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Clockwerx - 2. Sintflut
Bewertung:
(2.8)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 11.07.2011
Autor:Jean-Baptiste Hostache, Jason Henderson, Tony Salvaggio
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Mystischer, historischer Krimi/Thriller
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-211-2
Inhalt:56 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat(230 x 320mm)
Preis:13,80 €
Sprache:Deutsch

Inhalt

London 1897. Band 2. Sintflut ist gleichzeitig der Abschluss der zweiteiligen Geschichte der Clockwerx in London. Es beginnt mit einem Rückblick auf das Leben der Hauptperson Matt Thurow und darauf, dass er zusehen muss, wie seine Schwester das Opfer von Verbrechern des Konzerns Golden Shell wird. Sie liegt seitdem im Koma. Sein Schwager bei der Polizei kommt nicht mehr rechtzeitig, um das Schänden seiner Frau zu verhindern und Thurau landet für 5 Jahre im Gefängnis, weil er sich angeblich hat bestechen lassen - von eben jener Firma, während er als Polizist gegen sie ermittelt hat.

Zurück in 1897 wird Matt Thurau von Molly Vane eingeweiht, wer sie ist und was sie plant. Sie wurde einst vom Chef der Golden Shell als begnadete Ingenieurin eingestellt und baute für diese Gesellschaft die Clocks. Clocks sind mit Dampf betriebene Zahnrad-Kolosse, die zur Arbeit oder eben zum Kampf eingesetzt werden können. Kohle und Öl liefern jedoch nicht genug Energie für ihren Betrieb, deshalb dreht sich die ganze Geschichte um einen mysteriösen Antimaterie-Brennstoff mit Namen Luzifernium. Mit Hilfe dieses Brennstoffs hat Lord Oak, der Chef der Golden Shell, Großes vor. Er will die Welt erobern, neu ordnen, besser machen. Die normale Geschichte von machtbesessenen reichen Gegenspielern eben. Molly Vane will dies verhindern und das Luzifernium zerstören. Matt Thurau hilft ihr bei ihren Plänen schließlich nur, weil sie ihm verspricht mit dem Luzifernium seine Schwester aus dem Koma zu befreien. Aber ist das überhaupt möglich?

 

Schreibstil & Artwork

Die Zeichnungen von Jean-Baptiste Hostache sind große Klasse. Sein Stil passt hervorragend in das 19. Jahrhundert und die dunklen Farben untermalen das gewollt etwas düstere Szenario. Die Autoren Jason Henderson und Tony Salvaggio hingegen, denen ich beim ersten Band ein wenig zu viel Schwung in der Geschichte nachgesagt habe, verlieren diesen für den zweiten Band gänzlich. Das wenige an Handlung wirkt von Beginn an konstruiert und unausgereift. So fahren die Protagonisten mit einem geklauten Zug kreuz und quer durch London, ohne je angehalten oder gesucht zu werden. Schwer vorstellbar, dass man Ende des 19. Jahrhunderts ohne Aufsehen durch eine Metropole dampfen kann. Aber die Geschichte selbst ist auch ohne den Zug blass. Die Handlungen folgen einem sehr einfachen 0815 Schema, reihen sich bisweilen uninspiriert aneinander und das Ende ist einfach schlecht gemacht. Man fragt sich nach beiden Bänden, warum eigentlich Clockwerx namensgebend sind. Denn die Maschinen sind zu keiner Zeit wichtig, sie sind lediglich schmückendes Beiwerk. Selbst bei der Schlacht der Maschinen sind Text und Grafiken so undurchsichtig, dass man nie weiß, wer eigentlich gerade gegen wen kämpft. So kann weder die Geschichte noch die Figuren von Clockwerx zu keiner Zeit überzeugen. Die Intrigen sind ohne logischen Hintergrund und wirken aufgesetzt. Der kleine Faden, der am Ende zu einer weiteren Staffel von Clockwerx gesponnen wird, ist nach dem ganzen Werk weder glaubhaft noch inspirierend. Von diesen beiden Autoren, die in der Branche keine Unbekannten sind, kann man sicher mehr erwarten.

 

Qualität und Ausstattung

Das übergroße Hardcover des Splitter Verlags, der feine Druck und die gute Bindung sind wie immer ein Genuss. Auch 56 Seiten sind im zweiten Band eine passable Größe. Auf Beiwerk jeglicher Art wurde jedoch verzichtet. Die von Tanja Krämmling übersetzten Texte sind gewohnt professionell.

 

Fazit:

Selten war ich von einem Band 2 so enttäuscht. Er liest sich wie eine Auftragsarbeit, bei dem den Autoren völlig egal ist, was der Kunde davon hält - ist ja schon bezahlt. Die Figuren sind unglaubwürdig, die Handlung an den Haaren herbeigezogen und dann auch noch schlecht erzählt. Außer der Fanatikerin Molly Vane wirkt keine Figur glaubhaft. Der Oberböse lässt sich zudem gleich zweimal im Band wie ein Schuljunge übertölpeln und rundet den Eindruck der unmotivierten Autoren sauber ab. Einzig die stimmigen Zeichnungen und das vergleichsweise originelle Thema lassen die Wertung nicht noch weiter absacken. Nun folgt ein dicker Spoiler. Wer dennoch den Band kaufen will, sollte hier aufhören zu lesen. Ich komme nicht umhin Teile der Geschichte zu erzählen, um den Unsinn dieser Handlung einmal zu verdeutlichen:

 

- Der Kollege von Matt, der seine Schwester zur Frau hat, macht mit der Golden Shell gemeinsame Sache. Mit der Firma die mit oder gegen sein Wissen vor 5 Jahren seine Frau ins Koma gebracht hat!

- Molly Vane nutzt Thurau nur aus, um ihr Ziel zu erreichen und er wirft sich am Ende in eine Kugel, die ihr galt, weil er sie ganz plötzlich liebt und retten will. Obwohl sie ihm zwei Bilder zuvor noch gesagt hat, dass sie seine Schwester weder retten will noch jemals wollte.

- Der Titelbegriff Sintflut kommt in wirklich keinem Teil der Geschichte auch nur andeutungsweise vor.