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Inhalt:Dietrichs Schar zieht mit seinen Truppen durch das Welschland, wo er auf Kaiser Ermanarich und seinen Tross trifft. Dieser schickt sich an, über die Alpen zu reisen, um von Jarl Rimstein seinen längst überfälligen Tribut einzufordern. Kaiser Ermanarich bittet Dietrich hierbei um Unterstützung im Kampf gegen den abtrünnigen Verbündeten. Dietrich ist allerdings skeptisch und fordert dreist die Hälfte des ausstehenden Tributes als Lohn für sich und seine Männer. Ermanarich willigt zögerlich ein und die Heere machen sich gemeinsam auf den Weg.
Nicht zuletzt durch die Unterstützung von Dietrichs Männern ist der Kampf gegen Jarl Rimstein schnell geschlagen, auch wenn es im Feldlager zwischen Heime und Wittich zu einer erbitterten Auseinandersetzung kommt. Nur widerwillig kommt Kanzler Siebich im Auftrag von Ermanarich der Zahlung an Dietrich nach – doch scheint es Dietrich, als habe dieser Pakt für ihn noch ein Nachspiel.
Der Frevel einer Fürstin Trauer herrscht im ganzen Land, da König Dietmar, der Vater Dietrichs, gestorben ist. Doch mit der Krönung von Dietrich kehrt die Ruhe des Alltags wieder ein. Die Bürde nunmehr König zu sein behagt Dietrich nicht sonderlich und so macht er sich alleine auf eine Reise, um fern aller Pflichten zu sich selbst zu finden. Er reitet tagelang ziellos umher und hat mehr als genügend Zeit, sein bisheriges Leben zu überdenken.
Bei der Jagd auf einen Hirsch gerät er in die Nähe der Burg der Fürstin Saba. Gemeinsam mit ihren drei getreuen Kämpfern Ebenroth, Fasold und Ecke erkennt sie den Berner und der Wunsch in den Männern keimt auf, ihrer Fürstin zu gefallen und Dietrich im Kampf zu besiegen.
Ein aussichtsloser Kampf der drei Männer entbrennt und Dietrich sieht sich erfahrenen Kämpfern gegenüber, die ihrer Herrscherin imponieren wollen. Allerdings haben sie sich arg in ihrem Gegner getäuscht. Doch letztlich ist es an Dietrich, aus diesem erbitterten Kampf etwas sehr wichtiges für sich zu lernen.
Dietrich kehrt mit dieser Erfahrung zurück an seinen Hof und beginnt die Königskrone mit Würde zu tragen. Ein halbes Jahr ist er mit seinem Tross in seinem Land unterwegs, um zu regieren, außerdem fördert er die Wissenschaft und versucht weise zu handeln. Die Ruhe am Hofe wird unterbrochen, als Dietrich von einem Boten erfahren muss, man habe Künhild, die Schwester von Dietleib, entführt. Nur eine geheimnisvolle Rose habe man in ihrem Zimmer gefunden, die wie hauchzartes Glas zerbrach, als man sie aufheben wollte. Es ist an Hildebrand die richtigen Schlüsse zu ziehen, um darauf zu kommen, wer sich hinter der Entführung verbirgt: Es ist König Laurin, dessen zauberisches Reich sich unter einem wundersamen Rosengarten inmitten der Schneewüste der Alpen verbirgt. Dietrich und seine Männer zögern nicht lange und machen sich auf den Weg, um Künhild aus dem Zauberreich des Zwerges zu befreien.
Doch es ist nicht nur der Kampf gegen König Laurin der Dietrich bevorsteht, er hat auch noch einige andere Tücken im Zauberreich des Zwerges zu überstehen, scheint es doch, als befinde sich Künhild nicht unfreiwillig bei König Laurin.
Ermanarichs Heimtücke Mit der Forderung nach Zahlung seines ausstehenden Anteils hat Dietrich das ehrlose Vorhaben von Ermanarich unterbunden, ihn um den Sold für seine Männer zu prellen. Kanzler Siebich hat ihm das Geld aushändigen müssen. Allerdings hat ihm Ermanarich diese Schmach nicht vergessen und sinnt nach Rache an Dietrich.
