bereits bestehenden Hintergründe des Star Trek Universums verwoben und wirkt so, als gehöre sie schon immer zu den anderen (TV-)Serien, die das Star Trek Universum ausmachen, dazu. Dies ist einer der ganz großen Pluspunkte der Reihe. An vielen Stellen wird das Geschehen geschickt mit kleinen und großen Momenten der Star Trek TV-Serien-Handlungen in Verbindung gebracht. Hier schlägt einem Fan das Herz höher, weil man deutlich erkennt, wie viel Überlegung und auch Zuneigung zum Originalmaterial bei den Autoren der Vanguard-Saga zum Einsatz kommt bzw. vorhanden ist.
Wem die erste Star Trek Vanguard-Trilogie gefallen hat, sollte bei „Offene Geheimnisse“ zugreifen. Der geneigte Leser wird mit dem vierten Band der Reihe eine gelungene Fortsetzung vorfinden, deren deutsche Umsetzung zu gefallen weiß.
Ich vergebe solide 3,5 Punkte!
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