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Einsamer Wolf - Mehrspielerbuch 1
Bewertung:
(0.0)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 27.07.2011
Autor:Text: Matthew Sprange & Joe Dever
Übersetzer:Moritz Mehlem
Typ:Grundregelwerk
System:Rollenspiel Grundregelwerk
Setting:Die Welt Magnamund
VerlagMantikore Verlag
ISBN/ASIN:978-3-939212-01-0
Inhalt:153 Seiten, Taschenbuch (großteils s/w)
Sprache:Deutsch

Anm.d.Redaktion:

Bei dem vorliegenden Produkt handelt es sich um ein Grundregelwerk, weswegen es keine Benotung gibt.

 

 

Einführung:

Mit den Einsamer Wolf-Fantasy-Spielbüchern aus den 80er Jahren haben sicherlich viele Rollenspieler erstmals Kontakt mit diesem Genre gehabt. Die auf 24 Bände ausgelegte Abenteuer-Serie von Joe Dever entwickelte sich aus den Hintergründen einer für seine (A)D&D-Kampagne selber erschaffenen Welt. Diese trägt den Namen Magnamund. Die Serie des britischen Autors erfreute sich direkt mit der Veröffentlichung des ersten Bandes „Flight From The Dark“ großer Beliebtheit und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt.

Die Serie blieb jedoch (sowohl im Original als auch auf Deutsch) unvollendet. Auf Deutsch wurden, wohl aufgrund einer Übernahme des Goldmann Verlags durch einen anderen Verlag und daraufhin folgender Änderungen der Verlagsausrichtung, nicht einmal alle vorliegenden Originalbände übersetzt und veröffentlicht.

 

Doch damit nicht genug: Mit dem neu erschienenen „Einsamer Wolf- Mehrspielerbuch“ ((EW-)MSB) kann man nun die vorgefertigten Bahnen der Solo-Abenteuer hinter sich lassen und – basierend auf dem einfachen System der Spielebücher – gemeinsam mit Freunden eigene Rollenspielabenteuer in Magnamund erleben.

 

Das Buch, sein Cover und die Illustrationen:

Das MSB ist extrem dünn. Es umfasst grade einmal 153 Seiten und ist im gleichen Format gehalten wie die Spielebücher. Auch, was die Verarbeitung angeht. Die Bindung, das Papier, das Druckbild und so weiter sind alle zufriedenstellend. Das Cover ist ansprechend. Auf der Rückseite findet sich das von den Spielebüchern bekannte Layout mit dem Heft des Sommerswerds. Auf dem Buchrücken ist eine große „1“ zu sehen, was nahelegt, dass in dieser Spielreihe noch weitere Bücher zu erwarten sind.

Die deutsche Ausgabe besticht durch eine vollfarbige doppelseitige Karte der Hinterlande, die in der Orginalausgabe nicht enthalten ist. Weiterhin findet sich auch in diesem Heft die Besitzer-Urkunde ganz vorne im Buch.

Obwohl das Buch bei weitem hinter dem Umfang eines EW-Abenteuerspielbuches zurückbleibt, ist der Preis bei 14,95 € angesiedelt.

 

Die Spielidee:

Die Idee hinter dem Mehrspielerbuch ist es, einer Gruppe von Spielern gleichzeitiges Spiel in der Welt des Einsamen Wolfes zu ermöglichen, und das ohne ein sperriges Regelwerk. Man entschied sich also auf Seiten von Mongoose Publishing, dem Originalverleger des Multiplayer-Gamebooks, dazu, die Spielregeln der Solobücher beinahe 1:1 zu übernehmen und nur in geringstem Masse anzupassen bzw. zu erweitern. Dies führt zu einem Spielsystem, welchesextrem einfach und schnell zu erlernen ist, was aber auf Kosten jedweden Regeltiefgangs geht. In meinen Augen ist dies aber nicht zwangsläufig ein Nachteil.

 

Das Spielsystem:

Genauso wie bei einem Einsamer Wolf Einzelspielerbuch, werden vor dem Abenteuerbeginn die einzelnen Spielerfiguren erschaffen. Im MSB gibt es allerdings nur die Option einen Kai-Lord zu spielen. Wobei, was heißt hier allerdings!? Dafür geht ja man nach Magnamund, um einen Kai-Lord wie den Einsamen Wolf zu spielen.

