Links zur Rezension Diese Captain America Geschichte erschien in den USA unter dem Marvel Knights-Banner, ein Label, in dem Marvel Comics seit geraumer Zeit ganz besondere Stories veröffentlicht, die nicht nur abgeschlossen sondern sind, sondern sich auch abseits der normalen Kontinuität bewegen. So auch „der Auserwählte“.
Inhalt:Captain America ist krank und stirbt. Er ist in einem geheimen Labor an einer seltsamen Maschine angeschlossen, wo er seine letzte Kraft dafür aufwendet, einen geeigneten Nachfolger für sich zu finden. Mit Hilfe der Maschine projiziert er sein Bewusstsein ans andere Ende der Welt in den Irak-Krieg, wo ein kleiner Trupp US-Soldaten in einen Hinterhalt gerät und in einer Höhle verschüttet wird. Nur ein Mann innerhalb des Trupps zeigt dabei den Mut und die Willenskraft, alle anderen zu befreien und genau an dessen Seite befindet sich nun Cap. Doch der junge Soldat hat seine innere Kraft noch nicht für sich entdeckt und genau das ist es, was Cap erreichen will, während der Soldat einen anderen Ausweg aus der Höhle sucht…
Schreibstil & Artwork:Der Autor dieser außergewöhnlichen Cap America Story ist der amerikanische Schriftsteller David Morrell, der 1972 den Vietnam-Veteranen John Rambo in seinem Roman „First Blood“ erfand - 10 Jahre später schlüpfte dann Sylvester Stallone für die Verfilmung des Buches in die Rolle und schrieb damit Filmgeschichte. Auch die vorliegende Cap-Story spielt im Krieg. Diesmal ist es der amerikanische Krieg im nahen Osten und im Fokus steht ein Soldat, dem ganz besondere Fähigkeiten innewohnen. Der Comic spielt abseits der eigentlichen Marvel-Kontinuitäten, weswegen sich der Autor auch nahezu frei bewegen kann. So ist es kein Problem, den echten Cap – also Steve Rogers – über die Klinge springen zu lassen. Dabei wird Cap allerdings nicht in seinem größten Kampf dahingemetzelt, sondern verliert den Kampf gegen eine üble Krankheit, die nur ihn befallen kann. Doch trotz der Krankheit will Cap eben noch für einen Nachfolger sorgen und so nimmt er an einem experimentellen Projekt der Regierung teil. Zuviel möchte ich hier nicht verraten, aber der Leser merkt schnell, dass die Story alleine stehen muss und sich niemals in die eigentliche Marvel-Kontinuität einfügen kann. Das ist allerdings nicht schlimm, nein, sogar gut, denn so hat der Autor – wie bereits erwähnt – quasi freie Hand und ihm stehen alle Möglichkeiten offen. Diese schöpft er auch recht gut aus und erzählt eine wirklich fesselnde und ergreifende Geschichte über Mut, innere Stärke und Aufopferung. Klar, der Plot ist auch ein wenig vorhersehbar, auch wenn es einige interessante Überraschungen und Wendungen gibt, aber was die Geschichte wirklich ausmacht, ist die Tatsache, dass Cap diesmal nicht der eigentlich unbesiegbare und strahlende Superheld ist. Das erzeugt einen düsteren und bitteren Ton, der dem Comic eine ganz besondere Note gibt – gerade für Captain America eher ungewöhnlich.
Mit Mitch Breitweiser ist kein Neuling in Sachen Cap hier am Werk gewesen. Und das sieht man den tollen Artworks durchaus an, denn sie haben nicht nur eine umwerfende Dynamik, sondern fangen das Flair von Captain America sehr gut ein, auch wenn die Story – und damit auch die Inszenierung – deutlich düsterer präsentiert werden. Zu jederzeit spürt man das Kriegsszenario und die bedrückende Stimmung, die die tödliche Krankheit des einst strahlenden Helden erzeugt. Breitweiser fängt diese Gefühle nahezu perfekt mit äußerst schicken und detailreichen Illustrationen ein, die eine sehr moderne und aufwändige Optik haben. Die ansprechende Kolorierung rundet diesen Eindruck ab und unterstützt vor allem mit Brauntönen das düstere Ambiente.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer Band kommt als Softcover im US-Format und beinhaltet die komplette Mini-Serie „Captain America – The Chosen“. Die Qualität der Produktion ist wie immer hervorragend – etwas anderes erwartet man von Panini mittlerweile auch nicht mehr. Extras gibt es – mit Ausnahme der Originalcovers – keine.
Fazit:Wow! Diese Captain America Story hat es in sich und bringt frischen Wind mit sich. Der Plot ist abgefahren und kennt man die Hintergründe nicht, kann man den Ansatz der Story zunächst auch nicht so ganz glauben. Weiß man aber, dass sich die Geschichte außerhalb der eigentlichen Marvel-Kontinuitäten bewegt, so wird einem schnell alles klar. Wie auch immer, Autor und Zeichner machen einen hervorragenden Job und präsentieren einen einzigartigen und absolut umwerfenden „Captain America“-Comic, der sich von der Masse definitiv abhebt, was vor allem am Grundthema des Plots liegt, das sich um Mut und Willensstärke dreht. Fans von Cap sollten hier auf jeden Fall zu greifen, aber auch jene, die nicht so viel mit dem amerikanischsten aller Marvel-Superhelden anfangen können, sollten einen näheren Blick riskieren – der lohnt sich ganz klar. Hervorragend!
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