Links zur Rezension Inhalt:Im Jahre 1908 floriert in Shanghai der illegale Opiumhandel und drei Triaden arbeiten mit den Kolonisationsmächten zusammen, um sicherzustellen, dass die Ware auch bei den Kunden ankommt. Die Auftragsmörderin Yu Xin arbeitet für eine dieser Triaden und wird vom Kopf der Organisation, Kien Tang, beauftragt einen Uhrmacher zu töten, der seit drei Monaten seine Steuer an die Triade nicht entrichtet hat. Doch Yu Xin muss schnell feststellen, dass der Uhrmacher entführt wurde und nur sein verängstigtes Kind zurückgelassen wurde, dass eine stark ausgeprägte Wasserphobie zu haben scheint. Während Yu Xin sich mit dem Kind auf die Suche nach dem Uhrmacher begibt, trifft der kaiserliche Zirkus in der Stadt ein und mit ihm die Artistin Jade. Die Artistin sucht nach einem bestimmten Ersatzteil für einen Automaten, aber keiner der Uhrmacher will ihr helfen. Doch mit einigen Tricks und Lügen kann sie zumindest in Erfahrung bringen, wer ihr das gesuchte Stück besorgen könnte: Wu Tei, der entführte Uhrmacher. Während all dieser Ereignisse versucht der als verrückt abgestempelte und abgesetzte Kaiser Guangxu aus der verbotenen Stadt zu flüchten, innerhalb der er in einem Flügel eingesperrt ist. Durch eine List gelingt es ihm sogar und er macht sich bereit, die Macht über China erneut zu ergreifen und so sein Volk vor dem Opium zu schützen.
Schreibstil & Artwork:Shanghai – Kind des Regens ist der erste Teil einer Comictrilogie. Der Autor Mathieu Mariolle spinnt darin ein Netz aus Intrigen in einer der bekanntesten ostasiatischen Städte und man kann nur hoffen, dass er sich nicht verspinnt, denn er lässt im ersten Band sehr vieles offen, was in den nächsten zwei Bänden entwirrt werden muss. Die Charaktere sind leider nicht sehr einzigartig und wirken manchmal geradezu stereotyp, so auch Yu Xin, die Auftragskillerin der Triade. Mariolle versucht zwar Konflikte in die Persönlichkeiten einzubringen, sie verblassen jedoch oft schnell wieder, wenn die Haupthandlung vorangetrieben wird. Auch wollen die Dialoge an manchen Stellen nicht so recht passen und an wenigstens einer Stelle hat sich ein, zumindest mir, unlogischer Satz eingefunden. Trotzdem ist die Geschichte interessant und weiß durchaus zu fesseln. Shanghai stellt außerdem das Debüt für den Zeichner Yann Tisseron dar. Und er schlägt sich wacker. Die Zeichnungen sind gekonnt und die Farben passend. Er lässt den Leser sofort in die Stimmung der asiatischen Stadt versinken und auch die Panelanordnung wirkt dynamisch und frisch. Allerdings merkt man auch, dass Tisseron die Erfahrung fehlt, denn die Gesichtsausdrücke wollen nicht immer so recht zum Gesagten passen, was aber zum Glück selten vorkommt. Auch das Coverartwork ist Tisseron durchaus gelungen. Es gibt die Stimmung des Comics wieder und bietet Anspielungen auf die Handlung.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungWie immer leistet Tanja Krämling bei der Übersetzung gute Arbeit und so kann man eigentlich nichts daran aussetzen. Die Texte sind schön flüssig zu lesen. Shanghai kommt im, bei Splitter üblichen, übergroßen Albumformat mit Hardcover. Es bietet für einen Preis von 13,80€ schicke 56 Seiten und ist damit definitiv keine Geldverschwendung.
Fazit:Kind des Regens ist der erste Band der Shanghai-Trilogie. Folglich steht man nach dem Lesen mit vielen offenen Fragen dar, die hoffentlich in den Nachfolgebänden beantwortet werden. Shanghai 1 erzählt eine Geschichte voller Intrigen mit Kaisern, Triaden und einem Hauch Steampunk. Der Comic weiß zu überzeugen und auch wenn er kein Meisterwerk ist, kann man auf den zweiten Teil gespannt sein. Das Artwork fängt die asiatische Stimmung gut ein und zeigt das Potential des Neulings Tisseron, das leider noch etwas von der fehlenden Erfahrung gehemmt wird. Fans von Intrigen, insbesondere im asiatischen Raum, sollten einen Blick aufShanghai werfen, aber auch mir, der „nur“ ein Asia-Fan ist, hat der Comic durchaus gefallen.
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