Inhalt:Red Dust ist nach Greenstone Falls zurückgekehrt und macht sich gemeinsam mit Ten Gallons und Toby Samstagabends auf den Weg in den „Velvet Spur“ Saloon, um die Woche ausklingen zu lassen. Die Stadt selbst hat sich in der Zeit seiner Abwesenheit wenig geändert und von dem groß angekündigten Einzug der Moderne und dem technischen Fortschritt ist nicht viel in den Straßen von Greenstone Falls angekommen: Die Überreste der ersten Reihe von Gaslampen wurden ebenso wenig in Betrieb genommen, wie der Rest des geplanten, von Pferden gezogenen „Omnibus“.
Das Wiedersehen im „Velvet Spur“ ist herzlich und die Comtesse freut sich über die Rückkehr von Red Dust, welche natürlich auch ausgiebig gefeiert werden muss. Im abendlichen Treiben lernt Red Dust einen Geschäftsmann namens Addison de Vega und seinen Assistenten Mister Pickford aus Boston kennen. Beide arbeiten für eine Versicherungsgesellschaft, die in Zukunft denjenigen vor dem Ruin bewahren soll, der Opfer von Diebstahl, Trauerfällen oder Feuersbrünsten geworden ist. Toby, der sich zunächst interessiert an einer solchen Versicherung zeigt, schlägt der offene Rassismus von Mister Pickford entgegen und es dauert nicht lange, bis Red Dust von dem seltsamen Gerede von de Vega ebenfalls genug hat und diesen provoziert. Bevor es aber zu einer Schlägerei zwischen den beiden kommt, betritt Comanche den Saloon und ruft die Männer der Tripple-Six zusammen, da die Ranch in Flammen steht.
Umgehend machen sich die Männer auf den Weg zur Tripple-Six, um das brennende Hauptgebäude und die Baracken zu retten. Sogar de Vega schließt sich ihnen an, der sich imstande sieht, innerhalb kürzester Zeit den Grund für den Brand in Erfahrung zu bringen. Auf der Ranch kümmern sich die Männer um das Löschen des Feuers, während de Vega einen Brandpfeil entdeckt, wie er von Indianern verwendet wird. Doch Mondflecken stellt fest, dass es sich um einen Opferpfeil der Pawnee für ihre Toten handelt und nicht um einen Brandpfeil. Diese Aussage bestärkt Red Dust in seinem Verdacht, dass de Vega hinter den mysteriösen Bränden steckt, welche seit seinem Erscheinen in Greenstone Falls die Menschen in Furcht und Schrecken versetzen. Doch es bleibt keine Zeit sich mit de Vega auseinanderzusetzen, da eine weitere Ranch in der Nachbarschaft der Tripple-Six in Flammen steht und die Männer weitereilen müssen.
Während die Männer die Tripple-Six verlassen, denken de Vega und Pickford nur noch an Flucht, bevor man sie womöglich für die Brände verantwortlich macht und lyncht. Doch auf ihrer übereilten Flucht machen die beiden an einem Fluss eine Entdeckung, die sie stutzig macht. Und auch Red Dust macht sich seine Gedanken über diese seltsamen Brände, da sich herausstellt, dass jedes mal scheinbar die Ersparnisse der Opfer vor dem Ausbruch der Feuer aus ihren Verstecken entwendet worden sind und diese de Vega und seinem Helfer nicht bekannt gewesen sein dürften.
So machen sich Red Dust und Mondflecken auf die Suche nach den beiden flüchtigen Männern und geraten bei ihrer Fahndung nach dem Feuerteufel auf eine neue Spur.
Schreibstil & Artwork:Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.
Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.
Seine kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 und 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer für „Comanche“ sowie einige Kurzgeschichten für diese Serie. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999 hinterließ er ein 19 Seiten umfassendes, unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer von „Comanche“: „Red Dust Express“. Dieses wurde im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet.
Regnier war einer der wenigen herausragenden Autoren, der sowohl in dem Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch geniale Szenarien überzeugen konnte. Doch Regnier zeigte noch viele weitere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999.
