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Gears of War 2 - Brutstätte
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 20.01.2011
Autor:Autror: Joshua Ortega, Zeichner: Liam Sharp, Simon Bisley u.a.
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Gears of War
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-993-9
Inhalt:180 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originalhefte 7-13
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Der Delta-Trupp von Marcus Fenix soll in Jilane, einer Stadt, die von den Locust zerstört wurde, nach Überlebenden suchen. Zur ihrer Unterstützung werden Cole und Baird vom Sigma-Trupp und Alex, eine der wenigen weiblichen Gears, abgestellt. Sie erzählt den Männern von dem Massaker, das sich in Jilane abgespielt hat und von den dortigen Zuchtstationen, in denen Frauen gezwungen wurden, Kinder zu bekommen, um die schwindende menschliche Bevölkerung wieder zu vermehren. Tatsächlich finden sie eine Handvoll Überlebende in der Stadt, doch die Locust haben ebenso Wind von der Sache bekommen. Außerdem wollen die Überlebenden nicht unbedingt zurück in die Koaliton...

Dazu gibt es noch drei kleinere Geschichten. Eine davon dreht sich um den Krieger Tai Kaliso.

 

Schreibstil & Artwork:

Schon der erste Band von "GoW" konnte überraschenderweise überzeugen. Auch Band 2 hinterlässt einen guten, wenn auch nicht ganz so guten Eindruck, wie die erste Episode. Die Story hat diesmal nicht mehr viel mit dem Spiel zu tun, natürlich mit der Ausnahme des Settings an sich und das das Delta Team von Marcus Fenix wieder im Mittelpunkt der Action steht. Ansonsten stellt "Brutstätte" eine eigenständige Story dar, die durchaus gut funktioniert und ebenso gut erzählt wird. Dabei werden auch die negativen Seiten des langjährigen Krieges gegen die Locust aufgezeigt und zu was für Gräueltaten die Menschheit auch untereinander noch fähig ist. Da werden Frauen schon im Teenie-Alter zu Brutmaschinen degradiert und gegen ihren Willen geschwängert, nur damit sie Kinder gebären und damit den Fortbestand der Menschheit sichern respektive neue Soldaten produzieren. Sehr krank, aber sicherlich nicht allzu utopisch in so einem Setting, wie es Gears of War eines ist. Autor Joshua Ortega erzählt dabei eine solide Story, die gut funktioniert und zu fesseln weiß, aber auf der anderen Seite auch keine großen Überraschungen mit sich bringt. Blut, Gore und Action stehen bei GoW sowieso im Vordergrund, auch wenn der Handlungsfaden nicht außer Acht gelassen wird. Dennoch ist die Story sicherlich nicht hochintellektuell, aber die Erzählung wirkt ebenso gut ausgearbeitet, wie die einzelnen Charaktere, von denen jeder eine spezielle Vergangenheit und seine eigenen Ängste hat. Obwohl ich das Spiel (immer noch) nicht kenne, macht der Comic durchaus Spaß und sorgt für ein bisschen Kurzweile.

 

Die Artowrks stammen wieder von Liam Sharp (u.a. 2000 AD, Marvel UK und auch Spawn), dessen Illustrationen sehr detailreich sind und durch klar definierte Linienführung bestechen. Der Zeichner gibt sich keine wirklichen Blößen, alles wirkt proportional und vor allem spiegeln die Artworks das bombastische und actionreiche Setting hervorragend wieder. Die Kolorierung wirkt düster und unterstützt das kriegerische Setting mit zurückhaltenden Farben. Panels gibt es in allen Größen und Formen.

 

Zu der eigentlichen mehrteiligen Story gibt es noch drei mehr oder weniger lange Bonusgeschichten, die es in sich habe. Hier geht es um besondere Charaktere und ihren Werdegang oder ihre Zukunftsträume, aber auch ihre Vergangenheiten. Obwohl ebenso actionreich und brutal wie die Hauptgeschichte, haben diese Stories auch wieder sehr kritische Aspekte hinsichtlich des Krieges und dessen Auswirkungen. Die Artworks stammen hier nur teilweise von Liam Sharp. Einige Passagen wurden von Gastzeichnern umgesetzt und so wirken die Stories nicht immer aus einem Guss, aber sehen dennoch weitestgehend gut aus.

Besonders interessant ist dabei die 22-setige Tai Kaliso Geschichte, die von Ortega geschrieben und von Simon Bisley (Slaine, Lobo) gezeichnet wurde. "Das Leben vor seinem Augen" dreht sich komplett um die Lebensgeschichte von Tai Kaliso, einem bekannten Charakter aus den Spielen und ein mächtiger und sehr abgedrehter Krieger, da er von einer Welt kommt, bei der der Krieg an die Ehre gebunden und sehr spirituell betrachtet wird. Er hat in den so genannten Pendelkriegen an der Seite von Marcus Fenix gekämpft und gehört auch während des zweiten "GoW"-Spiels zum Delta-Team, wird aber von diesem getrennt und von den Locust gefangen genommen und enorm gefoltert. Als er später von Fenix gerettet wird, hat er starken psychologischen Schaden genommen. Mehr will ich aber an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu viel zu spoilern. Eine stimmungsvolle Geschichte, die sehr gut in das Schema von GoW passt, denn auch hier wird nicht nur einfach Action geboten, sondern ebenso gehaltvoller Hintergrund.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Wie immer gibt es an der Qualität von Produktion und Übersetzung des Comics durch Panini nicht auszusetzen. Der Band ist recht üppig - kein Wunder, denn er enthält ja gleich sechs Einzelhefte. Abgerundet wird das Ganze durch eine schmucke Covergalerie, die am Ende des Bandes jeweils eine ganze Seite spendiert bekommen haben.

 

Fazit:

Das was ich in der Review zum ersten Band gesagt habe, hat noch immer Gehalt. GoW ist kein reines hirnloses Actionmetzel-Comic, sondern zwar durchaus übermäßig brutal und actionreich, aber auch in vielerlei Hinsicht kritisch und tiefschichtig. Zwar darf man auch keine superintellektuelle Erzählung erwarten, aber dennoch hat die Geschichte für einen Comic mit diesem Hintergrund überraschenden Tiefgang, gerade in Bezug auf die Brutstätten und die unmenschlich behandelten und missbrauchten Frauen.

Das Ganze wird durch State-of-the-Art Illustrationen präsentiert, die einfach super schick gezeichnet, ansprechend und passend koloriert und nahezu perfekt in Szene gesetzt sind. Auch hier kann der zweite Band ebenso überzeugen wie schon die erste Episode.

Wer das Setting oder einfach sehr blutige und actionreiche Sci-Fi-Stories mit einer guten Portion Tiefgang mag, darf hier einen Blick riskieren. Diejenigen, denen Band 1 bereits gefallen hat, können hier quasi blind zu greifen. Eine gute Serie von der ruhig noch mehr kommen darf.