Links zur Rezension Aufmachung und InhaltEin schönes Format. Ich mag ja die Größe, die Feder & Schwert für die deutschen FR-Romane gewählt haben, aber der jeweils etwa halbe Zentimeter in Höhe und Breite, den die Bücher größer sind, als die amerikanischen Vorbilder, sorgt dafür, dass sie gut in der Hand liegen. Ich bilde mir auch ein, dass das Papier dicker wäre, aber das kann ein Vergleich mit einem US-FR-Roman nicht beweisen. Ist wohl wie die „gefühlte Temperatur“. Die Cover-Illustration gefällt mir deutlich besser als die Verwirrende des ersten Bandes, denn hier weiß man woran man ist und auf was man sich einstellen muss. Ich stelle mich für die Lektüre mal auf fast schon surreal anmutende Szenerien zusammengeschobener Schiffe und lodernder Feuer ein – das sieht etwa so aus, wie ich mir „Dante für Seebären“ vorstelle. Ansonsten ist die Aufmachung sowohl des Covers, als auch des Inneren identisch mit der in Band 1, sodass man sich schnell zurechtfindet.
Der Roman bestätigt dann auch den Eindruck, den ich mir durch das Cover gemacht habe – es geht – gerade für die Verhältnisse der Vergessenen Reiche – sehr obskur zu und es finden sich viele verdrehte, verzerrte, verwirrte und verwirrende Personen und Orte auf den 394 Seiten.
Der grobe Plot ist schnell erzählt: Icelin Tearn ist nicht nur die einfache Adoptivtochter des Krämers Brant, sondern ein aufgewecktes Kind mit ungewisser Vergangenheit und einer „einzigartigen“ Beherrschung der Magie. Sie begegnet einem versehrten Elfen, Cerest, der von nun an alles daran setzt, sie in seine Gewalt zu bekommen, da die beiden durch irgendein Geschehnis in der Vergangenheit verbunden sind. Auf der Flucht vor ihm und seinen Verbündeten trifft sie drei Gefährten, die sie in diversen Kämpfen unterstützen: der Fleischer Sull, der Dieb Ruen Morleth und die Zwergin Glockta. Sowohl die vier Helden als auch der Bösewicht sind gebrochene Figuren, die allesamt mit einem dunklen Punkt in ihrer Kindheit nicht zurechtkommen. Das ist leidlich interessant und alle Fäden werden dann auch am Ende zusammengeführt und die Verwirrungen aufgelöst.
Eigentlicher Star des Romans ist aber nicht Icelin, sondern der von Räubern und Mördern bewohnte Stadtteil „Nebelufer“, von dem wir einige Teile näher beschrieben bekommen und uns so ein gutes Gesamtbild davon machen können, wie es dort aussieht und wer dort die Fäden zieht.
Fazit:Ich bleibe ein wenig ratlos zurück – ist doch der Roman an sich gut geschrieben und bietet einige interessante Figuren und Örtlichkeiten, aber irgendwie ist alles zu beliebig. Der Roman hat von der Stimmung und vom Hintergrund her fast schon steampunkige Züge und mir persönlich fehlen die Bezüge zu Tiefwasser. Der größte Teil spielt am Nebelufer und ist völlig losgelöst vom Rest der Stadt. Positiv betrachtet wird hier ein neuer Ort inmitten von Tiefwasser eingeführt und ausgebaut, negativ betrachtet ist es ein düsterer, auswechselbarer Ort, der mit Tiefwasser und den Vergessenen Reichen so gar nichts gemein hat.
Auch sehr gut gefällt mir das zweiseitige Glossar, das den Leser dabei unterstützt, sich in den „neuen Reichen“, im „neuen Tiefwasser“ zu orientieren.
Ein deutlicher Pluspunkt besteht auch darin, dass Feder & Schwert den in Band 1 angekündigten Veröffentlichungsrhythmus wird halten können und wir wie geplant im ersten Quartal 2011 schon die ersten drei Tiefwasser-Bände vorliegen haben. Daumen hoch!
Wer also könnte Spaß an diesem Roman haben? Alle, die sehen wollen, wie sich die Reiche zu Zeiten von D&D 4 anfühlen und experimentierfreudige Freunde der „alten Reiche“, die sich auf umfassende Veränderungen in Geschichte und „Spiel/Lese-Gefühl“ einlassen können.
… und wer sollte besser die Finger davon lassen? Puristen der Vergessenen Reiche, die gerne auf dem Stand der Reiche zu Zeiten von AD&D 2 stehen bleiben wollen und keine merkwürdigen neuen Rassen und Mächte erleben wollen.
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