Links zur Rezension InhaltDie Routes des Maisons Rouge liegt irgendwo in Frankreich. In ihr finden sich sechs Bordelle und eine Bar. Es kommen ein paar Straßen vor, ein Platz mit einer Statue und natürlich das Büro des Bürgermeisters. Die sechs Bordelle beherbergen Damen unterschiedlicher Ausrichtung. So findet jeder Mann etwas, dass seinen Vorlieben entspricht. Der Comicband ist auf vier Bücher aufgeteilt, die alle kleine Episoden erzählen, aber insgesamt eine gemeinsame Geschichte wiedergeben. Die Route untersteht einem Bürgermeister, der nicht nur aufgrund seiner Größe und comichaften Proportionen lächerlich wirkt - auch bei den Mädchen ist er entsprechend angesehen. Sein Arbeitgeber bleibt lange im Verborgenen und drängt den Bürgermeister immer wieder den Damen der Häuser übel mitzuspielen. Warum erfährt der Leser nicht. Außerdem soll eines der Häuser geschlossen werden. Das hat der Gouverneur so beschlossen. Man erfährt leider nie, warum. Der Kampf der Damen gegen diese Schließung zieht sich wie verschiedene Gängeleien des Bürgermeisters durch alle Episode.
Episode 1 handelt von einem brutalen Ehrengast, der eine der Damen böse misshandelt, woraufhin diese sich einen Plan ausdenken, ihm die Sache heimzuzahlen und seiner eigenen Ehefrau ans Messer zu liefern. Episode 2 enthüllt ein trauriges Geheimnis der Route und treibt eine auserwählte Schar der Mädchen auf eine mystische Insel, auf dem sie nach dem Kodex der Route des Maison Rouges suchen, denn der könnte das drohende Schicksal des einen Hauses abwenden. Episode 3 schreckt sogar vor Mord nicht zurück. Die leitende Hure eines der Häuser wird ermordet aufgefunden und die Polizei in Person eines schmucken Inspektors betritt die Bühne. Episode 4 schließlich offenbart die wahren Hintergründe hinter der ganzen Geschichte und führt uns zu einem Gefängnis mit Gefangenen, die dort nicht hingehören, zu Gaunern in höchsten Ämtern und einem dann doch nicht so überraschenden Ende.
Schreibstil & ArtworkDie Zeichnungen sind gut. Vincenzo Cucca ist hier für die ersten drei Episoden verantwortlich und Livia Pastore zeichnet die letzte Episode. Dass der Zeichner wechselt ist mir erst bei dieser Rezension aufgefallen, so ähnlich sind sie sich im Stil. Da wir über alle Seiten hinweg sehr viele Mädchen in den unterschiedlichsten Kostümen antreffen, fällt es zunächst nicht auf, dass die Künstler mehr Wert auf schwellende Formen, denn auf wirklich unterschiedliche Frauen gelegt haben. Im Grunde haben wir hier einen Typ, der mit Frisuren, Haarfarben und Kleidern behangen wird und sich so unterscheiden soll. Ist in einem Szenario das Licht nicht klar, kommt es beim Leser so durchaus schon zu Verwechselungen, welches Mädchen da nun gerade aktiv ist. Aber die Geschichte hält die Mädchen zumeist recht austauschbar, da macht das nicht viel aus. Qualitativ sind die Zeichnungen dennoch gut.
Die Geschichte ist jedoch klar erkennbar nur Mittel zum Zweck. Idee und Text stammen von Dario Castiello und Giuliano Monni. Der Text ist gut, die Idee wirft jedoch Rätsel auf. So bleibt das ganze Buch hindurch manches im Dunkeln. Die gesamte Route des Maisons Rouges ist ein Fake, eine Bühne, bei der selbst das Wetter künstlich erschaffen wird. Angeblich wissen die Mädchen nichts davon und Dutzende von Arbeitern schleppen ständig Requisiten hin und her. Die Mädchen leben und arbeiten dort. Wie sollen sie das auf Dauer übersehen? Die Autoren werfen diese Info zu Beginn von Episode 2 in den Raum, ohne ein Konzept, einen Sinn oder eine Notwendigkeit für diese abstrakte Struktur nachzureichen. Im Gegenteil, der Kern des Wesens der Route ist ein Kodex, der sogar geltendes Recht in Frage stellt und den Bürgermeister schließlich sogar aus dem Amt wirft. Wie das alles zusammen passt kann dieser Band leider nicht aufklären.
Klingt das hier gerade alles konfus? Gut, dann habe ich das Credo der Hintergrundgeschichte dieses Comicbuchs ja ganz gut wiedergegeben. Die Geschichte ist nur Mittel zum Zweck habe ich geschrieben, damit meine ich, es drängt sich einem das Gefühl auf, jemand wollte jede Menge vollbusige Mädchen in unterschiedlichen Outfits zeichnen und brauchte einen Aufhänger. Da ich nicht glaube, dass Monja Reichert grobe inhaltliche Fehler bei der Übersetzung unterlaufen sind, muss es an der Geschichte, bzw Idee der beiden Autoren hapern. Die Texte an sich sind ansonsten gut und angemessen. Die Charaktere sind jedoch zum Inhalt passend flach und oberflächlich.
Qualität und AusstattungAnders als die meisten Splitter Comic liegt hier ein richtiges Buch vor. Es kommt mit einem hochwertigen Schutzumschlag in einem Format, das etwas größer als DIN A5 ist. Auf etwa 20 Seiten im Anhang zeigt der Zeichner wie manche Seiten des Werks entstanden sind und kommentiert dabei noch, was er wie gemacht hat, bzw. was er sich dabei gedacht hat. Sehr gut!
Fazit:Wer gerne Barbie Puppen anzieht und frisiert und dazu eine mäßige Geschichte nachspielen möchte, der mag mit diesem Comic Spaß haben. Die Mädchen, obwohl sie gut gezeichnet sind und ihre schwellenden Rundungen stets versuchen den Stoff zu sprengen, der sie einengt, versprühen soviel Erotik wie besagte Puppe. Und um ganz sicher zu gehen, das bedeutet in meinem Fall überhaupt keine. Die Mädchen wirken genauso künstlich wie das Ambiente laut Geschichte sein soll und die große Geschichte im Hintergrund ist ohne jedes Motiv. Zumindest habe ich auch bei zweimaligem Durchlesen keinen Grund für die eigentlichen Handlungen finden können. Die Episoden an sich sind durchschnittliche Kost in einem hübschen Outfit, die keinen wirklich vom Hocker reißen. Da meine Note vergleichsweise schlecht ausfällt habe ich zwei Freunden das Buch gezeigt. Ich hatte stets das Gefühl in Route des Maison Rouges etwas zu übersehen. Keiner der beiden hat auch nur eine Episode komplett durchgelesen. Dieser Comic ist schlecht. Gutes Material, schöne Zeichnungen und eine Menge spärlich bekleidete Mädchen reichen einfach nicht aus, um knapp 25 Euro zu rechtfertigen. Note: 2.4
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