Kaiser Ermanarich stellt der begehrenswerten Frau seines Kanzlers Siebich nach. Da diese sich standhaft gegen den Kaiser zur Wehr setzt, vergiftet er diese kurzerhand. Siebich ist außer sich vor Wut ob des feigen Mordes an seiner Frau und sinnt auf Rache an Ermanarich. Es gelingt ihm durch eine Intrige, dass Ermanarich seine eigenen Söhne Friedrich und Reginald tötet und seine Frau Schwanhild sowie seinen jüngsten Sohn Randwer in den Kerker steckt.
Als Dietrich vom sinnlosen Wüten von Ermanarich hört, schickt er Wittich nach Romaburg, wo dieser dem Kaiser zur Vernunft raten soll. Doch Wittich gerät in die Fänge vom hinterlistigen Siebich, der diesem ein überaus verlockendes Angebot macht. Und etwas anderes spielt sehr rasch eine große Rolle – der Harlungenschatz. Dieser wird von den Fürsten Fritel und Imbrecke für ihren Vetter Dietrich bewacht und soll geraubt werden, um Ermanarich als Kriegskasse im Kampf gegen Dietrich zu dienen.
Schreibstil & Artwork:Den 1939 in Bunzlau in Schlesien geborenen Peter Wiechmann verschlugen die Wirren des zweiten Weltkrieges mit seinen Eltern nach Eschwege, wo er nach seinem Schulabschluss eine Lehre als Schriftsetzer begann. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für Comics, die er nach Ende des Krieges bei den amerikanischen Besatzungskräften tauschte. Während seines Wehrdienstes bei der Bundeswehr war er als Reporter eines Magazins des Wehrbereiches III tätig und entdeckte dort seine eigentliche Berufung, die ihn auch nach dieser Zeit begleiten sollte. Er arbeitete für verschiedene Hauszeitungen, Fachmagazine und als PR-Mann.
Vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere war der Wechsel zum Münchner Kauka Verlag, wo er als Produktions- und Redaktionschef und Verlagsleiter tätig war. Als Rolf Kauka 1973 seinen Verlag an die englischen Verleger IPC Media und die niederländische Verlagsgruppe VNU verkaufte, stieg Wiechmann ebenfalls aus. Beide wechselten zum ZACK-Magazin, da sie von Axel Springer gebeten wurden, sein Magazin zu „retten“. Allerdings stießen die Beiden bei ihren Bemührungen schnell an ihre Grenzen und kamen mit den Strukturen im Springer-Konzern nicht zurecht
Nach weiteren Umwegen als Zeichner gründete Wiechmann 1978 in München das Kreativ-Studio COMICON, dessen Sitz allerdings nach zehn Jahren nach Barcelona verlagert. Von dort produzierte Wiechmann gemeinsam mit den Geschäftspartnern Pepe Ferre, Edwina Taeger und einem eigenen Zeichnerstab nicht nur eigene und fremde Comic-Serien und -Magazine, sondern auch Werbung und Spiele. 1997 zog sich Wiechmann aus dem Geschäft zurück und überließ die Geschäftsführung dem bis dahin freischaffenden Autor, Cartoonist, Illustrator und Redakteur Christof Ruoss. Peter Wiechmann lebt heute im bayrischen Pöcking am Starnberger See.
Kein Held des Mittelalters ist in der germanisch-deutschen Heldensage so beliebt wie Dietrich von Bern. Als Thidrek kennt man ihn auch im skandinavischen Raum (Thidrekssaga). In Dietrich von Bern lebt die Erinnerung an den berühmten Ostgotenkönig Theoderich den Großen fort. Um die Gestalt des im Kern historischen Dietrich von Bern - der in Verona (mittelhochdeutsch „Bern") residierenden Ostgotenkönig Theoderich - wurden eine größere Zahl ursprünglich in andere Kontexte gehörende Heldensagen, wie diejenige von Siegfried, die Nibelungensage, die Sage von Wieland dem Schmied und die Wilzensage gruppiert, deren Protagonisten mittels Gefolgschaft oder fiktiver Verwandtschaft mit Thidrek verknüpft werden.
