Links zur Rezension InhaltBei einem geheimen Spionageflug über der Sowjetunion wird das Flugzeug von Lt. Colonel Travis Morgan von einer Luft-Boden-Rakete schwer beschädigt. Der Versuch über den Nordpol in Richtung Alaska zu fliegen schlägt fehl und so stürzt er ab – doch anstatt in den frostigen Weiten der Antarktis zu sterben, gelangt Travis durch eine gigantische Öffnung in eine Hohlwelt im Zentrum der Erde: Skartaris. Nach einer abenteuerlichen Reise durch diese seltsame Welt und zahllosen Gefahren konnte Morgan den Magier Deimos besiegen. Das dankbare Volk, endlich erlöst von dem Desporten, machte ihn hierfür zu seinem neuen Herrscher.
Aber Morgan hat gänzlich andere Pläne und so macht er sich gemeinsam mit der russischen Archäologin Maria und seinem alten Kampfgefährten Machiste auf den langen und gefährlichen Weg nach Shamballah, um dort endlich seine geliebte Tara treffen zu können. Doch nicht nur gewaltige Echsen in abgelegenen Sümpfen, wilde Schlägereien in zwielichtigen Hafenspelunken in Bakwele oder alte Rivalen, wie Stryker, gehören zu den zahllosen Ereignissen auf dieser schier endlos langen Reise. Selbst dem Tod höchstpersönlich muss Morgan sich stellen, nachdem er in einem Kampf schwer verletzt wurde.
Jenseits des Feuerberges im Wald Ebondar nähert sich die Gruppe aber dem Ziel ihrer Reise: Shamballah. Allerdings scheint ein Fluch über der Stadt zu hängen, der das Wiedersehen von Morgan und Tara trübt. Aber es gibt auch noch eine andere Überraschung für Morgan – er ist Vater eines Sohnes. Während sich Morgan und Tara tief in die Unterwelt von Shamballah begeben, um dort auf die Spur der seltsamen Vorkommnisse zu kommen, welche die Stadt in Angst und Schrecken versetzen, nutzt ein alter Rivale von Morgan diesen glücklichen Umstand und entführt seinen Sohn.
Deimos ist wieder zurückgekehrt und will Rache nehmen an Travis Morgan, dem Warlord, der ihn einst getötet hat. Allerdings war es Morgan selbst, der Deimos zu neuem Leben geholfen hat, als er die Maske des Lebens ihren vermeintlichen Besitzern zurückbrachte.
So muss sich Morgan, nachdem er sich am Ziel seiner Träume sah, erneut auf die Suche machen, um seinen Sohn Joshua aus den Händen von Deimos zu befreien. Es ist eine gefährliche Reise, die ihn in die entlegensten Winkel dieser seltsamen Welt führt.
Schreibstil & Artwork:Der amerikanischer Comicautor und -zeichner Mike Grell wurde 1947 geboren und wollte als Junge eigentlich wie sein Vater Waldarbeiter werden, doch mit 16 Jahren überlegte er sich diesen Schritt – es musste einfachere Wege geben, um Geld zu verdienen. Während seiner Stationierung in Vietnam für die Air Force absolvierte er den Fernstudienkurs der „Famous Artists School“ und begann danach sein Kunststudium an der einflussreichen „Chicago Academy of Fine Arts“.
Ab 1972 begann er in der Comicbranche zu arbeiten und sein erster Job führte ihn zur Zeitung „Chicago Tribune“, wo er als Assistent von Dale Messick an dem Comicstrip „Brenda Starr“ mitarbeitete, der sich rund um die abenteuerlichen und romantischen Abenteuer der gleichnamigen Reporterin drehte. Nebenbei arbeitete er als Zeichner für Werbefirmen, für die Air Force und versuchte zwei selbstverfasste Comicstrips auf den Markt zu bringen. Über Kontakte schaffte er es, eine Anstellung bei dem Verlag DC-Comics zu erhalten und zog 1973 nach New York City um, wo er als Zeichner für die überaus populäre Serie „Superboy starring the Legion of Super-Heroes“ bis in die späten 70er Jahre tätig war und die zu dieser Zeit unter der Leitung von Cary Bates stand, der 1967 im Alter von 17 Jahren (!) als hauptberuflicher Autor von DC eingestellt worden ist.
Es sollte bis 1975 dauern, bis Grell der Leitung von DC Comics seine Figur des amerikanischen Airforcepiloten Travis Morgan präsentierte, dessen Flugzeug bei einem Spionageflug über der UdSSR angeschossen wird und er es in letzter Sekunde schafft in der Arktis abzuspringen, um sich zu retten. Doch anstatt irgendwo in den Weiten des Eises zu landen, findet sich Morgan in einer Hohlwelt wieder, die tief verborgen im Erdinneren liegt und den Namen Skartaris trägt. Das Konzept stieß bei den Verantwortlichen von DC auf ein positives Echo und nach einem positiv verlaufenden Test in der Ausgabe „First Issue Special“ # 8 vom November 1975 stellte man die Figur von Travis Morgan in den Mittelpunkt der Serie „The Warlord“, die Grell bis in die Mitte der achtziger Jahre in 133 Ausgaben betreute. In den späten 1970er Jahren war die Serie zeitweise der Titel mit den höchsten Verkaufszahlen im Verlagsprogramm von DC.