 

Im Spielverlauf werden Proben abgelegt, um das Gelingen einzelner Aktionen zu überprüfen. Dabei wird jeder Aktion eine Schwierigkeitszahl zugeordnet, die es dann mit Hilfe eines W10-Wurfes bzw. einer ermittelten Zufalls-Zahl zzgl. eines etwaigen Bonus zu erreichen oder übertreffen gilt.

 

Ein Fertigkeiten- oder Talentsystem kennt das MSB nicht.

 

Neben den Proben gibt es noch das „pure Glück“. In solchen Fällen besteht eine 50 – 50 Chance von Erfolg zu Misserfolg: Ein Ergebnis lässt sich hier ebenfalls durch einen Würfelwurf bzw. die Zufallszahl oder aber auch durch einen Münzwurf herbeiführen.

 

Jede Figur im Spiel hat stets zwei zentrale Werte. Für den neuen Kai-Lord werden diese mit Hilfe eines Bleistiftes und der „Zufallszahlen-Tabelle“ (zu finden hinten im Buch) bestimmt, die wie gehabt Zahlen von 0-9 zeigt. Natürlich lässt sich das Spiel auch mit einem W10 spielen. Dann steht die 10 jedoch für eine 0.

Die einzigen zwei Werte des Spiels sind: Kampfstärke und Ausdauerpunkte.

 

Die Kampfstärke: (KS)

Zu der Zahl, die man mittels der Zufallszahlen-Tabelle/W10 bestimmt hat, addiert man 10 hinzu, um die Kampfstärke seines Kai-Lords zu bestimmen. Dabei bedeutet eine erzielte Null auf der Tabelle (bzw. eine gewürfelte 10) auch tatsächlich null!

 

Die Ausdauerpunkte: (AP)

Die Vitalität, die Gesundheit und die Stärke neuen Kai-Lords, werden in Ausdauerpunkten gemessen. Auch der Ausdauerpunkte-Ausgangswert wird zufällig bestimmt.

Zu der ermittelten Zufallszahl werden noch 20 Punkte addiert.

 

Wenn ein Charakter im Kampf oder aus sonstigen Gründen (wie etwa ungestillter Hunger) im Spielverlauf Schaden nimmt, werden, entsprechend den Textanweisungen zur jeweiligen Situation, eine gewisse Menge an Punkten vom Ausdauerkonto subtrahiert. Fällt der Punktewert auf 0 oder darunter, so ist der Charakter besiegt. Eine Rettung gibt es nicht. Der Spieler muss einen neuen Charakter erstellen.

 

Etwas „Würfelglück“ gehört also auch hier zur „Charaktererschaffung“ dazu.

 

Der Kampf:

Kämpfe werden mit Hilfe eines Kampfquotienten und zufällig ermittelter Zahlen entschieden.

Der Kampfquotient errechnet sich immer nach dem gleichen Schlüssel: (modifizierte) Kampfstärke des Charakters minus dem Kampfstärkewert des Gegners.

Dieser Wert, der auch negativ sein kann, zeigt das Kräfteverhältnis der beiden Kämpfer an und bestimmt, in welcher Rubrik der Kampfresultat-Tabelle die Ergebnisse der einzelnen Kampfrunden nachzulesen sind.

Die Kampfstärke des Charakters entspricht aber nicht immer genau dem Kampfstärke-Wert auf dem Charakterblatt.

Geht man z.B. unbewaffnet in einen Kampf, so sinkt der Kampfstärke-Wert um vier Punkte.

Hat man jedoch die Kai-Disziplin der Waffenkunde erlernt und führt der Charakter die zu seiner Wahl passende Waffe, so erhöht sich sein Kampfwert um zwei Punkte. Auch die Kai-Disziplin des Gedankenstrahls kann sich positiv auswirken.

Zu Beginn eines Kampfes wird die jeweils aktuelle Kampfstärke des Kai-Lords berechnet. Der errechnete Wert gilt dann für den ganzen restlichen Kampf.

