Links zur Rezension Inhalt:Christopher Chance ist der Albtraum eines jeden Attentäters. Denn Chance ist ein Meister in der Verkörperung anderer, jemand, der die Kugeln auf sich lenkt, eine menschliche Zielscheibe. Diesmal ist er in die Rolle eines farbigen Priesters geschlüpft, der wegen seiner rigorosen Vorgehensweise in das Visier von drogendealenden Gangs geraten ist. Außerdem schlüpft Chance in die Rolle eines Hollywood-Produzenten, dessen Sohn gegen Lösegeld entführt wurde. Doch Chance vertieft sich zu sehr in seine Rollen und kann bald nicht mehr zwischen seinen Alter Egos und seinem realen Ich unterscheiden. Die Frage ist, ob er seinen Klienten dennoch helfen und anschließend zu sich selbst finden kann...
Schreibstil & Artwork:Der vorliegende Comic stammt ursprünglich aus dem Jahr 1999, als Peter Milligan die Figur Christopher Chance, die erstmalig 1972 in einem Comic auftauchte, wieder erweckte. Diese Story bildet dann auch die Grundlage für die TV-Serie (mit Mark Valley in der Hauptrolle), die 2010 zunächst für Aufsehen sorgte, dann aber nach der zweiten Staffel bereits (zu Recht) eingestellt wurde. Das Setting erinnert ein wenig an eine Mischung zwischen Mission Impossible und James Bond, wobei Protagonist Chance kein Agent (zumindest nicht mehr) ist, aber aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit ein Meister darin ist, vollkommen in andere Rollen zu schlüpfen und die eigentliche Person vollständig zu ersetzen. Milligans Handlungsbogen hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, ist aber dennoch faszinierend und unglaublich spannend, weil enorm tiefgründig und vielschichtig. Die Idee um Chance klingt zunächst nicht spektakulär – Agenten, die in die Rolle anderer schlüpfen, hat man schließlich schon tausendmal in der einen oder anderen Form gesehen - aber Autor Milligan hat daraus eine intrigante und facettenreiche Erzählung gestrickt, bei der man mitunter nicht mal mehr sicher ist, wer nun Chance ist und wer die ursprüngliche Person. Sehr glaubwürdig wird dabei auch der innere Konflikt von Chance dargestellt, der mit seinem eigentlichen Leben nicht wirklich zufrieden ist und sich deswegen mehr und mehr in seinen Alter Egos zu verlieren droht. Chance ist dabei absolut nicht der strahlende und immer mit lockeren Sprüchen umher werfende Superheld, der er in der oben erwähnten TV-Serie ist - im Gegenteil, teilweise fragt man sich, ob er überhaupt ein Held ist.
Die zwei Geschichten, die nahtlos aneinander knüpfen, wurden von zwei unterschiedlichen, aber gleichsam talentierten Zeichnern umgesetzt: Edvin Biukovic und Javier Pulido. Beide haben einen recht ähnlichen Stil, auch wenn Blukovic etwas dreckiger wirkt. Die Stile sind dabei eher klassisch, haben zwar einige Details, sind aber nicht so aufwändig gezeichnet, wie beispielsweise moderne Superhelden-Comics. Dadurch, dass beide Story-Arcs eine einheitliche Kolorierung aufweisen, wirken sie wie aus einem Guss.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer Comic ist ein Softcover in der üblichen Produktionsqualität von Panini. Der Band umfasst auf 204 Seiten beide ursprünglichen Milligan Stories aus 1999, "Human Target 1-4" und "Human Target Final Cut". Extras gibt es keine, allerdings findet man zwischen den Kapiteln die Originalcover.
Fazit:Der "Human Target" Comic macht sich deutlich besser als die TV-Serie, was vornehmlich daran liegt, dass der Charakter Christopher Chance in diesem Comic-Geschichte sehr viel plastischer und tiefschichtiger dargestellt wird, als in der kurzlebigen TV-Show. Die zusammengehörenden Geschichten sind durchweg spannend und fesseln von der ersten Seite an. Am Interessantesten ist dabei die Tatsache, dass Chance eben nicht der strahlende Überheld ist, sondern mehr als menschlich wirkt mit seinen ganz eigenen Problemen, aus denen er entfliehen will. Dazu kommen die passenden und schicken Artworks, die die Sache abrunden. "Human Target" ist auf jeden Fall ein lesenswerter und komplexer Comic. Sehr gut!
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