Links zur Rezension InhaltDer ungleiche Kampf um die Ökumenische Festung im Herzen der Heiligen Stadt Jerusalem ist vorerst zum erliegen gekommen und das Tier scheint neue Kräfte zu sammeln. Doch die Ökumene verfolgt bereits ganz neue Ziele, um dem Übel Herr zu werden und so befinden sich zwei Nuklearbomber im Anflug auf die Stadt, um ihre Fracht dort abzuladen. Dies entgeht allerdings nicht den „Hinduisten der letzten Entsagung“, welche die Heilige Schrift ablehnen und im beständigen Kampf mit der Ökumene sind. Im Hauptquartier der Armee Shivas, dem Bunkertempel Ta-Phrom, ist man davon überzeugt, die Mission des letzten Zerstörers stehe im ewigen Zyklus von Shiva geschrieben und so aktiviert man Shiva-Teks, kybernetische Wesen, welche das Tier vor dem Angriff der Ökumene beschützen sollen.
Yiu trifft in der Zwischenzeit im 145. Stock der Ökumenischen Festung auf Medir Daka Daka Dakadiran, einen alten Juden mit hellsichtigem Humor, der befürchtet, dass das Tier die schlimmste Inkarnation der schlimmsten in den Schriften angekündigten Prophezeiungen darstellt. Dank seiner Hilfe und nicht zuletzt auch durch seine Informationen stürzt sich Yiu erneut in den ungleichen Kampf gegen das Tier.
Die letzte Phase zur Evakuierung der Festung wurde eingeleitet und auch Anton Sarmann-Shel begibt sich auf eine Rettungsfähre, um zum Mutterschiff des Klerus zu gelangen. Aber es gibt einen Verräter in den eigenen Reihen, der die Gunst des Unterganges für sich nutzen möchte und so entwickelt sich die Evakuierung zu einem grausamen Gemetzel.
Aber auch an Bord des Mutterschiffes hegt man kaum noch Hoffnung die dramatische Lage ändern zu können und die Führung der Ökumene begibt sich in die Sicherheitskapelle und legt all ihr Vertrauen in Yiu. Und um diese Hoffnung zu unterstützen gibt es einen Befehl an das Sankt-Johannes-Krankenhaus von Jerusalem, umgehend die Behandlung von Ji-A in die Wege zu leiten. Doch die Hoffnung schwindet rasch, denn der Aufstand der selbst ernannten Satanistischen Armee bricht vollends aus und fordert seine Opfer…
Schreibstil & Artwork:Der Szenarist und Zeichner Thierry Terrason (Jahrgang 1966) studierte nach seinem BAC (Baccalauréat) zunächst an der renommierten „École de bandes dessinées“ in Angoulême, bevor er gemeinsam mit seinem Bruder im Animationsbereich zu arbeiten begann und bis er 1988 in den Bereich der Comics wechselte und erstmalig unter dem Pseudonym Téhy für den Verlag Vents d´Ouest an dem Band „La Teigne“ arbeitete und in Erscheinung trat. Allerdings blieb er dem Animationsbereich treu und arbeitete ab 1992 für verschiedene Fernsehsender, wie beispielsweise Canal J., Canal + und France 3, im Bereich Layout und Storyboard.
Andere Arbeiten folgten unter dem zweiten Pseudonym Jim, wobei er allerdings auch unter dem Namen Téhy Szenarios für Zeichner wie Béatrice Tillier („Fee et Tendres Automates“), Curd Ridel („Rigoletto Loustic“) oder aber Fredman und Gaston verfasste. Mit bislang über 70 veröffentlichten Alben, von denen mehr als eine Millionen verkaufter Exemplare unter dem Namen Jim bzw. über 300.000 unter dem Namen Téhy erschienen, dürfte Thierry Terrason, der Mann mit den zwei Pseudonymen, heute sicherlich zu den kommerziell herausragenden, französischen Künstlern des Genres gehören.
Auch im fünften Band der Reihe steht zweifelsohne die atemberaubende Action um die Auftragskillerin Yiu im Vordergrund, bei der es Téhy durch seine erzählerische Dynamik ohne Probleme schafft, seinen Leser zu fesseln. Doch was sich in den bisherigen Bänden der Reihe vielleicht als aufsehenerregendes Ballerspektaktel präsentierte, scheint mit seiner Geschichte in etwas weitaus größeres und umfassenderes eingebettet zu sein, als man bislang gedacht hat, auch wenn sich Téhy mit seiner „Auflösung“ weiterhin nicht in seine Karten blicken lässt und der Leser sich wahrscheinlich auf die noch ausstehenden Folgebände vertrösten lassen muss.
Zwar mag die finstere Zukunftsvision, welche Téhy dem Leser präsentiert nur wie ein Mittel zum Zweck aussehen, um ein noch weitaus größere Spektakel in Szene zu setzen, doch zeigt sich in den stilleren Momenten dieses Comics, dass sich weitaus mehr hinter der Fassade der ansonsten eiskalten Yiu verbirgt, als man auf den ersten Blick meint und dass die Geschichte um ihren kranken Bruder eine größere Bedeutung besitzt und mehr ist, als nur eine banale Begründung des Autors, um seine Protagonistin in eine Welt voller Mord, Intrige und Totschlag zu schleudern, bei der sie jedes Mal aufs Neue ihre Aufträge im Namen Evangelischen Imperiums zu erledigen hat und hierbei Geld für die zwingend notwendige Operation ihres Bruders verdient.
