Links zur Rezension Inhalt:Die Cheyenne sind nach Greenstone Falls gekommen und bringen keine guten Nachrichten mit in die Stadt: Sie informieren den Sheriff darüber, dass nicht nur die alte Handelsstation überfallen wurde, sondern auch die Postkutsche, auf welche nicht nur Comanche wegen einer Warenlieferung wartet. Die Cheyenne können die Urheber der Verbrechen genau beschreiben, doch es ist Red Dust, der mit den Namen der Schurken dienen kann. Es handelt sich um Murphy, Jesus Santiago und Dopey Donahue, die besser bekannt sind unter dem Namen die „Wilde Horde“, die allerdings früher aus vier Mitgliedern bestand und allgemein wegen ihrer Bösartigkeit und Brutalität bekannt wurde.
Es ist an Red Dust ein dunkles Geheimnis seiner Vergangenheit preiszugeben und seine ehemalige Mitgliedschaft in der „Wilden Horde“ zu beichten. Er hat sich von den Männern getrennt, als aus den „kleinen Gaunern“ grausame Mörder wurden. Er ist nicht sonderlich Stolz auf diese Vergangenheit, doch hat er einen Neuanfang geschafft. Allerdings werden die Männer sicherlich hinter ihm her sein und so beschließt er, Greenstone Falls den Rücken zu kehren, damit diese und ihre Einwohner nicht in Gefahr geraten.
Doch die Cheyenne als auch seine Freunde stehen auf seiner Seite und halten ihn von seinem Vorhaben ab. Red Dust hat allerdings mittlerweile einen ganz eigenen Plan und will gnadenlos mit seiner Vergangenheit abrechnen. Er macht sich selbst auf die Suche nach seinen alten Weggefährten, wissend, in welche Gefahr er sich begibt. Doch ist er nicht der einzige, der auf der Spur des Trios ist. Rasch trifft er auf den Kopfgeldjäger Larry Larsen, der wie einige andere seines Standes, auf der Suche nach der „Wilden Horde“ ist. Nach einigem Zögern gehen sie gemeinsam auf der Spur der Männer nach – doch die Reise ist nicht ungefährlich, zumal sie ziemlich schnell auf weitere Leichen stoßen, die den Weg des Trios pflastern…
Schreibstil & Artwork:Mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres zählt der am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel, geborene Michel Régnier, besser bekannt als „Greg“, unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.
Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist führte Régnier allerdings in seiner Arbeit sehr rasch dazu, als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.
Seine absolut kreative Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienenen und überaus populären Comic-Magazin ZACK. Doch Régnier zeigte daneben auch noch andere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor und wirkte sowohl für das Comic-Magazin „Tintin“ als auch das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999.
Von Régnier stammen insgesamt vierzehn große Abenteuer sowie einige Kurzgeschichten für die Reihe „Comanche“. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer aus der Reihe ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999 hinterließ Régnier ein 19 Seiten umfassendes, unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer namens „Red Dust Express“, welches im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet wurde.
Der französische Comiczeichner Michel Rouge wurde am 01.06.1950 in Paris geboren. Nach seinem Grafik-Studium in Paris unternahm er zunächst ausgedehnte Reisen in den Orient und besuchte anschließend ab 1976 Kurse über Angewandte Kunst bei Yves Got und Georges Pichard. Seine Laufbahn als Comiczeichner begann er als Zeichen-Assistent beim Vaillant-Verlag, wo er zunächst an der Urzeitserie „Rahan“ von Autor André Chéret mitwirkte und später gemeinsam mit Norma einige Episoden von „Capitaine Apache“ (dt. Flammender Speer) gestaltete.
Im Jahr 1978 erschien im Comic-Magazin „Métal Hurlant“ mit „Légendes de l’Éclatée“ sein erster Comic in Albenlänge. Das Szenario stammte von Rodolphe, mit dem Rouge eine langjährige Zusammenarbeit begann und dem 1980 die im Mittelalter spielende Serie „Les Écluses du Ciel“ (dt. Die Pforten des Himmels) folgte.
