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Inhalt (Achtung Spoiler!)The Grinding Gear ist ein Abenteuer für das Lamentations of the Flame Princess Weird Fantasy Roleplaying Game, welches auch mit den klassischen D&D Regeln oder einem Retro-Klon wie Labyrinth Lord gespielt werden kann.
Das sechzehnseitige Heft liegt lose in drei Pappeinbänden. Einband Nr. 1 enthält außen Cover und Backcover, eine Karte des oberirdischen Teils des Abenteuer-Spielplatzes, auf dessen Innenseite sich die Karte einer unterirdischen Tempelanlage befindet, in der ein großer Teil des Abenteuers spielt. Einband Nr. 2 enthält außen die Karten der beiden Dungeon Level, innen eine Reihe von Erläuterungen zu einzelnen Räumen. Diese Erläuterungen sind nicht unbedingt spielrelevant, enthüllen aber Hintergründe, die zumindest dem Spielleiter erlauben, manch unsinnig erscheinenden Raum im Gesamtzusammenhang des Abenteuers zu verstehen. Einband Nr. 3 enthält außen eine Graphik, innen ein im Laufe des Abenteuers nutzbares Handout.
Die Spielercharaktere stoßen bei einer ihrer Reisen an einer nur noch wenig benutzten Straße durch die Wildnis auf ein leerstehendes Gasthaus. Bei der Durchsuchung des Gasthauses sowie der Nebengebäude stößt die Gruppe auf einige Hinweise, dass sich auf dem Gelände ein unterirdisches Grabmal befindet, in dem reiche Beute auf einen mutigen Finder wartet. Diese Beute gilt es zu erringen…
In Wirklichkeit handelt es sich bei der ganzen Anlage um eine genial konstruierte Abenteurerfalle. Der ehemalige Wirt des Gasthofes, Garvin Richrom, ist ein begnadeter Hobby-Konstrukteur und treuer Anhänger des heiligen McIver (Achtung: Zaunpfahl). Das glückliche Wirtsleben geriet vor einigen Jahren aus den Fugen, als sich die Tochter des Wirtes einer durchreisenden Gruppe von Abenteurern anschloss und bereits kurz darauf den Weg alles Irdischen ging (scheint ein Raggi-Abenteuer gewesen zu sein, schon beim ersten Save or Die mies gewürfelt). Richrom zerbricht innerlich am Tod seiner Tochter und fasst den Plan, unter dem Gelände des Wirtshauses einen großen Dungeon zu erschaffen, um sich an der Berufsgruppe zu rächen, der er die Schuld am Tod seiner Tochter gibt: gierige Abenteurer.
Und so finden sich versteckt in den leerstehenden Gebäuden immer wieder Hinweise, und auch in den Räumen des Dungeon können die Charaktere immer mehr Informationen sammeln, die später benötigt werden … um immer tiefer in den tödlichen Dungeon vorzudringen.
Die einzelnen Räume sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet. Kampfbereit durch geschlossene Türe polternde Abenteurer werden in diesem Abenteuer nicht lange leben. Gruppen, die sich langsam durch die Gänge tasten, vor dem Öffnen einer Türe erst einmal ausgiebig an selbiger lauschen und vor jedem Schritt Boden, Wände und Decke nach Anzeichen von Fallen untersuchen, werden an diesem Abenteuer ihre helle Freude haben. Insbesondere die zahlreichen Rätsel machen richtig Spaß. Einige Lösungen ergeben sich, wenn die Gruppe im bisherigen Abenteuer sorgfältig die Hinweise in den Räumen erkundet hat. Das Anfertigen von Notizen erleichtert in „The Grinding Gear“ einiges. Für den Spielleiter unterhaltsam ist der Blick in die entsetzten Gesichter der Spieler, wenn eines der Rätsel kommt, zu deren Antwort keine versteckten Hinweise existieren. Aber die Spieler werden schon wissen, wie viele Personen der König in seinem Gefolge hatte, als er den Gasthof einmal besuchte, oder? Es gibt ja immerhin einige Auswahlmöglichkeiten, genauer gesagt derer hundert.
Der gesamte Dungeon treibt die Charaktere (und die Spieler) zunehmend in die Verzweiflung. Es gibt zwar recht wenige Kampfbegegnungen, aber die Konstruktionen zu Ehren des Heiligen McIver tun das Ihre. Und dann ist da noch die andere Gruppe von Abenteurern, die kurz vor den Spielern den Weg in den Dungeon gefunden hat und die andere Gruppe als Bedrohung des eigenen Lebens empfindet und ausschalten will.
Fazit:The Grinding Gear ist ein wirklich harter Dungeon, der aber auch unheimlich Spaß macht. Leider wirkt die gesamte Hintergrundgeschichte stark konstruiert bis hanebüchen. Momente wie die Kapelle des heiligen McIvers, des Schutzheiligen der Hobbybastler, rufen zwar beim ersten Lesen einen Lacher hervor, wirken aber im Spiel ein wenig deplatziert, gerade wenn man sich den eher düsteren Hintergrund von Lamentations of the Flame Princess betrachtet. Mit ein wenig Arbeit an der Story lässt sich aber ein sehr spannender Spielabend gestalten. Und als Ideensteinbruch ist dieses Abenteuer hervorragend geeignet. Der Band ist leider sehr spärlich illustriert. Die Idee, aufgrund der Menge der Karten mehrere Pappumschläge zu verwenden, gefällt mir sehr gut, auch wenn ich den „Cheat Sheet“, die bereits erwähnten Erläuterungen zu einzelnen Räumen, ein wenig unpraktisch finde. Diese Texte wären besser im Heft bei der Darstellung der jeweiligen Räume integriert worden. Insgesamt aber ein brauchbares Abenteuer, welches ich mit 3,2 Punkten bewerte.
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