Nach seinem Kunststudium begann Nicolas Guénet 1993 bei dem Verlag Soleil zu arbeiten. Hier arbeitete er unter anderem mit dem Szenaristen Eric Corbeyran an der Reihe „Dédal“ und „Le Voleur de Paradis“. Seit 1999 arbeitet er als Zeichner und Grafiker gemeinsam mit seinem Kollegen Renéaume an der Reihe „Yiu“ bzw. später an „Yiu – Die Apokalypse“, die er seit dem dritten Band der Reihe allerdings alleine betreut. 2002 begann er seine Reihe „Suleyman“ nach einem Szenario von Hubert Touzot. Gemeinsam mit Tacito illustrierte er die Reihe „Magika“, deren Skript von Angleraud stammt.
Nicolas Guénet tobt sich mit der Unterstützung von J.M. Vee, der sich bereits in den vergangenen Alben um die historische und technologische Ausgestaltung des Hintergrundes der Reihe gekümmert hat, weiter aus. Und so bekommt der Leser weiterhin bombastische Panels, die in ihrer aufwändigen und detailreichen Gestaltung zu überzeugen wissen und durch ihre Dynamik bestechen. Die farblich hervorragend abgestimmte Koloration unterstreicht zudem die dunkle Endzeitstimmung. So hat man von der ersten bis zur letzten Seite beim Betrachten dieser Panels keine Langeweile, egal ob es sich um wilde Verfolgungsjagden handelt oder aber auch um die bereits angedeutete kleine Verschnaufpause, in der sich Yiu um das Wohl ihres Bruders kümmert.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungAuch dieser Band erscheint als Hardcover im Albumformat, wobei sich die Qualität der Produktion, wie man es auch bei anderen Produkten des Splitter Verlages gewohnt ist, auf hohem Niveau bewegt. Als kleines Extra in Sachen Ausstattung gibt es am Ende des Bandes für den Leser noch einige ergänzende Informationen über einige wichtige Personen, wie Medir Daka Daka Dakadiran und Enki-Fiid Al-Kazemiya oder aber auch die Shiva-Teks – sehr angenehm, als Leser etwas mehr über diese Welt und ihre Protagonisten zu erfahren. An der Übersetzung von Tanja Krämling ist nichts auszusetzen, da sich die Textpassagen flüssig und gut lesen lassen.
FazitDie Apokalypse tobt weiter und es scheint, als wäre Yiu dem Tier eine Art Vorbild, welches das Böse geradezu schult. Doch Yiu ahnt hiervon noch nichts und gibt in dieser ausweglosen Situation nicht einfach auf, sondern wendet sich mit der Unterstützung von Medir Daka Daka Dakadiran wieder dem Kampf gegen das Tier zu.
Téhy, Guénet und Vee setzen stilistisch unbeirrt ihren bisher eingeschlagenen Weg fort und bestechen durch die perfekte Inszenierung von Bildern und Text. Glänzte diese Reihe bislang nicht immer durch ihre Dialoge, so scheint es, als wolle man nunmehr gegen Schluss der Reihe einige Motive der Akteure deutlicher machen und stärker in den Vordergrund stellen. Wer jetzt allerdings meint, in diesem Band könne die bisherige Dynamik verloren gehen, den muss ich allerdings enttäuschen. Es bleibt auch weiterhin der düstere Entwurf eines Weltunterganges erhalten, wie man ihn selten mit solcher Macht und Spannung im Comic zu sehen bekommen hat. Der Ton bleibt weiterhin beißend und bitter, während brachiale Gewalt und scheinbare Menschenverachtung allgemein vorherrschen.
Wie ich allerdings auch schon bei den letzten Bänden zum Ausdruck gebracht habe, glänzt die Reihe „Yiu - Die Apokalypse“ aber nicht nur durch ihre perfekte Inszenierung ihrer zum Teil brutalen Bilder. Es ist auch die Geschichte um Yius kranken Bruder Ji-A, der sein Leben in einer abgeschotteten Station einer riesigen Krankenstation fristen muss und für dessen Heilung Yiu bereit ist, jeden Auftrag anzunehmen, um genügend Geld für seine Operation verdienen zu können. Dieser Ansatz erhält nunmehr etwas mehr Raum macht aus der vermeintlich herzlosen Killerin Yiu einen Menschen mit Gefühlen und einer Aufgabe in einer schrecklichen Welt, über die die Apokalypse hereingebrochen ist.
Es bleibt aber auch in diesem Band dabei: Ein gnadenloser und schier aussichtsloser Kampf einer sehr eigensinnigen, jungen Frau vor der Kulisse einer düsteren und von religiösen Fanatikern bevölkerten Welt. Eine absolute Empfehlung für die hartgesottenen Kenner von SF-Comics, die ihre Freude am Comicmagazin „Schwermetall“ hatten (und noch haben).
Mit diesem Band sind 71,4 % der Geschichte abgeschlossen.
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