 

Der Kampf spielt sich in Runden ab. Jede Runde wird eine Zufallszahl ermittelt und dann die Kampfergebnis-Tabelle konsultiert, um zu sehen, wie viele Ausdauerpunkte der Charakter und sein Gegner eingebüßt haben. Dieser Ablauf wird wiederholt, bis der Charakter entweder fliehen kann oder aber der Gegner besiegt wird oder man selbst den Kampf verliert. Kämpfe sind also auch im Rahmen des MSB denkbar einfach.

 

Auch Fernkämpfe werden nach dem gleichen Prinzip abgewickelt, nur dass der angreifende Part eben keinen Schaden erleidet, auch wenn die Ergebnis-Tabelle dies anzeigen würde.

 

Um der Neuerung Rechnung zu tragen, dass nun auch mehrere Spieler am Kampfgetümmel teilnehmen können, runden einfachste Regeln über den Kampf mit mehreren Parteien gleichzeitig die Kampfregeln ab.

 

Die Ausrüstung und die Kai-Disziplinen:

Die Ausrüstung (Waffen und Gegenstände) und die Wahl der Kai-Disziplinen beeinflussen natürlich neben den beiden Spielwerten den Ausgang des Abenteuers. Zur Auswahl stehen im MSB die altbekannten zehn Kai-Disziplinen aus den Spielebüchern.

 

Neben Kampfstärke, Ausdauerpunkten und seinen Kai-Disziplinen verfügt jeder Charakter natürlich noch über praktische Gegenstände, wie einen Rucksack, Waffen, Heiltränke, Werkzeuge, Lebensmittel etc. ...

Regelmäßig wird der Spieler aufgefordert, eine Mahlzeit einzunehmen. Wenn der Spieler dann über keine Mahlzeit im Rucksack verfügt (oder aber die Kai Disziplin der Jagd nicht erlernt hat) verliert sein Charakter Ausdauer-Punkte.

 

Außerdem verfügt der junge Kai-Schüler über einen Beutel, in den bis zu 50 Goldkronen, der Währung Magnamunds, passen.

 

Letztendlich darf sich der Spieler aus der Liste der zehn Kai-Disziplinen fünf Disziplinen auswählen, die der in der Ausbildung befindliche Kai-Schüler in seiner Zeit im Orden bereits erlernt hat.

 

Jedem jungen Kai wird von den älteren Mitgliedern des Ordens ein Name verliehen, der dessen besondere Fähigkeiten und Charakterzüge widerspiegeln soll. Hier ist eine schöne Möglichkeit, auf die getroffene Disziplinen-Wahl einzugehen und sich einen passenden Namen zu geben. Eine Tabelle ermöglicht es aber auch unkreativen Spielern sich einen klangvollen Kai-Namen auszuwürfeln.

 

Auch an die Charakterentwicklung wurde im Rahmen des MSB gedacht: Für jedes erfolgreich bestandene Abenteuer darf der Spieler eine weitere Kai-Disziplin auswählen, die sein Charakter erlernt hat und bei neuen Herausforderungen anwenden kann. Es ist aber auch denkbar, das ein Abenteuer zwar überlebt, nicht aber zum würdigen Abschluss gebracht wurde. In diesem Falle wird auch keine neue Kai-Disziplin erlernt.

 

Stirbt ein Charakter, muss ein neuer Kai-Lord erstellt werden, der wiederum mit nur fünf Disziplinen beginnt.

 

Der Aufbau des MSB::

Anders als in den Solospielbüchern ist der Spielverlauf einer Runde des EW-MSB ziemlich genau dem eines normalen Rollenspiels angepasst. Es gibt die klassischen Rollen: einen Spielleiter und diverse Spieler. Da sich das Spiel deutlich an Einsteiger richtet, gibt es nach einer kurzen Einführung, dem Abschnitt, wie man seinen Charakter erschafft und wie Kämpfe und Proben bestritten werden, sowohl für Spielleiter, als auch für Spieler ein eigenes knappes Kapitel über die Aufgaben, den Ablauf und die Taktiken, die zu einem angenehmen aber auch erfolgreichen Spiel führen sollen. So wird etwa geraten bei der Charaktererschaffung darauf zu achten, ein größtmögliches Spektrum an Kai-Disziplinen im Team abzudecken. Ein kleines Monster-Kapitel, das neben finsteren Kreaturen auch einfache Gegner aus dem Tierreich wie den Bären enthält, sowie ein Kapitel über die Geschichte Magnamunds und eine Hintegrundbeschreibung der Hinterlande (angesiedelt im Norden Magnamunds) sind ebenfalls enthalten.