Doch Grell war nicht nur der Schöpfer der Figur von Travis Morgan, sondern auch der überaus erfolgreichen Serie „Jon Sable, Freelance“, die er 1983 für den Verlag First Comics schuf und in deren Mittelpunkt der gleichnamige Jon Sable steht, ein ehemaliger Olympiaathlet und Großwildjäger, der sich als Söldner und Privatdetektiv verdingt und in seinem „wirklichen“ Leben unter dem Namen Flemm als Kinderbuchautor sein Geld verdient.
Der von Autor Mort Weisinger und Zeichner George Papp erdachten Serie „Green Arrow“, die ihren ersten Auftritt bereits 1941 in den USA hatte, hauchte Mike Grell 1987 neues Leben ein. Er formte aus dem traditionsreichen und etwas angestaubten Charakter die erfolgreiche Serie „Green Arrow: The Longbow Hunters“ und schaffte es, die Figur von Oliver Queen (des „Green Arrow“) einem erwachsenen Publikum zugänglich zu machen. Eine der herausragendsten Änderungen in der Konzeption war sicherlich die Bereitschaft von Oliver Queen nunmehr seine Gegner notfalls auch zu töten. Der Erfolg von „Green Arrow: The Longbow Hunters“ führte schließlich dazu, dass Grell mit der Gestaltung der 1988 neugestarteten, monatlich erscheinenden, Green Arrow Serie betraut wurde, die er bis 1993 betreute.
Weitere Arbeiten von Mike Grell waren unter anderem 1988 die Mitarbeit als Autor für die Comicadaption des James Bond Film „Licence to Kill“ sowie die James Bond Miniserie „Permission to Die“, die er 1989 sowohl schrieb als auch zeichnete. Zwischen 2004 bis 2005 arbeitete er für Marvel Comics an der Serie „Iron Man“.
Grell lebt gegenwärtig gemeinsam mit seiner Ehefrau Lauri Lasabre-Grell, einer bekannten Dressurreiterin, auf einer kleinen Ranch in Lake Stevens im Staat Washington, wo sie „Friesen“, eine niederländische Pferderasse, züchten. Gemeinsam sind sie auch mit der Gruppe „Seattle Knights“ im ganzen Land unterwegs und präsentieren mittelalterliche Schwert- und Turnierkämpfe, bei denen es Mike Grell auch schon mal aus dem Sattel haut.
Die Theorie der hohlen Erde ist eine wissenschaftliche Theorie, die erstmals von dem Briten Edmund Halley im Jahre 1691 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Diese Theorie ging davon aus, dass die Erde eine Hohlkugel sei und somit weder der Erdkern noch der Erdmantel (wie wir ihn heute kennen) existieren. Das Erdinnere sollte durch verschiedene Öffnungen, zum Beispiel große Öffnungen im Bereich der Pole, zugänglich sein.
Diese Theorie beeinflusste später zahlreiche Autoren in ihren Arbeiten: So zum Beispiel Ludvig Holbergs mit seinem Roman „Niels Klims unterirdische Reise“ (1741), Edgar Allan Poes Werk „Arthur Gordon Pym“ und Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. 1924 wurde sie von dem russischen Geologen und Geographen Wladimir Obrutschew mit „Plutonien“ aufgegriffen und auch der von Tarzan-Autor Edgar Rice Burroughs erdachte fiktive Kontinent Pellucidar, der auf der Innenfläche einer Hohlerde liegt, gehört mit dazu. Der sieben Bände umfassende Zyklus gehört sicherlich – neben den Tarzan-Romanen – zu den bekanntesten Werken des Autors.
Es dürfte also nicht sonderlich verwunderlich sein, dass DC mit dem vorgelegten Konzept von Mike Grell über die Welt von Skartaris durchaus zufrieden war, um verlorenen Boden wieder Wett zu machen. Immerhin galt es dem großen Erfolg der von Roy Thomas geschriebenen und Barry Windsor-Smith illustrierten Conan-Reihe von Marvel in den 70er Jahren etwas Entsprechendes entgegen zu setzen. Die späteren Verkaufszahlen und der recht dauerhafte Erfolg bei einem breiten Publikum sollten diese Entscheidung später bestätigen.
