Links zur Rezension InhaltIn Band eins verlor Marie nahezu ihre gesamte Familie an brandschatzende Ritter, die von skrupellosen Adeligen angeführt einen ganzen Ort niedermachten. Den Grund für dieses blutrünstige Unterfangen erfuhren weder der Leser noch Marie, doch es mutete seltsam an, dass der Kopf ihrer Schwester aufgespießt als Mahnmal in der zerstörten Stadt hinterlassen wurde. Fünfzehn Jahre sind seitdem vergangen und aus dem wehrhaften Mädchen Marie ist eine professionelle Kämpferin geworden, die mit Schaukämpfen und Söldnerdiensten ihren Unterhalt verdient. An ihrer Seite befindet sich der Söldner William, ein Mann von lockerer Moral und mit zwei sehr gefährlichen Dolchen. Obwohl sie beide recht entspannt mit dem anderen Geschlecht umzugehen scheinen und dazu die besten Freunde sind, die sich blind aufeinander verlassen, sind sie doch kein Paar. Das führt immer wieder zu lustigen Situationen, da beide nicht völlig frei von Eifersucht sind. Marie und William kämpfen Seite an Seite und das auch gegen die mystischen Wesen, die Marie zu verfolgen scheinen, wohin sie sich auch begibt. William kennt ihre Geschichte, soweit Marie sie selbst versteht und gemeinsam versuchen sie jene Teile von Maries Familie wieder zu entdecken, die sie noch am Leben wähnt. Dabei hilft ihr ihre Schwester Amance, die Marie am Ende von Band eins befreien konnte.
Das zweite Motiv ihrer Reisen ist auch gleich der Titel des vorliegenden Bandes: Rache. Sie erfahren im Laufe des Bandes einige Details zu dem Überfall auf ihr Dorf und damit auch die Namen der beteiligten Anführer. Diese gilt es natürlich zur Strecke zu bringen, immerhin haben sie Maries Eltern und eine Schwester getötet und andere Geschwister verschleppt. Wie es in einem zweiten Band einer guten Serie üblich ist, kommt auch hier die finstere Hintergrundgeschichte mehr und mehr zum Zug. So taucht als Randgeschichte und von Marie unbemerkt ihr Bruder Lou auf, wie er mit den Gegenspielern offenbar gemeinsame Sache macht, wobei offen bleibt warum. Aber der Grund des Überfalls, der Marie um ihre Familie gebracht hat, klärt sich gegen Ende des Bandes auf. Gegen Ende kommt es zu spektakulären Kämpfen, bei denen Marie auch auf einen Verbündeten trifft, dem sie aus gutem Grund nicht recht traut und auf den William natürlich mächtig eifersüchtig ist. Mehr wird hier nicht verraten...
Schreibstil & ArtworkDas Autorenteam Ange - die Abkürzung steht für Anne und Gerard - hat schon eine ganze Menge erfolgreicher Comics für uns erschaffen. Serien wie Belladonna, Die Legende der Drachenritter oder Das Verlorene Paradies erreichten allesamt Spitzenwerte bei den Rezensionen. So überrascht es nicht, dass auch die Geschichte um Marie den Leser überzeugen kann. Die Texte sind dem höflichen Stil des späten Mittelalters angelehnt und geben dem Umfeld jener Zeit einen nachvollziehbaren Charakter. Dazu sind die Figuren auf teilweise brutale Art und Weise glaubhaft und interessant, bis auf eine kleine Ausnahme vielleicht, das ist die Protagonistin. Sie kämpft gut, sie hat so ihre Probleme, aber sie bleibt trotz allem blass. Die Geschichte wäre genauso glaubhaft wenn Marie ein buckeliger männlicher Gnom wäre, denn der Leser wird von ihrem tragischen Schicksal angesprochen und nicht von ihrer Persönlichkeit. Dennoch ist die Geschichte spannend und liest sich flüssig, was wir sicher nicht zuletzt auch den Talenten der Übersetzerin Tanja Krämling verdanken. Die Artworks von Thierry Démarez sind nicht nur große Klasse, sie passen auch ganz hervorragend zu dem Thema. Wir finden allerhöchstes Niveau in jeder einzelnen Zeichnung. Geschickt nutzt er die Farben, um Stimmungen und Aktionen zu untermalen. Seine Bilder konnte man bereits in anderen Serien bestaunen, wie auch in dem bereits erwähnten „Die Legende der Drachenritter“.
Qualität und AusstattungWieder haben wir einen echten Splitter vor uns. Die Bindung, der Druck und die Materialien sind beispielhaft. Das Hardcover liegt wie immer gut in der Hand, allerdings ist der Comic nur 46 Seiten dünn und bringt keinerlei Extras mit.
Fazit:Ein guter Comic, der auf den nächsten Band hoffen lässt. Marie schlägt sich rasant durch allerlei knifflige Situationen. Dabei ist es die Geschichte, die ihr immer wieder mit unerwarteten Problemen auf die Füße steigt und sie zum Kampf nötigt. In den seltensten Fälle ist es Marie selbst, die absichtlich mit dem Schwert in der Hand versucht Probleme zu lösen. Der mystische Hintergrund einer Parallelwelt taucht auf und verwirrt Leser und Protagonistin gleichermaßen, denn es wird in dem Band nur gerade genug verraten, um stets spannend und interessant zu bleiben. Das machen die Autoren sehr gut. Ich hätte mir gewünscht, dass eine Frau Mitte Zwanzig auch etwas Profil bekommt, das über das Schwingen eines Schwerts und dramatischen Problemen um ihre Familie hinaus geht, aber wirklich notwendig ist es nicht. Auch ein Indianer Jones lebt nicht von seiner tiefen Persönlichkeit, sondern von munterer Action und lockeren Mundwerken. Letzteres ist hier etwas ernster und schlichter aber die Unterhaltungen werden zumindest Fantasy-Fans nicht enttäuschen. Die Freunde von munteren Kämpfen kommen hier ohnehin auf ihre Kosten. Da freut man sich schon auf Band drei. Wertung 4.1
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