Links zur Rezension Wer kennt ihn nicht, den Fantasy-Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“, der 1982 das Licht der Leinwand erblickte? Der Film gehört zweifellos zu den zeitlosen Klassikern und ist auch heute noch faszinierend. Dabei wissen die wenigsten, dass der Film auf dem gleichnamigen Buch von Peter S. Beagle beruht, welches bereits 1968 erschienen ist (die Fortsetzung „Zwei Herzen“ erschien 2009 in Deutschland). Beagle selbst hat auch das Drehbuch zum Film seinerzeit verfasst. 2010 wurde der Klassiker in das Comicformat transportiert, welches nun auch in Deutschland erschienen ist.
Inhalt:Die Einhorndame lebt friedlich in ihrem magischen Wald, bis sie zufällig erfährt, dass sie die letzte ihrer Art sein könnte. Ein Schmetterling berichtet davon, dass ihre Artgenossen vom Roten Stier vertrieben wurden, der dem bösen König Haggard Untertan ist. Zögernd bricht sie auf, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Auf ihrer Reise wird sie bald begleitet von dem völlig untalentierten Zauberer Schmendrick und der Räuberbraut Molly Grue und gemeinsam versuchen sie, die restlichen Einhörner zu retten.
Schreibstil & Artwork:Zwar hat Peter S. Beagle die ursprüngliche Version des Buches geschrieben, für die Portierung ins Comicformat ist jedoch der New Yorker Peter B. Gillis verantwortlich, der schon seit den späten 70er Jahren sein Unwesen im Comic-Business treibt. Gleich vorweg gesagt: Die Comic-Variante ist absolut klasse geworden. Gillis liefert eine hervorragende Arbeit ab und trifft die Stimmung der Vorlage sehr gut, besser als der besagte Film, der zwar ein Klassiker ist, aber doch auch recht kitschig inszeniert wurde. Zwar gibt es auch in der Buchvorlage solche kitschigen Elemente, aber sie sind nicht so ausgeprägt. Davon einmal abgesehen zeichnet sich „Das letzte Einhorn“ dadurch aus, dass der Gut/Böse-Konflikt nicht auf eine schwarz-weiße Darstellung reduziert wird, sondern vielschichtig und intelligent dargestellt wird. Genau das ist, was die Geschichte interessant macht und genau das bringt Autor Gillis nahezu perfekt in der Comic-Version herüber. Die Story – obwohl mehr als bekannt – konnte mich sehr fesseln und hat einfach Spaß gemacht. Natürlich spielt auch der Nostalgie-Faktor hier mit rein, aber der Comic oder besser die Graphic Novel – denn nichts weniger ist „Das letzte Einhorn“ – weiß einfach zu überzeugen. Die Erzählung ist unglaublich fesselnd, hat sowohl atemberaubend phantastische Momente, als auch extrem düstere und grausige Szenen (wie beispielsweise Mammy Fortunas Zirkus und die Begegnung mit der Harpie). Dabei zeigt sich der Comic deutlich ausführlicher als der Film und greift einige Szenen aus dem Buch auf, die im Film grundlegend weggelassen wurden. Beispielsweise das Dorf Hagsgate und den Fluch, den es mit König Haggard teilt (ist allerdings auch möglich, dass ich mich einfach nicht an diesen Teil des Filmes erinnere). Dafür ist die Begegnung zwischen Einhorn und dem Schmetterling aus dem Film deutlich einprägsamer als im Comic, was wohl an der grandiosen Synchronisation von Frank Zander (spricht den Schmetterling) liegen dürfte.
Gezeichnet wurde die Graphic Novel von Renae de Liz, deren Stil es locker schafft, die märchenhafte Stimmung der Story einzufangen. Dabei erinnern einige Elemente – wie das Einhorn und Schmendrick der Zauberer – stark an die Filmvorlage und sind sichtbar an diese angelehnt, andere Bereiche haben ihre eigene Optik (beispielsweise sieht die Harpie vollkommen anders aus). Auf jeden Fall sehen die Artworks absolut umwerfend aus, sind äußerst detailliert und liebevoll gezeichnet und weisen dabei eine sehr dynamische Inszenierung auf. Panels gibt es in allen Größen und Formen, von kleinen Rechtecken bis hin zu seitenumfassenden Splash-Pages, die eindrucksvoll präsentiert sind. Auch die Kolorierung zeigt sich perfekt und reicht von knallig bunt bis bedrückend düster, je nachdem, was gerade zur jeweiligen Szene passt.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer Band kommt im Softcover und im US-Format. Extras gibt es in Form einer Galerie, die ein paar tolle (Cover)Artworks zeigt. Der Sammelband enthält alle sechs US-Einzelhefte.
Fazit:Damals in den Achtzigern mochte ich den Film sehr und auch heute noch gehört er meiner Meinung nach zu den Fantasy-Klassikern dieser Ära, auch wenn ich ihn schon viele Jahre nicht mehr gesehen habe. Die Buchvorlage gefiel mir immer deutlich besser und so ist es nun auch mit dem Comic, das sogar das Potenzial hat meine Lieblingsversion zu werden. Das liegt einfach daran, weil zum Einen die vielschichtige Geschichte sehr gut transportiert wurde und zum Anderen das Ganze atemberaubend schön gezeichnet wurde. Kurzum: Die Graphic Novel überzeugt auf ganzer Linie. Dabei ist diese Version nicht nur etwas für diejenigen, die aus der Zeit des Films stammen, sondern durchaus auch etwas für die jüngeren Generationen, denn „Das letzte Einhorn“ ist ein zeitloser Klassiker und in Comicform deutlich weniger kitschig als in der Filmversion. Absolute Klasse!
|
||||||||||||||||||||||