Die Verbindung zur Figur des Dietrich von Bern führt Wiechmann auf seinen schier unersättlichen Lesehunger zurück, der glücklicherweise mit den Büchern seiner älteren Cousins gestillt werden konnte. Und so folgten auf die klassischen Märchen fast nahtlos die Götter- und Heldensagen in allen Interpretationen der unterschiedlichsten Autoren. Hier hatte es dann allerdings eine Heldensage ganz besonders angetan: Dietrich von Bern, der zum monolithischen Helden auserkorene!
Der Lehrer und Schriftsteller Gustav Schalk (21.08.1848 – 22.11.1929), der gegen Ende seines Lebens im Kloster Zinna in der Nähe von Jüterborg lebte, wo er auch verstarb, widmete sich dem deutschen Sagenschatz, der reich ist an Geschichten von heldenhaften Gestalten und tapferen Recken, die weder Tod noch Teufel scheuen, um sich in siegreichen Kämpfen Ruhm zu erwerben oder die Ehre holder Hofdamen zu verteidigen. Gustav Schalk nahm sich dieser alten Heldendichtungen an und hat sie auf eigene, packende Weise nacherzählt und bei Autor Wiechman in jungen Jahren denkbar bleibende Spuren hinterlassen, die dieser viele Jahre später zu eigenen Geschichten verarbeiten sollte.
Den 1938 in Spanien geborenen Zeichner Rafael Méndez würde man heutzutage wohl am ehesten mit dem Wort Freelancer bezeichnen, arbeitete er doch für eine spanische Agentur ziemlich intensiv für den deutschen und französischen Markt. Zwischen 1968 und 1973 illustrierte er rund 30 Episoden der prähistorisch geprägten Serie „Kalar“, deren Szenario von Tomás Marco Nadal stammte, der in Deutschland eher als Zeichner für die Comic-Reihe „Gespenster Geschichten“ des Bastei Verlags in Erscheinung trat. In den 70er Jahren wechselte er sich mit Maria Ortiz und Jaime Forns als Zeichner der französischen „Super Boy“-Reihe (die nichts mit den DC-Comics zu tun hat) des Impéria Verlages ab, für den auch andere Arbeiten entstanden.
Über die Bardon Art Agency erschien er 1972 in Deutschland mit der Reihe „Bimba“, die damals in „Pip International“, einer Schweizer Comic-Zeitschrift, die sich als Magazin für Humor, Erotik und Erwachsenencomics verstand und von Rolf Kauka veröffentlicht wurde. Dieser folgte „Kuma“, eine Dschungelserie, die in der Taschenbuch-Reihe „Primo“ erschien. Neben weiteren Veröffentlichungen dürften sicher die gemeinsam mit Peter Wiechmann erschaffenen Serien „Hombre“, die in der Zeit von 1978 bis 1980 entstand und in der Zeitschrift YPS erschien so wie die Adaption des Sagenstoffes „Dietrich von Bern“ hervorstechen. Krankheitsbedingt zog sich Méndez Mitte der 80er Jahre als Zeichner zurück.
Die Zeichnungen von Rafael Méndez sind durchgehend realistisch gehalten und seine Akteure und Landschaften bestechen durch ihre überaus gefällige Detailfreude, die den Leser nie zu erdrücken scheint und eine hervorragende Atmosphäre beschwört. Da er keine Rücksicht auf Sprechblasen nehmen musste (die Texte befinden sich jeweils an den Rändern der Panels), konnte sich Méndez immer wieder vollständig auf die künstlerische Arbeit konzentrieren. Die Darstellung seiner Figuren mag dabei vielleicht für den heutigen Geschmack teilweise etwas antiquiert erscheinen, doch es ist ja schließlich auch ein Comic, der mittlerweile rund 30 Jahre alt ist.