 

Ganz am Ende des Buches findet sich ein kurzer Ausblick auf die Zukunft des Spiels. Diese besteht zunächst aus vier weiteren Bänden.

Das MSB wird als Buch 1 der Reihe geführt und umfasst die Spielregeln und eröffnet die Möglichkeit, Kai-Lords zu spielen.

Buch 2 trägt den Titel „Die Schrecken der Schwarzen Lords“ und umfasst eine komplette Kampagne!

Die folgenden Bücher sind „Die Helden von Magnamund“ (Buch 3), „Sommerlund“ (Buch 4) und „Magnamund Monsterhandbuch“ (Buch 5).

 

Das Abenteuer: Im Auftrag des Händlers:

Natürlich ist auch ein Startabenteuer im MSB enthalten.

Auf 56 Seiten wird das Einführungsabenteuer „Im Auftrag des Händels“ behandelt. Das Abenteuer macht rund einen Drittel des gesamten Buchumfanges aus und ist an eine Einsteigergruppe ohne Erfahrung gerichtet. Sicherlich ist es angenehm, wenn man vorher schon mal eines der Einsamer Wolf Bücher gespielt hat, von Nöten ist es aber wahrlich nicht. Hier finden sich Vorlesetexte, vorgefertigte Proben und Beschreibungen, die auch einem gänzlich unerfahrenen Spielleiter die ersten Schritte leicht von der Hand gehen lassen. Die Geschichte ist in acht Teile aufgespalten, die je nach Handlungsverlauf früher oder später durchgespielt werden.

 

 

Das Fazit:

Der Einsame Wolf ist auf dem deutschen Buchmarkt scheinbar nicht mehr aufzuhalten!

Nach den Solo-Spielebüchern kommt jetzt auch die deutsche Umsetzung eines Rollenspiels in der EW-Welt auf den Markt: Mit dem Mehrspielerbuch (MSB) kann man nun gemeinsam mit Freunden als Kai-Lord Abenteuer in Magnamund erleben und ist nicht länger den Zwängen der einzelnen Stationen der Spielebücher unterworfen.

Das Spielsystem ist überraschend nah am System der Spielebücher gehalten worden, so dass ein Wechsel vom Solo- ins Zusammenspiel ohne jede Mühe vonstatten geht.

Das MSB ist damit extremst Einsteiger-geeignet, aber auch gut geeignet für erfahrene Spieler, die schlicht Interesse daran haben, Geschichten zu erzählen und nur das nötigste an Regeln dafür brauchen. Bei einem so einfach gestrickten Spielsystem tritt sofort das Regelwerk in den Hintergrund und das Spiel und die Interaktion der Spieler in den Vordergrund. Und das ist es schließlich, worum es beim Rollenspiel geht.

Wer auf der Suche nach einem einfachen Spielsystem ist, kann hier zugreifen, grade auch, wenn er neue Mitspieler ans Hobby heranführen will.

Wer allerdings großes Augenmerk auf Regelgerüste usw. legt, wird am MSB keine Freude haben.

Da ich eher das Spiel als die Regel in den Vordergrund stelle, habe ich viel Spaß am MSB und nutze es gerne für vergnügliche, kurzweilige Ausflüge nach Magnamund.

Wer doch mal über den Tellerrand hinausblicken möchte, kann versuchen, das leider mittlerweile vergriffene LoneWolf RPG von Mongoose Publishing zu ergattern. Nötig ist es aber nicht. Ich bin sehr gespannt auf die nachfolgenden Bände in dieser Reihe und erhebe zum Ende dieser Rezi mein Sommerswerd und rufe „Für Magnamund und die Kai“.

 

Da es sich um ein Grundregelwerk handelt, habe ich keine Note vergeben

 

 

Anmerkung: Als Gatler muss man das Buch eigentlich schon deshalb im Schrank haben, weil die deutsche Übersetzung von unserem werten Forenmitglied Glgnfz erstellt wurde!