Links zur Rezension „Freakangels“ stammt aus der Feder von Warren Ellis, der ohne Zweifel zu den Stars des Comic-Business gehört. Ursprünglich ist diese Serie als Webcomic konzipiert und erscheint auch immer noch als solches – immer in kleinen Episodenhäppchen. Hier zu Lande kann man diese Webisoden auf Mycomics.de lesen. Für echte Hardcore-Fans und für jene Comicleser, die lieber echtes Papier in den Händen halten, bringt Panini die Serie nun auch in gedruckter Form heraus.
Inhalt:England nach der Apokalypse. 23 Jahre zuvor wurden zu selben Zeit 12 ebenso seltsame Kinder geboren. Sechs Jahre später ging die Welt unter. Heute versuchen elf seltsame 23-Jährige in London, für eine kleine Gemeinde Überlebender ein halbwegs normales Leben aufrechtzuerhalten, indem sie ihre übernatürlichen Mentalkräfte einsetzen, um sie zu beschützen und zu versorgen. Doch Probleme zeichnen sich bereits in zweierlei Hinsicht ab. Mark, die Nummer 12, ist abtrünnig und schickt den Freakangels eine manipulierte Mörderin auf den Hals. Außerdem bedrohen die Mudlarks die kleine Gemeinde, denn sie wollen dieses Territorium für sich…
Schreibstil & Artwork:Warren Ellis‘ Serie ist für das Web und kurze Episoden mit wenigen Seiten konzipiert. Das merkt man dem gedruckten Sammelband jedoch in keinster Weise an. Viel mehr wirkt die Story wie „aus einem Guss“ und man spürt von den Episoden aus dem Web rein gar nichts. Ellis geht die Sache dabei sehr ruhig an. Ganz in Ruhe führt Ellis seine Charaktere ein und geht dabei einen vollkommen anderen Weg, als es in der neunten Kunst eigentlich üblich ist. Der Autor stellt seine Charaktere nicht alle auf einmal (beziehungsweise direkt nach einander) vor, sondern präsentiert sie dem Leser erst dann, wenn sie der Story dienlich sind, will heißen, in dem Moment, wenn eine Aufgabe erfüllt werden muss, für den ein bestimmter Charakter zuständig ist (wie beispielsweise Vorräte besorgen). Das macht die Sache immens interessant. Interessant sind auch die Charaktere an sich, denn die Protagonisten sind erkennbare Individuen, von denen jeder seine besonderen Stärken und Schwächen hat und jeder seine eigenen Fähigkeiten und Ticks. Zunächst erscheinen die Freakangels dabei allerdings durchaus klischeebehaftet: Anfänger, Schlampe, Denker, Durchgeknallte, alles dabei, was man so kennt. Auch was die Erzählweise angeht, so arbeitet Ellis sehr geschickt und clever. Die Erzählstimme gibt es nicht. Ellis verlässt sich viel mehr auf seine Dialoge und die Illustrationen von Paul Duffield und auf die Tatsache, dass seine Freakangels allesamt untereinander mental kommunizieren können. Die Dialoge sind Ellis typisch gehaltvoll und vielseitig und sorgen für die richtige Stimmung. Die Story ist dabei sowieso sehr dialoglastig, da ist es um so besser, das diese recht anspruchsvoll gestaltet sind. Action gibt es erst zum Ende des Bandes hin und dann auch immer noch nicht viel. Das kommt erst in späteren Episoden.
Gezeichnet wurde Freakangels von Paul Duffield, der einen sehr einzigartigen Stil zeigt, der sichtbar vom Manga-Look inspiriert ist, dennoch aber nicht nach den Japan-Comics aussieht. Die Hintergründe sind dabei sehr detailreich ausgearbeitet und zeigen unheimlich viele Feinheiten. Die Charaktere wirken plastisch, hier und da gibt es aber leichte Ungereimtheiten in der Mimik. Duffield bringt die postapokalyptische Welt Englands sehr gut rüber, beschränkt sich dabei aber nicht auf eine triste Kolorierung. Auch auf Gewaltdarstellung wird seitens des Zeichners nicht verzichtet und so wirkt das Ganze schön authentisch und glaubwürdig.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung„Freakangels“ kommt im Softcover und im US-Format. Der Band beinhaltet den ersten amerikanischen Tradepaperback. Die Übersetzung ist dabei gut gelungen, aber leider bleiben die verschiedenen „Dialekte“ der Charaktere, die diese im Original haben, hier weitestgehend auf der Strecke.
Fazit:„Freakangels 1“ ist kein Endzeit-Meisterwerk, aber durchaus gute postapokalyptische Comickost. Warren Ellis zeigt einmal mehr, was er kann, nämlich unglaublich gut erzählen und sorgt mit seinem dialoglastigen Panels für eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die Story entfaltet sich zunächst recht langsam und wird erst zum Ende des Bandes hin actionreich. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn die Reihe – die eigentlich ein Webcomic ist – erstreckt sich letztendlich auf fünf Bände. Die Artworks sind etwas Besonderes und für sich einzigartig. Sie gefallen trotz kleinerer Makel. Alles in Allem ist „Freakangels“ ein wirklich toller Einstieg in das postapokalyptische London und macht Freude auf mehr. Allerdings muss man eben auch sagen, dass man die Serie auch kostenfrei im Netz lesen kann und dieser Sammelband sich daher wirklich mehr an Sammler richtet.
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