Links zur Rezension VorwortIm Jahr 1987 erreichte den deutschen Markt schon einmal die Serie Thorgal. Thorgal ist ein unerschrockener fähiger Krieger der nordischen Welt um das Jahr 700 herum. Da Mythen, Götter, Magie und selbst Außerirdisches in der Serie immer wieder mitmischen, habe ich es als Fantasy eingestuft. Die Autoren haben sich aber stets Mühe gegeben, die Wikinger so darzustellen, wie sie der heutigen Wissenschaft nach tatsächlich gelebt haben. Das überzogene blutrünstige Bild in den Medien stimmt somit in vielen Punkten nicht mit den Geschichten der Thorgal Serie überein.
Damals erschien der Band Der Sohn der Sterne im Gegensatz zum französischen Original L'enfant des étoiles als Band 1 der Serie. Da der Band zeitlich und inhaltlich der erste Band der Geschichte um Thorgal ist, machte dieser Wechsel durchaus Sinn. In der vorliegenden Edition des Splitter-Verlages wurde wieder die Reihenfolge der französischen Originale verwendet. Der Sohn der Sterne erscheint damit leider erst als Band 7. Die Serie umfasst aktuell 32 Bände und ist noch nicht abgeschlossen.
Der vorliegende Band ist ein Sammlerstück mit über 20 Seiten voller Hintergründe, Bilder und Interviews mit allen beteiligten Autoren sowie über das Leben der Wikinger.
InhaltDie Rache der Zauberin ist der erste Teil einer zweiteiligen Geschichte, die im nächsten Band Die Insel des ewigen Frosts weiter gehen wird. Nach dem vorläufigen Ende des ersten Teils, bietet uns der Band noch eine weitere Geschichte um Thorgal an, deshalb folgt der nächste Abschnitt in zwei Teilen.
Die Rache der ZauberinThorgal wird vom Wikingerkönig Gandalf durchs Wasser geschleppt und an einem Felsen angekettet, an dem er durch die einsetzende Flut ertrinken soll. Thorgals Vergehen: er liebt die Tochter des Königs, Aaricia und sie liebt auch ihn. Thorgal erbost den König auch angekettet noch mit einem bissigen Kommentar und der folgende Schwertstreich des Königs hinterlässt einen Schnitt in Thorgals Gesicht, der später zu der charakteristischen Narbe wird, an der man ihn in allen Verkleidungen erkennen wird. Natürlich wird er gerettet. Eine rothaarige Frau mit einem seltsamen Wolf als Begleiter ringt ihm einen Handel ab. Sie befreit ihn, wenn er ihr ein Jahr lang dient, ohne Fragen zu stellen. Thorgal ist ein ehrenhafter Mann. Er dient ihr, aber er stellt natürlich unentwegt Fragen. Zunächst verlangt sie von ihm in einem unmöglich erscheinenden Unterfangen, eine Schatulle mit Artefakten von zwei Wächtern zu erringen, die diese seit ewiger Zeit bewachen.
Als zweite Aktion gilt es nun, sich mit Hilfe der Artefakte an dem Mann zu rächen, der die rothaarige Frau lange gepeinigt hat. Wie und warum wird hier nicht verraten, wohl aber, dass dieser Mann eben jener König Gandalf ist, der Thorgal zu Beginn an einen Felsen im Meer kettete. Weitere Konflikte sind damit vorprogrammiert und natürlich spielt auch die Liebe zwischen Thorgal und Aaricia eine Rolle.
