Links zur Rezension Im mittlerweile achten Teil der „Geschichten aus der Nightside“ trudelt die Nightside, jene phantastische dunkle Seite der Großstadt – immer nur eine halbe böse Tat entfernt – in der sich Gesindel und Abschaum ebenso tummeln wie gefallene Götter, die nach neuen Anhängern suchen, neuen Abgründen entgegen. Und apropos Suchen, wenn es ums Finden geht, dann ist man bei John Taylor an der richtigen Stelle. Der Detektiv mit der seltsamen Begabung alles und jeden zu finden wird von Autor Simon R. Green wieder auf einen Fall angesetzt, der skurrile Merkwürdigkeiten und seltsame Begegnungen verspricht.
Diesmal heuert ihn der Herausgeber des „Unnatural Inquirers“ an, der wiederum ein Video erworben haben will, welches direkt aus der Hölle stammt. Und was sich da alles an Merchandising verdienen lässt, will sich die Bildzeitung der Nightside nicht entgehen lassen. Außerdem winkt ja eine Exklusiv-Story über John Taylor, dem man deshalb die Reporterin (oder wie sie zutreffend selber sagt: „Reporterdämonenmädchen“ …) Bettie Göttlich zur Seite stellt.
Der Fall stellt sich so dar: Jemand hat durch Zufall eine Übertragung aus der Hölle mitgeschnitten, sie exklusiv an das Blatt verkauft und nun ist die Person verschwunden, quasi auf dem Weg in die Redaktion. Viel Beinarbeit für John Taylor und seine neue Begleiterin und für den Autor eine gute Gelegenheit, alte und neue Bekannte auf den Tisch zu packen.
Ob die Hawk's Wind Bar &Grill, die sich 1970 selbst anzündete, als Protest gegen die Auflösung der Beatles, ob der Sammler, der sich aktuell im Museum versteckt, die Straße der Götter, Walker oder Kid Cthulhu, diesmal tobt sich Simon R. Green aus, was kuriose Orte und schräge Begegnungen betrifft. Gerade im Duett mit Bettie entstehen unterhaltsame Gespräche, wobei Green auch nicht mit Anspielungen auf die heutige Welt spart - im Gegenteil. Seine Theorie bzgl. Werbe-SMS erscheint nicht unwahrscheinlich … Und dank eines Grafittis - „Cthulhu tut es im Schlaf“ - erfährt der Leser auch, was Cthulhu nachts so treibt …
Außer seiner Hauptperson John Taylor – und natürlich der Nightside – die ja quasi auch einen eigenen Charakter hat und denen er beiden nach und nach mehr Facetten und Tiefgründigkeit verleiht, bleibt er beim Rest eher oberflächlich, was aber gut zum leichten, humoristischen Stil des Buches passt. Dabei bleibt er in der Handlung keineswegs oberflächlich, sondern schafft meist sehr pointierte Szenen, die vom schwarzen und skurrilen Humor leben. In der Nightside kann man sich nie sicher sein, wer wann mit wem warum was macht – und genau das lässt er seine Leser immer wieder spüren – und ist ein Gutteil der Unterhaltung.
Nachdem ich in Band Sieben erste Anzeichen einer gewissen Ausgelutschtheit des Settings bemerkt zu meinen habe, muss ich das hier wieder revidieren, ganz im Gegenteil, Green schrieb selten so frisch und ideenreich wie hier.
Fazit:Wer bisher die Nightside mochte oder generell skurrile Phantastik mag, hat mit diesem Buch einen sehr heißen Kandidaten auf eins der besten Bücher der Reihe vor sich.
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