Links zur Rezension InhaltEs gibt Personen, die stets nur das Beste wollen und denen das Schicksal stets im entscheidenden Moment ein Bein stellt. So meint es Tibill nur gut, als er seinen Dorfältesten zu etwas rät, das sie auch schließlich entscheiden und das zur Zerstörung von Dorf und Ernte führt. Die Ernte stellte einen großen Teil des Wintervorrats der Lillinge dar und da Tibill schon öfters der Funke war, der eine Katastrophe auslöste, spricht man die schlimmste Strafe aus, die einem Lilling widerfahren kann: das Exil. Aufbruch ins Exil heißt dann auch der vorliegende Band. Lillings sind kleiner als Menschen, aber ähnlich gebaut. Sie sind freundlicher als Menschen und sie arrangieren sich mit all den Wesen und Pflanzen, die die Welt zu bieten hat. Das macht sie beliebt, da die Lillinge einen tollen Salat und die besten Äpfel anbauen, wenn... nun wenn die Ernte nicht zerstört wird.
Niedergeschlagen zieht Tibill hinaus in die Welt und lässt sich auch gleich von den Menschen übervorteilen. Er wird versklavt. Lillinge erzielen einen tollen Preis, weil sie ja so gute Bauern sind. Und es wäre nicht Tibill, wenn er nicht selbst im versklavten Zustand ein paar Dinge aufschnappt, die besser geheim geblieben wären. Ein Zauberer ist gestorben - worden. Der Zauberer war immer gut zu den Lillingen und Tibill bedauert den Tod des Mannes sehr. So sehr, dass er dessen Bruder warnen will, der auch Zauberer ist. Damit das klappen kann, muss er der Sklaverei erst einmal entkommen und als wäre das Leben nicht auch schon kompliziert genug, lernt er in Gefangenschaft auch noch eine nette, blonde, weibliche Lilling kennen, an die er mit einer magischen Kette geschmiedet wird und die er somit auf seiner Flucht mitnehmen muss.
Es gibt Personen, die stets nur das Beste wollen und denen das Schicksal stets ... richtig, das hatten wir schon, aber es passt auf das Ende des Buches genauso perfekt, wie auf den Anfang. Das Ende der Sklaverei ist leider nicht das Ende von Tibills Problemen. Und seine unerschrockenen Aktionen helfen stets, aber helfen sie auch den richtigen Personen?
Schreibstil & ArtworkDas Autoren Duo ANGE hat schon bei Produkten wie Die Legende der Drachenritter, Belladonna, oder Maries Drachen seine Qualitäten aufgezeigt. Dort hatten wir jedoch stets weibliche Helden mit Schwert oder Degen und deren Probleme. Bei Tibill der Lilling schaffen sie gemeinsam mit Zeichner Laurent Cagniat eine sehr lebendige Fantasywelt, in der nahezu jede zweite Lebensform intelligent zu sein scheint und ihre eigene Sprache spricht. Ob Schnecke, Pilz oder Spinnenwesen, nichts ist vor den Autoren sicher beseelt zu werden. Die Hauptcharaktere sind aber humanoid, wenn auch in fast beliebiger Größe. So ist der Herr, der den guten Tibill und seine Zwangsgefährtin Loretta ersteigern will, ein haushoher Riese, die Händler, die Sklaven verkaufen, hingegen menschengroß. Die Welt ist bunt, lebhaft und sehr liebevoll gestaltet. Tibill und Loretta werden temperamentvoll und glaubhaft in die Geschichte eingeführt und Text und Bilder rühren einen eigentlich schon von der ersten Seite an. Im Vergleich zum durchaus guten 'Maries Drachen', das ich hier rezensieren durfte, setzt ANGE hier noch mal eine Schippe drauf. Die Geschichte wird nie langweilig, die Ereignisse überschlagen sich, aber immer so, dass man gut folgen kann und die verschiedenen Personen und Kulturen wirken authentisch. Der Zeichner Laurent Cagniat liefert ebenfalls blitzsaubere Arbeit ab. Im Stil den weitläufig bekannten Asterix-Büchern nicht unähnlich, aber vielleicht mit einem Hauch mehr Details in der Umgebungsgestaltung, liefert er das perfekte farbige Umfeld für die liebevolle wenngleich turbulente Geschichte. Seine Bilder sind ein Genuss!
Qualität und AusstattungEs ist der schon bekannte Splitter im übergroßen Hardcover. Beste Qualität in Druck und Einband und auch die Übersetzerin Resel Rebiersch macht ihre Sache gut. Es gibt keinerlei Extras in Form von Skizzen, alternativen Titelbildern oder Glossaren. Vielleicht im nächsten Band.
Fazit:Toll! Ein Spitzencomic - für jedermann. Zumindest, wenn man nicht unbedingt die harten Seiten des Lebens im Comic braucht. Tibill, der Lilling ist so liebevoll wie sein Titel, dennoch spannend, lustig und voller Leben. Die Charaktere sind glaubhaft, egal ob es die lieben Verwandten oder finstere, mehrbeinige Mordgesellen sind. Die Geschichte ist rasant und voller Wendungen und so manche Intrige wartet in Band 2 noch auf ihre Auflösung. Das eine oder andere Schwert findet hier sein Ziel und so ist es für kleinere Kinder wohl eher nichts, aber selbst zart besaitete LeserInnen werden hier nicht verzagen. Es ist Band 1 einer unbestimmt langen Serie und wer Lust auf lockere Fantasy mit vielen bunten Details und liebevollen Charakteren verspürt, der sollte hier unbedingt zugreifen! Ich bewerte dieses kleine Meisterwerk mit einer 4.8.
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