Mit dem Imprint „Toonfish“ hat sich der Splitterverlag zum Ziel gesetzt die deutschen Lachmuskeln so richtig aufzumischen und die Zwerchfelle erzittern lassen, ohne dabei seinen bisherigen Schwerpunkt als Verlag für die Publikation von überwiegend französischen Fantasy-Serien aus den Augen zu verlieren. Mit „Toonfish“ will der Verlag ab sofort ein breites Spektrum an neuen Themen humoristisch erschließen und gleich mit den ersten Publikationen die wichtigen Dinge des Lebens aufs Korn nehmen: Sex, Rock ’n’ Roll, Beziehungskisten und natürlich Blondinen.

 

Inhalt:

Mit seinem augenzwinkerndem, ironischen Humor zeichnet Zep ein Panoptikum von Männern und Frauen, in dem es keine – absolut keine! – Tabus gibt, angefangen bei den diversen Stellungen, das Verhalten in intimen Momenten, seltsamen Entgleisungen sich selbst zu befriedigen (und sich dabei einige Wirbel auszurenken), mit einer netten Arbeitskollegin Fahrstuhl zu fahren (und da dabei unerwartet dem Chef zu begegnen) oder aber auch über die Möglichkeiten der Damenwelt ihr Handy zu transportieren und sich über eingehende Anrufe zu freuen. Ich möchte an dieser Stelle einfach nicht zu viel verraten – man sollte diese kurzen Geschichten aus dem Leben einfach für sich selbst entdecken.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Zeichner und Autor Philippe Chappuis wurde 1967 in Genf geboren und begann sich bereits mit sieben Jahren eigene Comics auszudenken und zu zeichnen. Seine Pseudonym „Zep“ entstand, als er mit 12 Jahren sein eigenes gleichnamiges Fanzine schuf, welches er als Fan der Band „Led Zeppelin“ mit diesem Kürzel bedachte. Das dieser Name ihn später noch lange begleitet, dürfte ihm zu dieser Zeit noch nicht bewusst gewesen sein. Er besuchte die École des Arts Decoratifs in Genf und begann im Alter von achtzehn Jahren, für das belgische Magazin „Spirou" erste Serien zu zeichnen. Seine Arbeiten wurden aber auch in Zeitschriften und Magazinen wie "Femmes d'Aujourd'hui“, „Champagne!“, „Jeudi-Sports Magazine“ und „La Vie“ veröffentlicht.

 

Außer für Rockmusik schwärmte er für die französischen Comiczeichner Marcel Gotlieb (Gotlib) und Michel Régnier (Greg). 1992 begann Zep Szenen seiner Kindheit in ein Skizzenheft zeichnen - das war die Geburtsstunde von „Titeuf“, einem zehnjährigen Jungen in violettem T-Shirt, blonder Federlocke und mit roten Schuhen, der langsam die Faszination von Mädchen entdeckt, wobei es ihm nicht immer gelingt, diese dann auch charmant um den Finger zu wickeln. Heute ist diese Figur zu einem Phänomen in der Verlagslandschaft herangereift, die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen innig geliebt wird. Im September 2001 erschien das humorvolle Sachbuch „Guide du zizi sexuel“ („Das große Piephahn-Lexikon“, Carlsen), ein Gemeinschaftswerk zum Thema Aufklärung mit Hélène Bruller, welches mit Humor und Feinfühligkeit alle Fragen von Kindern rund um das Thema Liebe und Sexualität beantwortet und eine Auflage von über zwei Millionen Exemplare erreichte. Für sein Gesamtwerk erhielt Zep 2004 den Grand Prix in Angoulême.

 

Für Editions Delcourt nahm er 2004 und 2008 mit Beiträgen über Jean-Jacques Goldman, Francis Cabrel, Henri Dès und Bob Dylan an der Sammlung „Chansons en BD“ teil. Sein Wechsel in die Welt der Erwachsenencomics folgte 2009, als Zep die Reihe „Happy Sex“ für die Editions Delcourt auflegte. Die lockere, freimütige Darstellung erotischer Beziehungen erreichte bislang eine Gesamtauflage von 400.000 Exemplaren. Zur Zeit arbeitet Zep an einem großen Animationsfilm von „Titeuf“, der 2011 in die Kinos kommen soll.

 

In den kurzen Geschichten von „Happy Sex“ geht es Zep um „normalen" Menschen und deren alltägliches Sexualleben mit seinen Höhen und Tiefen, nicht um Freaks oder Perversionen. Hier hat Zep recht bewusst eine Grenze gezogen, da bei ihm der Spaß im Vordergrund stand, der keine exotischen Spielereien benötigt und den Leser bei seiner Lektüre ein Stück weit authentisch vorkommen sollte – halt aus dem richtigen Leben.

 

Zeichnerisch bewegt sich Zep auf durchgehend hohem Niveau und versteht es, mit wenigen Strichen seinen Akteuren Leben einzuhauchen und Emotionen zu vermitteln. Sehr wichtig, insbesondere wenn man sich auf dem dünnen Eis des Erwachsenencomics bewegt, der sich mit dem Thema Sex auseinandersetzt. Hier werden die kurzen witzigen Geschichten, die Zep scheinbar mühelos aus dem Alltag zieht, mit ihrer Pointe in wenigen bunten Bildern und mit gänzlichem Verzicht aufs Panels kurz und knapp auf den Punkt gebracht ohne auch nur annähernd vulgär oder anstößig zu wirken.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

In Sachen Qualität braucht sich die „Toonfish“ nicht zu verstecken und man merkt deutlich, wer sich hier im Hintergrund in Sachen Verarbeitung und Ausstattung verantwortlich zeigt. Im Format 221 mm x 235 mm (also etwas größer als A 5) erscheint dieser kleine und handliche Hardcover-Band in bester Druckqualität und durchgehend in Farbe. Die Übersetzung stammt von Resel Rebiersch und dürfte den Ton des französischen Originals hervorragend treffen. Die Bearbeitung oblag Delia Wüllner-Schulz und Dominik Madecki, das Lettering stammt von Bernd Kronsbein. Extras wird man allerdings bei diesem Band leider vergeblich suchen – dafür gibt es allerdings Hinweise auf weitere Bände der Reihe.

 

Fazit:

Zep dürfte sicherlich zur Zeit einer der erfolgreichsten französischsprachigen Comiczeichner sein, auch wenn seine Figur des „Titeuf“ bei uns in Deutschland noch lange nicht den Bekanntheitsgrad erreicht hat. In Frankreich hingegen feiert Zep mit dieser Reihe – von der mittlerweile fast ein Dutzend Bände auf Deutsch bei Carlsen erschienen sind – große Erfolge. Doch wenn wundert es, wenn man irgendwann auch einmal nach neuen Themen sehnt. Der Ausflug in die Welt der Erwachsenen, der wie hier dem Leser die Sexualität von Teenagern und jungen Paaren mit einem Augenzwinkern serviert, macht einfach nur Spaß und sorgt für amüsante Unterhaltung. Allerdings hat man das dumpfe Gefühl, das 64 Seiten einfach zu wenig sind und man sich gerne weiter belustigen würde.

 

Wer sich also mal wieder recht angenehm amüsieren möchte, dem sei „Happy Sex“ ans Herz gelegt, insbesondere wenn man sehen möchte, wie Zep sein einzigartiges Talent, die Sitten und Gebräuche seiner lieben Mitmenschen ins Visier zu nehmen und lustige Bilder umsetzt.