Links zur Rezension Inhalt:Es steht am Kreuzweg der Realität und das seit der Zeit, als man die Zeit nicht einmal messen konnte. Alle, die das Haus finden, dürfen es auch betreten. Aber nicht alle, die es betreten, können es auch wieder verlassen. So kommt auch Fig Keele in das viktorianische Haus, von dem sie schon ihr ganzes Leben geträumt hat, das sie sogar bis ins kleinste Detail zu Papier gebracht hat. Im „House of Mystery“ begegnet sie einer ganzen Menge seltsamer und skurriler Gestalten, die alle aus irgendeinem Grund hier sind und ihre Geschichten zum Besten geben, da dies die einzige Währung ist, die in diesem Haus zählt. Doch Fig muss bald erkennen, dass sie zu den wenigen Leuten gehört, die das Haus nicht verlassen können und so macht sie sich mit ihren neuen Freunden – allesamt welche, die das Haus ebenfalls nicht verlassen können – auf, das Haus zu erforschen. Dabei entdecken sie höchst seltsame und schockierende Dinge…
Schreibstil & Artwork:Bill Willingham und Matthew Sturges sind Namen, die Kenner von skurrilen Comics auf jeden Fall bekannt sein dürften, sind sie doch maßgeblich am Erfolg der grandiosen Serien „Fables“ und „Sandman“ beteiligt gewesen. Das „House of Mystery“ ist ihr nächster gemeinsamer Streich und schlägt in dieselbe Bresche, wie die genannten Reihen und greift verschiedene Elemente und Ideen aus diesen auf und strickt daraus ein ganz neues Setting mit ganz neuen Geschichten. Dabei wird aber nichts einfach kopiert, sondern nur die grundlegenden Ideen benutzt. Zum Beispiel flechten die Autoren wieder Märchen und Legenden geschickt in ihre Story ein und bauen daraus faszinierende Interpretationen in Form von kleinen Kurzgeschichten, die den Graphic Novel immer wieder von der Hauptgeschichte trennen und auflockern. Diese Kurzgeschichten werden von den Besuchern des Hauses vorgetragen, da das Erzählen einer guten Geschichte, das einzige Zahlungsmittel im Gasthaus ist. Dabei sind die Stories mal humorvoll, mal skurril, mal brutal und mal gruselig… oder aber auch all dies gleichzeitig. Die beiden Autoren bedienen sich dabei an Märchen, Kinderreimen und anderen Dingen und nutzen ihr Wissen, das sie schon für Fables und Co angesammelt haben, sehr geschickt und plausibel. Die grundlegende Story ist dabei mystisch und spannend, lebt weniger von Action, als von seltsamen Details und skurrilen Figuren, sowie den abgefahrenen Ideen, die die Protagonisten in Haus und Besuchern finden. Dabei legen die Schreiberlinge auch viel Wert auf Charakterzeichnung und so erhält mal facettenreiche und tiefgängige Figuren, die alle ihre eigenen Interessen und Geheimnisse haben. Sicher, ein Haus am Kreuzweg der Realitäten ist keine famose Neuentdeckung. Aus literarischer Sicht wurde dieses Thema schon oft bedient (wenn auch nicht unbedingt in gezeichneter Form), aber das Rad neu erfinden muss man ja auch nicht unbedingt – außerdem ist es heutzutage auch recht schwierig. Wie dem auch sei, Sturges und Willingham haben etwas aus dieser Grundidee geschaffen, das schlichtweg umwerfend und überzeugend ist, aber auch unglaublich abgefahren und skurril – Parallelen zu den genannten Serien kommen also nicht von ungefähr.
Die atemberaubenden Artworks, die den Comic quasi perfekt in Szene setzen, stammen von mehreren Zeichnern, hauptsächlich aber von Luca Rossi, dessen exquisiter und federleicht wirkender Stil, die Optik der Serie prägt und den Haupthandlungsfaden – also das was mit Fig und im House of Mystery passiert – visuell erzählt. Die erwähnten Kurzgeschichten wurden dann von anderen Zeichnern realisiert, was sehr geschickt gemacht ist, denn durch die verschiedenen Stile heben sich diese Geschichten in der Geschichte auch optisch von der eigentlichen Handlung ab. Luca Rossis Stil, aber auch die anderen Stile, überzeugen auf ganzer Linie, sind detailliert und wirken durchweg präzise gezeichnet. Die Farbgebung glänzt mit satten und gleichmäßigen Farben und in Kombination mit dem Zeichenstil von Rossi erinnert das Ganze schon sehr an die Fables-Reihe, auch hier sind die Parallelen nicht zu übersehen.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungVerlagstypisch kommt der Comic im Softcover und US-Format. Produktion und Übersetzung sind hervorragend und der erste deutsche Band beinhaltet das erste US-Tradepaperback mit dem kompletten Zyklus „Room of Boredom“ der ursprünglich aus fünf Einzelheften besteht. Extras gibt es keine, nur eine kleine Covergalerie ziert das Ende des Bandes.
Fazit:Bill Willigham hat schon mehrfach bewiesen, dass er unglaublich dichte und fesselnde, aber auch umwerfend skurrile Geschichten erdenken und erzählen kann. Im Team-Up mit Matthew Sturges zeigt er bei „House of Mystery“ direkt wieder was er kann und liefert eine tolle Idee ab, die er in einer umwerfenden Erzählung präsentiert. „House of Mystery“ ist abgefahren und seltsam, aber gleichsam spannend und packend von der ersten Seite an – auch wenn man sich zwischendurch wundert, wohin das Ganze führen soll. Geschickt erzählten die Autoren dabei ihre Hauptgeschichte und füllen diese gekonnt mit kleinen Nebengeschichten auf. Einfach klasse. Die farbenfrohen und anspruchsvoll detaillierten Artworks runden die Sache ab und so ergibt sich ein absolut hervorragendes Comic, das sich nahtlos neben anderen famosen Werken der Autoren einreihen darf. Wer die „Fables“, „Jack of Fables“ oder die „Sandman“-Reihe mochte, sollte hier unbedingt einen näheren Blick riskieren, denn „House of Mystery“ schlägt in die gleiche Kerbe und ist einfach nur genial!
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