Mit dem Comicautor Patrick Cothias begann er 1985 eine weitere Serie: „Les Héros Cavalier“ (dt. Die Heldenhaften Reiter), die er jedoch nach zwei realisierten Bänden an den Zeichner Philippe Tarral übergab. Etwas erstaunlich, erhielt doch der zweite Band der Reihe „La Grande Ourse“ 1988 den Preis für das beste Album auf dem Festival von Hyère. Der Grund hierfür war sicherlich Michel Regnier, der 1989 mit der Bitte an Michel Rouge herantrat, die ursprünglich von Hermann illustrierte Western-Serie „Comanche“ wiederzubeleben. Rouge willigte ein und so entstanden nach Szenarien von Greg in der Folgezeit insgesamt vier weitere „Comanche“-Alben.
Auch in der Folgezeit blieb er dem Western-Genre verbunden und brachte im Jahr 2000 nach einer Vorlage von Jean Giraud die „Marshall Blueberry“-Trilogie zum Abschluss.
Es ist sicherlich schwierig das Erbe eines Zeichners wie Hermann anzutreten und einem über viele Jahre hinweg etablierten Stil von „Comanche“ neues Leben einzuhauchen. Dennoch hat Michel Rouge dieses Wagnis auf sich genommen und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Auf den ersten Blick meint man Rouge würde den Stil von Hermann nur kopieren, doch dieser Eindruck täuscht. Zwar hat er hier und da einige Mühe die Charaktere darzustellen, aber dann zeigt sich, dass die Reihe mit ihrem neuen Zeichner in den 90er Jahren angekommen ist. Der Ausdruck der Charaktere wird etwas härter und auch die von ihm gewählten Perspektiven und Einstellungen wirken nicht mehr so idyllisch wie sie bei Hermann waren.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die Bände der „Comanche“-Reihe erscheinen unter dem Label „Splitter – Collectors Edition“. So auch der elfte Band der Reihe, der sich als tadellos gebundene Hardcover-Ausgabe mit einem Umfang von 48 Seiten präsentiert, deren Einband ein stilvolles Spotlack-Cover ziert. In Sachen Ausstattung kann dieser Band allerdings nicht mit der gewohnt opulenten Ausstattung der bisherigen Reihe aufwarten. Das ist bedauerlich, war man doch bislang unter der Bezeichnung „Collectors Edition“ etwas mehr gewohnt. Die Übersetzung stammt von Dr. Marcus Schweizer und Uwe Peter.
Fazit:Es ist sicherlich nicht einfach, eine erfolgreiche Reihe nach vielen Jahren mit einem neuen Zeichner neues Leben einzuhauchen. Greg ist dieses Wagnis eingegangen und war sich der Gefahr durchaus bewusst, insbesondere da er ein Szenario brauchte, welches den Leser wie ein Donnerschlag treffen sollte. So war es letztlich die Vergangenheit von Red Dust, die über viele Bände hinweg mehr oder weniger ausgespart worden ist und nunmehr zu Ehren kam. Das Geheimnis um das mysteriöse Vorleben von Red Dust nunmehr mit dem Hintergrund einer wilden Revolverbande auszukleiden, die mordend und raubend durch die Gegend zieht und zu deren Mitgliedern er einst gehörte, ist allerdings etwas dürftig ausgefallen.
In dem Spagat aus erzählerischer Dichte und den Ansprüchen an Action in einer überaus dynamisch in Szene gesetzten Erzählung bleibt die Figur von Red Dust seltsam blass. Als Leser kann man sich zwar an einer gut durchdachten Geschichte erfreuen, insbesondere die Bösewichte sind absolut überzeugend dargestellt, ohne in irgendwelche Klischees zu fallen, aber einen gänzlich neuen Funken mag dieses Szenario nicht in die Reihe bringen.
Wer die bisherige Reihe „Comanche“ gelesen hat und mag, dürfte auch bei diesem Band voll auf seine Kosten kommen, da der unerbittliche Kampf von Red Dust gegen seine ehemaligen Gefährten spannend in Szene gesetzt ist und Rouge als Zeichner durchaus zu überzeugen weiß. Gänzlich neues für die Fortführung der Reihe gibt es allerdings nicht.
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