Mike Grell war mit seiner Schöpfung der Reihe „Warlord“ auf der Höhe seiner Zeit und so sind es sehr dynamische Zeichnungen, die zwar über einen grundsätzlich vorhandenen zeilenweisen Aufbau verfügen, dieses Schema jedoch immer wieder durch hochgestellte, großformatige oder ineinander verschachtelte Bilder unterbrochen wird. Auch sind es Figuren, die aus den Bildern herausragen oder in andere hineinreichen. Hier wird alleine schon durch den sehr progressiven Bildaufbau ein hohes Maß an Spannung erzeugt.
Die Akteure bei Grell bestechen durch ihre lebensechte und fast perfekte anatomische Darstellung der oftmals nur leicht bekleideten Körper. So nimmt der Leser förmlich an jeder Muskelanspannung während der zahllosen Kämpfe teil und kann ohne Weiteres aus der Mimik der Gesichter einiges über die Stimmung der Charaktere entnehmen.
Natürlich ist die Arbeit von Mike Grell auch ein wenig Fließbandarbeit und nicht unbedingt hohe Kunst. So sind manche Perspektiven etwas nachlässig in ihrer Ausführung oder die Darstellung in Bewegungen scheint etwas unscharf – aber Grell hatte schließlich auch etwas anderes im Sinn, als absolute Perfektion abliefern, da er den Leser schlicht und ergreifend mit einer spannenden Geschichte unterhalten wollte.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungMit der vollständig überarbeiteten Neuauflage präsentiert der Cross Cult Verlag dem Leser ein kleines Schmuckstück im US-Heftformat als gebundene Ausgabe, das auch noch mit einer ganzen Reihe an Extras aufwarten kann. Auch in diesem Band gibt es wieder eine farbige Galerie mit den Covern der US-Heftausgaben und zusätzlich den ersten Teil eines großen Interviews mit Mike Grell, in dem er exklusiv einige Hintergründe zu „The Warlord“ erläutert und auch sonst noch einiges über sein Schaffen zu erzählen weiß.
Die Neuauflage von „The Warlord“ präsentiert der Cross Cult Verlag allerdings mit den ursprünglichen und unkolorierten Zeichnungen von Mike Grell. Grund hierfür waren die fehlenden farbigen Druckvorlagen, da man heute nicht mehr wie in den 70er Jahren mit Filmen druckt, sondern nur noch mit digitalisierten Daten arbeitet, die direkt im Druckprozess verarbeitet werden können. Was vielleicht auf den ersten Blick ärgerlich sein mag, stellt sich bei näherem Betrachten eigentlich als Glücksfall dar – man bekommt als Leser einen schnörkellosen Blick auf die zum Teil phänomenalen Zeichnungen von Mike Grell, auch wenn „The Warlord“ sicherlich eine zeitgemäße und passende Neukolorierung verdient hätte.
Die Übersetzung stammt wiederum von Christian Langhagen und ist sehr gelungen, da sie die Stimmung des mittlerweile etwas betagten Originals wunderbar einfängt und man zum Glück seitens des Verlages nicht auf die Idee gekommen ist, den Texten einen vollständig modernen Anstrich zu geben. Das Lettering von Rowan Rüster sowie das Handlettering von Hartmut „Haggi“ Klotzbücher sind handwerklich ebenfalls wieder sehr gut und optisch den Originalausgaben angepasst.
FazitDie Reihe „The Warlord“ gehört sicherlich nicht zu herausragenden intellektuellen Leistungen der amerikanischen Comic-Branche Ende der 70er Jahre, aber seltsamerweise wohnt diesen abenteuerlichen Geschichten ein seltsamer Funke inne, der den Leser packt und ihm Lust macht, diesem unendlichen Abenteuer von Travis Morgan zu folgen. So haben es letztlich die Geschichten um den Airforce-Piloten mit ihrer wilden Mischung aus Fantasy, Science-Fiction und immer wieder offensiv dargestellter Action, bei der es immer wieder um das amerikanische Klischee des Kampfes von Gut und Böse geht, es geschafft das Publikum zu begeistern.
Nach den halbherzig produzierten deutschen Ausgaben des Ehapa Verlages in der Reihe „Die großen Phantastic-Comics“ Mitte der 80er Jahre ist es nunmehr gut zu wissen, dass sich der Cross Cult Verlag dieser Reihe angenommen hat. Haben sie doch in den letzten Jahren auch mit anderen Produktionen bewiesen, wie man einen Klassiker frisch aufpoliert und einem breiten deutschen Publikum wieder zugänglich machen kann. Man mag zwar durchaus geteilter Meinung darüber sein, ob einem der Band in seiner unkolorierten Form gefällt, doch die ansonsten vorgelegte Verarbeitung lässt keine Wünsche offen – sowohl für neue Leser als auch für Fans.
Mögen die Erstveröffentlichung nun schon über 35 Jahre zurück liegen und einige Passagen manchmal recht angestaubt aussehen und zum Schmunzeln einladen, so sorgt auch dieser Band für leichte und solide Unterhaltung ohne Schnörkel und ist für Fans des Genres sicherlich ein absolutes Muss.
|
||||||||||||||||||||||