Fast ein ParadiesIn der zweiten deutlich kürzeren Geschichte wird Thorgal in verschneiten Bergregionen von wilden Wölfen zu Flucht getrieben und fällt durch eine Panikreaktion seines Pferdes in eine Gletscherspalte. Nur der Körper seines Pferdes verhindert Thorgals Tod und zwei unerwartete Schönheiten pflegen ihn, bis er wieder aufwacht. Um ihn herum ist die blühende Pracht unberührter Natur. Er befindet sich in einem durch heiße Quellen und fragwürdige Magie am Leben gehaltenen Tal mit merkwürdigen Eigenschaften unter dem ewigen Eis. So sagt man ihm, in der normalen Welt würde die Zeit schneller vergehen und er wäre daher schon ein Jahr hier unten. Thorgal mag es nicht glauben und auch die kleine Schwester der beiden Frauen behauptet, sie sei erst 15 und nicht bereits 150, wie ihre Schwestern behaupten. Es gäbe auch einen sehr gefährlich Weg aus dem Tal, aber Thorgal müsse ihr bei der Flucht helfen, da sie es allein niemals schaffen würde - eine Flucht, von der ihre Schwestern gar nichts halten.
Schreibstil & ArtworkGrzegorz Rosinski versteht sich selbst nicht als Künstler, sondern als Comic Zeichner. Eine seltsame Sichtweise, die man so wohl nur bei Vollblutkünstlern antrifft. Es geht ihm aber tatsächlich nicht darum etwas so realistisch wie möglich zu zeichnen, sondern er möchte mit seinen Bildern helfen Geschichten zu erzählen. Und das kann er wirklich gut. Seine Artworks sind gut, aber sie entstammen einer anderen Zeit, was der Leser recht schnell merkt. Dennoch stehen sie stets im Einklang mit der Geschichte. Bei Thorgal geben die Bilder die raue Wirklichkeit der Wikinger gut wieder. Jean van Hamme erzählt nach eigener Aussage die Geschichten, die Grzegorz Rosinski besonders gut zeichnen kann. Tatsächlich sind die Geschichten auf der einen Seite tiefgründig, aber der anderen aber leicht und entspannt zu lesen. Dieser Band beginnt zwar mitten in der Handlung aber der Leser wird geschickt geführt und ist in wenigen Seiten trotzdem mittendrin. Auch der Übersetzer macht hier einen guten Job, ganz gleich ob es sich nun um Tanja Krämling handelt - wie auf der Seite des Splitter -Verlages angegeben - oder um Peter Daibenzeiher, wie es im Comic selbst verzeichnet ist.
Qualität und AusstattungWie schon bei Kriss de Valnors Sonderband erhalten wir hier wieder einen besonders dicken Band. Auf den mehr als 20 Seiten mit Bonusmaterial steht erneut Collectors Edition und diesen Eindruck vermittelt der Band auch. Neben der gewohnt hohen Qualität von Einband, Druck und Material des übergroßen Splitter-Handcovers sind auch Inhalt und Aufmachung der Bilder, Interviews und Meinungen eine echte Rarität für Fans und Sammler.
Fazit:Ich habe diesen Band noch als Softcover aus den Achtzigern in meinem Regal stehen. Ich war schon immer ein Fan der Serie, habe die Thorgal Comics aber gefühlte Ewigkeiten nicht mehr angerührt. Mit dem Auge eines Rezensenten las sich der Comic so etwas eigenartig. Am Ende war ich irgendwie froh, dass er mir noch immer gefällt. Thorgal ist ein aufrechter Mann, ohne große Allüren. Er hat vor nichts Angst, ist ein fantastischer Kämpfer, ein klassischer Held also. Es ist die Welt und die Art wie diese Welt Thorgal begegnet - nicht umgekehrt - die den Reiz der Serie ausmacht. Rein von der Geschichte und den Zeichnungen, würde ich dem Band 3.5 Punkte geben, doch das besondere Flair, das Rosinski und van Hamme in diese Serie hineinweben, hat mich die Wertung auf 4.0 anheben lassen. Wer Fantasy mag und wen die nordische Mythologie nicht schreckt, der sollte sich überlegen, ob er nicht einen Serien Klassiker und Leckerbissen der Comicgeschichte mit diesem Band beginnen will. Mir gefällt er auch über 20 Jahre später noch und ich habe mich sicher verändert. Thorgal ist noch ganz der alte.
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