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Happy Girls
Bewertung:
(3.7)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 20.01.2011
Autor:Zep
Übersetzer:Resel Rebiersch
Typ:Comic
Setting:Cartoon
VerlagToonfish / Splitter
ISBN/ASIN:978-3-86869-902-9
Inhalt:96 Seiten, Hardcover (221 mm x 235 mm)
Preis:16,50 EUR
Sprache:Deutsch

Mit dem Imprint „Toonfish“ hat sich der Splitterverlag zum Ziel gesetzt die deutschen Lachmuskeln aufzumischen und die Zwerchfelle erzittern lassen, ohne dabei seinen bisherigen Schwerpunkt als Verlag für die Publikation von überwiegend französischen Fantasy-Serien aus den Augen zu verlieren. Mit „Toonfish“ will der Verlag ab sofort ein breites Spektrum an neuen Themen humoristisch erschließen und wendet sich mit dem Band „Happy Girls“ dem schonungslosen Einblick in das hemmungslose Liebesleben des Teenagers Bob zu.

 

Inhalt:

Robert, von seinem Kumpels Bob genannt, steht im Zenit seines Teenagerlebens – einzig sein verkorkstes Liebensleben und damit verbundene Sehnsüchte machen ihm das Leben schwer. Egal ob es sich um die sexuellen Phantasien von Bob in der Schlange vor dem Postschalter handelt, während er darauf wartet von der überaus gut aussehenden Dame hinter dem Schalter endlich seine Briefmarken zu erhalten, welchen Erniedrigungen man sich hingeben kann um endlich an die Frau seiner Träume zu kommen (wozu auch der Besuch eines Akkordeonkonzertes gehört!), warum geile Schlampen zwar mit jedem Kerl ins Bett gehen, von Bob aber nichts wissen wollen oder wie hinterhältig ein Pickel auf der Nase sein kann, wenn am Wochenende Party angesagt ist. Diese und noch eine ganze Menge anderer skurriler Erlebnisse und Begebenheiten dürften nicht nur für Abwechslung, sondern auch für einen recht „tiefsinnigen“ Blick in die Abgründe des nicht immer befriedigten Lebens eines durchschnittlichen Teenagers geben, der die große weite Welt der „Happy Girls“ für sich entdeckt.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Zeichner und Autor Philippe Chappuis wurde 1967 in Genf geboren und begann sich bereits mit sieben Jahren eigene Comics auszudenken und zu zeichnen. Seine Pseudonym „Zep“ entstand, als er mit 12 Jahren sein eigenes gleichnamiges Fanzine schuf, welches er als Fan der Band „Led Zeppelin“ mit diesem Kürzel bedachte. Das dieser Name ihn später noch lange begleitet, dürfte ihm zu dieser Zeit noch nicht bewusst gewesen sein. Er besuchte die École des Arts Decoratifs in Genf und begann im Alter von achtzehn Jahren, für das belgische Magazin „Spirou" erste Serien zu zeichnen. Seine Arbeiten wurden aber auch in Zeitschriften und Magazinen wie "Femmes d'Aujourd'hui“, „Champagne!“, „Jeudi-Sports Magazine“ und „La Vie“ veröffentlicht.

 

Außer für Rockmusik schwärmte er für die französischen Comiczeichner Marcel Gotlieb (Gotlib) und Michel Régnier (Greg). 1992 begann Zep Szenen seiner Kindheit in ein Skizzenheft zeichnen - das war die Geburtsstunde von „Titeuf“, einem zehnjährigen Jungen in violettem T-Shirt, blonder Federlocke und mit roten Schuhen, der langsam die Faszination von Mädchen entdeckt, wobei es ihm nicht immer gelingt, diese dann auch charmant um den Finger zu wickeln. Heute ist diese Figur zu einem Phänomen in der Verlagslandschaft herangereift, die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen innig geliebt wird. Im September 2001 erschien das humorvolle Sachbuch „Guide du zizi sexuel“ („Das große Piephahn-Lexikon“, Carlsen), ein Gemeinschaftswerk mit Hélène Bruller zum Thema Aufklärung, welches mit Humor und Feinfühligkeit alle Fragen von Kindern rund um das Thema Liebe und Sexualität beantwortet und eine Auflage von über zwei Millionen Exemplare erreichte. Für sein Gesamtwerk erhielt Zep 2004 den Grand Prix in Angoulême.