Qualität & Ausstattung:Die nunmehr solide gearbeitete und gebundene Ausgabe, auf Werkdruckpapier gedruckt, erscheint im handlichen dinA5-Format und besticht durch ihre hohe Druckqualität. Zudem wurden die kompletten erzählerischen Texte von Wiechmann für diese Ausgabe persönlich überarbeitet und (wo es notwendig war) behutsam angepasst. Neben einem Vorwort von Manfred Schwab, einem guten Freund und Weggefährten von Wiechmann, gibt es mehrere, extra für diese Ausgabe vom Autor neu geschriebenen Texte, die sich mit recht unterschiedlichen mittelalterlichen Themen wie „Eine Burg birgt“, „Götter gegen Gott“ und „Vom Küssen und Liebkosen“ auseinandersetzten. Ein Editorial rundet den Band ab, in dem Wiechmann einiges über die Helden bzw. die heimlichen Gefährten seiner Kindheit erzählt.
Zu Beginn der 80er Jahre erschien die kolorierte Fassung von „Dietrich von Bern“ in mehreren Episoden im Magazin „Fix und Foxi - Extra“, um letztlich einen Teil der nicht unerheblichen Produktionskosten zu decken. Der damalige Abdruck fiel allerdings recht bunt aus, so wie die „Fix und Foxi“-Hefte zeitgemäß recht einfach strukturiert in ihrer Kolorierung waren. In der nun vorliegenden Neuedition kann sich der Leser auf eine unkolorierte Fassung freuen, die durchgehend in einem gediegenen Braunton gehalten ist, welcher die Zeichnungen ziemlich puristisch aussehen lässt, visuell aber insgesamt sehr angenehm ausfällt.
Fazit:Inhaltlich bekommt der Leser in der Reihe „Dietrich von Bern“ alles geboten, was ein gutes Szenario ausmacht: Es gibt packende Kämpfe, einen durchaus facettenreichen Protagonisten, überraschende Wendungen in der Geschichte und einen kleinen Hauch mittelalterlichen Pathos. So entsteht eine Geschichte, die mit ihrer gelungenen Mischung aus Erzählung und Bildern in ihren Bann zieht, auch wenn die Texte von Wiechmann vielleicht für manchen Leser etwas gewöhnungsbedürftig sein könnten. Wiechmann transferiert behutsam die Sprache, wie man sie aus alten Sagengeschichten kennt, in einen leicht angepassten modernen Ton, ohne dabei die Herkunft seiner Quellen zu verleugnen.
Einen großen Anteil an dem Vergnügen trägt auch Rafael Mendez, dessen kraftvolle und detailreichen Zeichnungen durch die Texte von Wiechmann hervorragend ergänzt werden. So entsteht aus einer alten deutschen Sage ein geradezu zeitloser Comic, der zwar hier und da in seiner optischen Erscheinung ein wenig dem Zeitgeist der ausgehenden 70er Jahre verpflichtet zu sein scheint, aber auch einen beeindruckend authentisch wirkenden Protagonisten präsentiert.
Der CrossCult Verlag hat bereits mit einigen anderen Neuauflagen bewiesen, dass es nicht nur darum geht Geld zu verdienen (was vollkommen legitim ist), sondern auch zum Teil in Vergessenheit geratene Comics wieder einem großen und interessiertem Publikum zugänglich zu machen. Hier erwartet den Leser in der Reihe „Dietrich von Bern“ ein solch weiterer Glücksgriff, der zwar manchmal ein wenig angestaubt wirkt, aber in dieser sorgfältig editierten Neuausgabe nicht nur den Sammler erfreuen wird. Wer seine Freude an klassisch mittelalterlichen Helden und Sagenmotiven hat, dem sei diese Ausgabe empfohlen – hier stimmen sowohl Inhalt als auch die Qualität der Verarbeitung.
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