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Annie Kincaid 1 - [Kunstfehler]
Bewertung:
(4.7)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 07.06.2011
Autor:Hailey Lind
Typ:Roman
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3-86762-072-7
Inhalt:380 Seiten, Softcover
Preis:12,95€
Sprache:Deutsch

Aufmachung

Meine schlimmsten Befürchtungen werden vom merkwürdig überfrachteten Cover ordentlich unterstützt, aber ich habe in letzter Zeit so viele Seiten an Forgotten-Realms-Kram gelesen, dass ich über jede Ablenkung froh bin. Selbst das Genre ist dem Cover nicht anzusehen – der merkwürdige Hintergrund könnte zu Steampunk passen, die drei eigenartig draufgeklatschten Plaketten mit dem Namen der Autorin, dem Titel und der Einsortierung in „Die Fälle der Annie Kincaid“ sehen fast aus, als handele es sich um Endzeit und der Titel „Kunstfehler“ lässt auf einen Arztroman schließen.

 

Der Rückseitentext bereitet mich immerhin auf einen Krimi im Kunstfälschermilieu vor, sodass ich nicht lange im Trüben fischen muss.

Über Übersetzung und Lektorat lässt sich auch ausschließlich Gutes sagen – lediglich, dass zweimal „sie gürtete ihre Lenden“ für (ich vermute mal) „she girded her loins“ übersetzt wurde, fand ich irgendwie schnuffelig, da dieser Ausdruck im Deutschen ja nicht unglaublich gebräuchlich ist. Ansonsten liest es sich ganz ausgezeichnet und die Gesamtfehlerzahl sollte sich an den Fingern einer Hand abzählen lassen.

 

Inhalt

Habe ich mich positiv über die Übersetzung geäußert, muss ich da gleich noch einen draufsetzen und Handlung und Personen loben. Ich habe dieses Buch verschlungen und kann, außer der irgendwie zwischen den Genres platzierten Aufmachung, echt nichts Negatives finden.

Annie ist eine sympathische junge Frau, in deren Person und Situation man sich leicht hineinversetzen kann, ihre Freunde gewinnt man wirklich lieb und findet ihre Feinde automatisch auch blöd. Sie betrachtet die Welt aus einer etwas verschrobenen Perspektive, was dem gesamten Roman eine leicht schrullige Note verleiht, die aber nicht aufgesetzt wirkt, sondern in der Persönlichkeit der Heldin begründet liegt.

Die Handlung ist stellenweise fast schon abstrus, aber auch hier liegt das oft nur daran, dass die Position der Heldin eben diese Betrachtung hergibt – macht man sich als Leser die Gesamtsituation klar, so wird klar, dass sich alles gar nicht so abstrus verhält, wie es durch die Augen von Annie erscheint.

 

Möglichst spoilerfrei, um niemandem in seiner Lektüre vorzugreifen, ist hier ein kleiner Abriss der Grundstory. Annie Kincaid hat in ihrer Jugend zusammen mit ihrem Opa in Paris unter Beweis gestellt, was sie für eine meisterhafte Kunstfälscherin ist.

Heute versucht sie sich in San Franzisco als ehrliche Inhaberin der True/Faux Studios über Wasser zu halten, gerät aber schnell in einen Strudel des Verbrechens voller Kunstfälschungen, Morde und vierschrötiger Typen mit Pistolen. Schlüsselfigur (die lustigerweise im ganzen Roman nicht auftaucht) scheint ein alter Freund ihres Großvaters, Anton Wozniakowicz, zu sein, der sowohl das gefälschte Caravaggio-Gemälde gemalt hat, wie auch ein paar Skizzen berühmter Künstler gefälscht hat, mit denen Harlan Coombs, ein Kunsthändler, durchgebrannt ist.

Direkt zu Beginn gibt es gefälschte Meisterwerke, ermordete Museumswächter, einen fiesen und schnöseligen Vermieter, stinkstiefelige Museumsbesitzer und jede Menge undurchsichtiger Gestalten, deren Anzahl nur noch (wie sich am Ende herausstellt) von den Beteiligten am Gesamtverbrechen überstiegen wird.

 

Nett geschrieben, sicher übersetzt, ein klarer Fall für eine Leseempfehlung.

 

Fazit:

Super! Macht Spaß! Sofort kaufen und Feder & Schwert unterstützen, damit sie die weiteren Bände der Reihe auch herausbringen – ich habe mal schnell recherchiert: Im Original stehen wir derzeit bei Band 4.

Ich setze mich jetzt mal sofort an Band 2 „Kunstschützen“. Ich tippe mal schwer, dass der schon heute Abend ausgespielt haben wird.