 

Für Editions Delcourt nahm er 2004 und 2008 mit Beiträgen über Jean-Jacques Goldman, Francis Cabrel, Henri Dès und Bob Dylan an der Sammlung „Chansons en BD“ teil. Sein Wechsel in die Welt der Erwachsenencomics folgte 2009, als Zep die Reihe „Happy Sex“ für die Editions Delcourt auflegte. Die lockere, freimütige Darstellung erotischer Beziehungen erreichte bislang eine Gesamtauflage von 400.000 Exemplaren. Zurzeit arbeitet Zep an einem großen Animationsfilm von „Titeuf“, der 2011 in die Kinos kommen soll.

 

In den kurzen doppelseitigen Episoden von „Happy Girls“ dreht sich alles um Bob und überwiegend um dessen Sexualleben mit seinen Höhen und Tiefen. Doch trotz mancher Boshaftigkeit in den Geschichten schafft es Zep dem fast schon beständigen Versagen von Bob in seinen Bemühungen um die Gunst von Mädchen zu erlangen immer etwas Charmantes zu geben. Niemals wird Zep vulgär oder anstößig, sondern bietet einfach nur einen ziemlich schonungslosen Einblick in die Gefühlswelt von Bob. Und die ist für den Leser oftmals zum Schreien lustig, insbesondere wenn es um Episoden geht, die man selbst in der einen oder anderen Form vor einigen Jahren (oder Jahrzehnten) in ähnlicher Form erlebt hat.

 

Der Comic dürfte sich inhaltlich zweifelsohne eher an ein erwachsenes Publikum richten, auch wenn der Inhalt mit seinen Bildern als harmlos gelten dürfte. Die Zeichnungen von Zep sind auch in diesem Band von durchgehend sicherem Strich und es verwundert, wie er es schafft, immer wieder neue Figuren und Gesichter zu präsentieren, ohne das Langeweile aufkommt. Die doppelseitigen Episoden bestehen aus sechs einzelnen Bildern, bei denen Zep gänzlich auf einen klassischen Rahmen verzichtet und die sich lediglich durch ihre Koloration vom Hintergrund hervorheben. Innerhalb dieser kurzen Spanne wird eine komplette kleine Geschichte erzählt, die natürlich nicht ohne Pointe bleibt.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

In Sachen Qualität kann dieser Band mit seinen 96 Seiten im Format 221 mm x 235 mm (also etwas größer als A 5) auf jeden Fall mit einer guten Verarbeitung aufwarten, so das auch beim x-ten Mal lesen immer noch jedes Blatt an seinem Platz bleibt. Aber auch in Sachen Druckqualität kann dieser kleine und handliche Hardcover-Band überzeugen – die Farben sind frisch und lebendig. Die Übersetzung stammt von Resel Rebiersch und dürfte den Ton des französischen Originals hervorragend treffen, wobei die Bearbeitung Delia Wüllner-Schulz oblag und das Lettering von Bernd Kronsbein stammt. Extras wird man auch bei diesem Band leider vergeblich suchen – dafür gibt es allerdings auf der letzten Seite Hinweise auf weitere Bände der Reihe unter der Prämisse „Lust bekommen?“..

 

Fazit:

Ich habe Zep schon in meiner Rezension von „Happy Sex“ als einen der erfolgreichsten französischsprachigen Comiczeichner gelobt, der es immer wieder mit seinen Geschichten schafft auch hartgesottenen humorlosen Lesern ein kleines Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern. Bei „Happy Girls“ ist es diesmal die tragisch-komische Figur des Teenagers Bob, welche der Leser durch sein unstetes Teenagerleben begleiten darf und das immer wieder von einem zentralen Thema beherrscht wird – Sex. Das ist mit seinen Begegnungen und Ereignissen immer wieder komisch, manchmal etwas anstößig und ganz selten sogar sentimental. Warum dieser Band allerdings bei diesem Inhalt „Happy Girls“ heißt, wollte sich mir nicht so ganz erschließen, zumal er auch in Frankreich unter diesem Titel erschienen ist.

 

Wer lesen möchte, wie Zep sein sicheres Gespür für Menschen (und zwischenmenschliches) einsetzt, um uns einen Blick in das hemmungslos-abenteuerliche Sexualleben von Bob zu geben, dem kann ich diesen insgesamt gut gelungenen weiteren Band der „Happy“-Reihe nur wärmstens empfehlen, auch wenn dieser vielleicht nicht ganz so lustig ist wie „Happy Sex“.