Hermann wurde 1938 in Bévercé in der Nähe von Lüttich in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“, wobei er für das Magazin „Spirou“ seinen ersten eigenen Comic schrieb und zeichnete. Greg erkannte sein Talent und bat ihn, weiterhin als Comiczeichner zu arbeiten. 1966 begann er mit Greg als Texter mit der Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien. 1969 kam als weitere Serie „Comanche“ hinzu. 1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu. Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).
Als einer der bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe, sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder um technische Darstellungen handelt – er schafft es sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meinem Erachten nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“, die im Laufe der Reihe in ihrer Gestaltung immer prägnanter werden.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Auch der neunte Band der Reihe präsentiert sich als echte „Collectors Edition“: Eine tadellos gebundene Hardcover-Ausgabe mit einem Umfang von 64 Seiten, deren Einband wiederum ein passendes Spotlack-Cover ziert. Aber nicht nur der äußere Eindruck ist hervorragend, sondern auch der Inhalt nebst seiner Ausstattung. Als Zugabe gibt es das Titelcover als herausnehmbaren Kunstdruck und in dem lesenswerten Anhang von Volker Hamann geht es diesmal um den zweiten Teil der Hermann Biographie, welche die Jahre 1980 bis 2009 umfasst und mit einigen weiteren exklusiven Abdrucken im Originale-Special ergänzt wird. Als wäre das noch nicht genug, gibt es auch noch die Kurzgeschichte „Hommage an Buddy Longway“. Die gelungene Übersetzung besorgte wiederum Dr. Marcus Schweizer. Insgesamt also ein weiterer Band, der nicht nur das Herz jedes Sammlers höher schlagen lässt, sondern mit seinem erschwinglichen Preis auch neue Leser für sich gewinnen kann.
Fazit:Red Dust kehrt nach seinem Ausflug in die vermeintliche Wildnis von Montana wieder zurück nach Greenstone Falls, wo sich glücklicherweise weniger Zivilisation breit gemacht hat, als ihm Richter Barton Robert Dillon, der sich anschickte Gouverneur von Wyoming zu werden, bei seinem Verlassen der Stadt versprochen hat. Und so drängt sich ein wenig das Gefühl auf, als würden Greg ein Stück weit die Ideen für seine Szenarien ausgehen, indem er Greenstone Falls fast so beschaulich belässt, wie es einmal war und so den Leser mit Red Duest einfach wieder in ein gewohntes Umfeld führt.
Ein Stück weit Fortschritt begegnet Red Dust allerdings doch in der Stadt in der Person von Addison de Vega, der sich als Versicherungsvertreter anschickt, den Menschen von Wyoming gegen Geld ein Stück weit Sicherheit zu bieten. Die erste Feuerversicherung in Nordamerika wurde in Charleston bereits 1736 gegründet. Diese hatte allerdings das Pech, dass vier Jahre später die halbe Stadt abbrannte und die Gesellschaft umgehend Konkurs anmelden musste. Wenn wundert also die Skepsis von Red Dust gegenüber solchen „Neuerungen“, wie sie der Mann aus Boston verspricht.
Weit davon entfernt ein klassischer Western zu sein, bei dem es um idealisierende und moralisierenden Motive geht, liefert Greg in seinem Szenario eher einen Thriller vor dem Hintergrund der Landschaft von Wyoming, in dem er Red Dust als Ermittler auf eigene Faust losschickt, um die Hintergründe der Brände herauszufinden. Mit der Unterstützung von Mondflecken gelingt es dann letztlich auch herauszufinden, wer der eigentliche Feuerteufel ist – doch diese Auflösung ist eher etwas dürftig. Zwar schaffen die Bilder von Hermann ausreichend Tempo für die gelungene Geschichte, aber das Szenario scheint trotz seines Spannungsbogens immer wieder etwas zu hinken.
Dieser Band dürfte sicherlich nicht der absolute Höhepunkt der Reihe sein, doch trotz aller Schwächen kann er insgesamt überzeugen, zumal meine Kritik bei dem gebotenen Inhalt jammern auf recht hohem Niveau sein dürfte. Es geht Greg mit seinem Szenario um die langsame Zerstörung des vermeintlich „Wilden Westen“ und um die letzten Überlebenden dieser Generation, die er mit einem leicht melancholischen Ton umspielt. Das lässt sich unterhaltsam lesen und reiht sich ohne weiteres in die bisherigen Geschichten von „Comanche“ ein.
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