Inhalt:

Rachel Summers wird auf der Insel Madripoor gefangen gehalten, doch sie kann ihrer Freundin Kitty Pryde danke ihrer mentalen Fähigkeiten noch einen Warn- und Hilferuf zukommen lassen. Zusammen mit den anderen X-Women macht sich Kitty auf, ihrer Freundin zu helfen. Dummerweise werden sie dabei von seltsamen Strahlen getroffen, die ihnen ihre Mutanenkräfte entziehen. Sie schaffen es zu flüchten, müssen allerdings Rachel zurücklassen. Doch ihre Flucht führt sie in gefährliche Gewässer und so fallen sie Piraten in den Händen, die nichts Gutes mit den hübschen Frauen im Sinn haben. Ohne ihre Kräfte müssen sich die Mädels aus den Fängen der Piraten befreien und dann ihre Freundin retten...

Schreibstil & Artwork:

Man sollte meinen Chris Claremont und Milo Manara sind zusammen ein Garant für ein umwerfendes Comic - weit gefehlt, denn so richtig will "Frauen auf der Flucht" nicht überzeugen. Die Story bringt nicht wirklich etwas Neues und tröpfelt nur so vor sich hin. Mehr noch, die Story erscheint mehr aus den Fingern gesogen, denn wirklich durchdacht und die verschiedenen Szenen scheinen einzig und allein auf die erotische Inszenierung durch Zeichner Manara ausgelegt zu sein. Klar, das ist das was Artworks von Manara (und seine Comics) schon immer ausgemacht hat, aber eine solide Story sollte doch Grundlage für eine X-Women Story sein. Hier hat X-Men-Pionier Claremont aber doch irgendwie gepatzt, auch wenn die Geschichte nicht wirklich grottenschlecht ist. Nur überzeugt sie auch nicht wirklich. Die Dialoge sind weitestgehend ebenso flach, wie die Charakterzeichnung. Schade, denn Claremont verschenkt hier sehr viel Potential.

Die Artworks sind ganz klar von Manara, denn dieser Zeichenstil ist unverkennbar. Grundlegend sind die einzelnen Panels sehr gut inszeniert und sehen zumeist phantastisch aus. Das Manara dabei sehr viel Wert auf den erotischen Aspekt legt - also die X-Damen in ansprechender Optik und Posen präsentiert - ist dabei eigentlich selbstverständlich, denn wie bereits gesagt, ist es genau das, womit Manara bekannt geworden ist.

Die Kolorierung rundet das gute Gesamtbild ab, allerdings sind die Farben auch nicht ganz Manara-typisch, denn Aquarellfarben-Look, den man von ihm kennt, vermisst man hier gänzlich.

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der Band kommt als Hardcover und im DinA4 Format. Die Aufmachung ist hervorragend und es gibt einige Extras: ein Interview mit Manara, ein Sketchbook und einen Blick hinter die Kulissen. Der Band umfasst die komplette Reihe "Uncanny X-Men: Gals on the Run".

Fazit:

"Frauen auf der Flucht" hinterlässt einen zwiegespaltenen Eindruck, ist auf der einen Seite ein interessanter Ansatz, der auf der anderen Seite aber storytechnisch nicht vollkommen zu überzeugen weiß. Der Autor holt einfach zu wenig aus dem Setting heraus und erzählt eine wenig spektakuläre Story, die sehr vorhersehbar und ideenlos wirkt. Dagegen sind die Artworks von Milo Manara toll anzusehen und zeigen die heldenhaften Damen auf eine sehr erotisch ansprechende aber niemals anzügliche Art und Weise. Ziemlich umwerfend. Leider besteht ein Comic immer aus beiden Elementen - also der Story und den Artworks - die eine Symbiose eingehen sollten. Das tun sie hier leider nicht und dieses Mal funktioniert die USA/Europa-Synergie nicht so gut. Schade, denn die Idee hatte auf jeden Fall viel mehr Potential, als letztendlich beim Endprodukt herausgekommen ist.