Links zur Rezension Inhalt:Tony Chu ist ein Gesetzeshüter mit vielen Talenten, eines davon reichlich absonderlich: Tony Chu ist ein ein Geschmacksknospen-Telepath, auch als Cibopath bekannt. Will heißen, was immer sich auch in den Mund des Beamten Chu verirrt, sei es ein drei Tage altes Käsebrötchen, ein Royal TS oder Blut von einem Mordtatort, löst bei dem Crime-Gourmet eine geistige Vision aus, die ihm alles über seine Speise verrät - der Teig, aus dem seine Backwaren geknetet wurden, das Schlachthaus, in dem das Getier für seinen Burger sein Ende fand, und ... die letzten Stunden im Leben des Mordopfers. Diese Fähigkeit hat aus Tony einen strikten Vegetarier und einen bissigen Polizeiermittler gemacht, der sich seine Fälle auf der Zunge zergehen lässt. Es ist eine dreckige Welt da draußen, und ein cibopathischer Detektiv muss im Dienst von Recht und Ordnung viele Geschmacklosigkeiten erdulden und viele widerliche Sachen in den Mund nehmen ...
Nach einem Nahrungsmittelskandal, der Millionen von Todesopfern gefordert und zu einem weltweiten Verbot von Hühnerfleisch gesorgt hat, ist die FDA, die Arznei- und Nahrungsmittelbehörde, die einflussreichste Verbrechensermittlungstelle der Welt und der Handel mit illegalen Geflügel eine der schwersten geahndeten Straftaten. Als sich Tony Chus seltsames Talent bis zu den obersten Rängen der FDA rumgesprochen hat, wird der Geschmackspolizist für die Sondereinheit der Nahrungsmittelbehörde angeheuert, die sich mit den abnormalsten und verdrehtesten Verbrechen befasst, die diese abnormale und verdrehte Welt einem Polizisten nur auftischen kann.
Schreibstil & Artwork:Wirklich skurrile und abgefahrene Comic-Ideen zu finden, ist heute sicherlich nicht mehr so ganz einfach. Doch immer wieder, glänzen einige Autoren mit genau solchen Ideen und bringen höchst ungewöhnliche Werke heraus. Chew, aus der Feder von John Layman und gezeichnet von Rob Guillory, ist so eine Comicreihe und skurril ist hier noch untertrieben. Wie zur Hölle kommt jemand auf so einen abgedrehten Kram? Naja, wie auch immer. "Chew" ist total absurd, aber genau das ist, was das Setting ausmacht, denn die eigentliche Story, die in diesem Debutband geboten wird, ist an sich nichts wirklich Besonderes. Sie ist zwar spannend und macht auch Spaß, birgt auch einige überraschende Wendungen, aber alles dreht sich um die makabre Fähigkeit des Protagonisten und die Art und Weise, wie er die Dinge an geht. Zum Teil ist das wirklich ekelig, zum Beispiel dann, wenn Chu halb verweste Leichenteile probieren muss, da kann einem der Appetit auf Fleisch durchaus vergehen. Aber die Story besteht nicht nur aus solchen Elementen, sondern ist ein guter Mix zwischen Krimi, Mystery und Action, gut durchzogen mit einer guten Portion schwarzem und makabren Humor. "Chew" wurde überall hochgelobt und hat auch einige Auszeichnungen bekommen (darunter Eisner und Harvey Awards), aber wie auch bei den Filmoscars und allen anderen Auszeichnungen bin ich persönlich bei solchen Anpreisungen immer etwas skeptisch. Bei "Chew" war das nicht anders und ich kann auch nicht umhin zu sagen, das mich "Chew" nicht so umgehauen hat, wie man es vielleicht erwartet hätte. Sicher, der Comic ist - wie schon erwähnt - abgefahren, absurd und skurril und macht auch weitestgehend einen Heidenspaß, aber ein wenig ist diese ganze Cibopathen-Sache auch einfach zu viel des guten Geschmacks oder besser zu wenig. Keine Frage, "Chew" ist eine willkommene Abwechslung und lohnt sich auch, aber "Chew" ist auch streckenweise schon sehr heftig. Wer allerdings Splatter und Ekel im Sinne von heftigen Horrorfilmen mag, der kommt hier wohl vollkommen auf seine Kosten.
Nicht zuletzt liegt dieser hohe Ekelfaktor auch an den detailreichen und gelungenen Artworks. Die Illustrationen sehen wirklich gut aus, sind sehr dynamisch und actionreich gezeichnet und sehen schlichtweg toll aus. Gerade der Detailreichtum erhöht dann aber auch wieder den Ekelfaktor an manchen Stellen, so das man sich einige Elemente einfach viel zu bildlich vorstellen kann. Trotzdem oder gerade deswegen passen die Artworks aber sehr gut zum Setting und so bietet der Comic auch optisch wirklich gute Kost.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungWie bei Cross-Cult zumeist üblich kommt "Chew" im DinA5 Hardcover und ist hervorragend produziert. Einband, Papier, Druck und Bindung lassen keine Wünsche offen und halten quasi eine Ewigkeit. Tatsächlich habe ich einige Comicbände dieser Machart von Cross-Cult, die schon zigmal gelesen wurden und immer noch in Topzustand sind. Extras gibt es in diesem Band - bis auf ein kleines Interview mit Autor John Laymon - keine.
Fazit:Chew ist neu, Chew ist einzigartig (zumindest kenne ich nichts, was diesem Comic ähnlich ist) und Chew macht schon sehr viel Spaß. Die Story weiß schnell zu fesseln und ist sehr dynamisch inszeniert. Allerdings ist Chew auch sehr makaber und oft schon heftigst ekelig. Wer damit klar kommt, sollte hier nicht zögern einen näheren Blick zu riskieren, denn er wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Vor allem jene, die abgefahrene, originelle und skurrile Ideen mögen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Klasse, aber definitiv nichts für zarte Gemüter!
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