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Magic the Gathering - The Quest For Karn
Bewertung:
(1.4)
Von: Heretic
Alias: Heretic
Am: 16.09.2011
Autor:Robert B. Wintermute
Typ:Roman
Setting:Magic the Gathering,"Scars of Mirrodin"-Block
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786957743
Inhalt:304 Seiten, Paperback-Softcover
Sprache:Englisch

Inhalt

(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)

"The Quest for Karn" ist der abschließende Roman im "Scars of Mirrodin"-Block und beschäftigt sich mit der Rettung des Silbergolems Karn, der vor Urzeiten die Ebene von Mirrodin erschuf, und der von den Phyrexianern gefangengenommen und mit der "Phyrese", dem "glitzernden Öl", infiziert wurde. Drei Helden machen sich also auf, Karn zu befreien: Venser von Urborg, Artefakterschaffer; Elspeth, Ritterin von Banth und Koth vom Hammerclan der Sylvok.

Die Handlung, die im Endeffekt an der Haupthandlung des "Scars of Mirrodin"-Blocks vorbeiläuft (nämlich der Invasion Mirrodins durch die Phyrexianer und dem Krieg der Mirraner gegen diese), gestaltet sich grob ähnlich wie die Aufzeichnung der Ereignisse während einer "Dungeons&Dragons"-Rollenspielrunde, und lässt sich auf folgenden Inhalt herunter brechen:

Die Gruppe der drei Planeswalker stolpert planlos über die Oberfläche von Mirrodin, auf der Suche nach Anhaltspunkten über Karns Aufenthaltsort. Sie treffen auf beliebig austauschbare und farblose Nebencharaktere, deren einzige Daseinsberechtigung in der Übermittlung von Handlungsaufhängern besteht. Beiläufig wird irgendwann erwähnt, dass Venser an einer tödlichen magischen Krankheit leidet, dass nur sein begrenzter Vorrat an Tintenmottenserum den Verlauf der Krankheit verzögert, und er dem Tod geweiht ist. Die Charaktere an sich pendeln erschreckenderweise zwischen bipolarer Persönlichkeitsstörung und nichtssagender Eindimensionalität, was aber noch viel übler ist, ist die Tatsache, dass sich sämtlicher Dialog zwischen den drei Planeswalkern (und dem später im Roman auftauchenden Tezzeret, der eigentlich gemeinsame Sache mit den Phyrexianern macht, und doch den drei Planeswalkern hilft, indem er ihnen Melira überstellt.) verkürzt darstellen lässt:

 

Venser: Wir sollten gehen und Karn suchen!

Koth: Nein, wir müssen dem mirranischen Widerstand helfen!

Elspeth: Solange wir dabei Phyrexianer umbringen bin ich einverstanden.

Tezzeret: Ich intrigiere, muhahaha!

 

Das grobe Schema des Romans läuft ungefähr so ab:

Ein neuer Charakter (der bald ebenso konsequenzenlos fallengelassen wird) taucht unvermittelt auf, es gibt einen Kampf mit Phyrexianern, die Gruppe reist weiter, und der Ablauf beginnt von Neuem.

Die Charaktere finden heraus, dass Karn irgendwo im Innern Mirrodins, welches durch einen Eingang in der Gruft des Geflüsters (die Basis der Phyrexianer auf Mirrodin) erreicht werden kann, gefangen gehalten wird. Der weitere Handlungsablauf gestaltet sich dermaßen, dass die Protagonisten

über einen phyrexianischen "Fahrstuhl"(den man am treffendsten als riesigen, lebenden Ösophagus beschreiben könnte) immer tiefer ins Innere Mirrodins hinabsteigen, ab und zu mal auf Phyrexianer treffen, die dann in Kampszenen dezimiert werden, die in allerschlimmster "Copy+ Paste"-Manier gestaltet sind. "Aufgelockert" wird die "spannende" Handlung durch die ausnehmend variantenreiche und kreative Beschreibung der öden Tunnel und Höhlen, was unter anderem durch die zigfache Erwähnung Rechnung getragen wird, dass es in den Tunneln und Höhlen nach verfaultem, verrottetem Fleisch riecht. Zusätzlich tauchen ein paar Stellen im Buch auf, in denen recht anschaulich beschrieben wird, wie die Phyrexianer ihre Gefangenen foltern und mit ihnen experimentelle Operationen und Versuche durchführen.

 

Die gesamte Handlung (die sich immerhin über 304 Seiten auswalzt) von "Quest for Karn" lässt sich in ein paar Sätzen zusammenfassen:

 

Venser wurde mit einer Krankheit infiziert, die ihn Schüttelkrämpfe erleiden lässt, und die für ihn letal enden wird, da sein Vorrat des Tintenmottenserums, welches ihn davor schützt, zur Neige geht.

Die Gruppe begibt sich, wie bereits geschildert, ins Innere Mirrodins, um Karn zu suchen (der als Einziger Mirrodin retten könnte), der dort von den Phyrexianern Geth und Glissa, mit denen Tezzeret verbündet ist, gefangen gehalten wird.

Tezzeret übergibt der Gruppe die ausgestoßene junge Sylvokfrau namens Melira (die von den Phyrexianern gefangen genommen wurde, und interessanterweise sowohl die Phyrese heilen kann, als auch gegen sie resistent ist, im Roman fällt ihr Name meiner Erinnerung nach ein einziges Mal, ansonsten wird sie von fast allen Charakteren unverständlicherweise "fleshling" genannt), er tut dies mit der Begründung, dass die Phyrexianer bei ihrer Invasion auf signifikanten Widerstand stoßen sollen. Später stellt sich heraus, dass er dies deshalb tut, um Glissa die Kontrolle über die Phyrexianer zu entreissen, um diese als seine eigene Privatarmee einsetzen zu können.

Die Gruppe findet Karn, Melira stellt jedoch fest, dass Karn nicht mehr geheilt werden kann, da sein Herz bereits zu sehr von der Phyrese infiziert und korrumpiert sei.

Venser, der weiß, dass er eh bald sterben muss, nimmt seine letzte magische Kraft zusammen und teleportiert sein eigenes Herz in Karn hinein, um das Herz des Silbergolems und Erschaffers Mirrodinszu ersetzen, und stirbt dann in einem kurzen Satz, man könnte auch sagen: Eines Planeswalkers unwürdig. Karn leistet einen Eid, den Schaden, den er unwissentlich auf den anderen Ebenen angerichtet haben könnte, indem er sie unwillentlich mit Phyrexia in Kontakt gebracht hat, wieder gutzumachen, jedoch nicht, bevor er die Phyrexianer von Mirrodin getilgt habe. So bricht er zur Oberfläche Mirrodins auf und der Roman endet.Leider bleibenmehr Fragen offen, als beantwortet werden

 

Mich plagten nach dem Lesen des Romans mehrere offene Fragen, die teils inhaltlich, und teils stilistisch sind:

 

Warum sind die Hauptcharaktere bis auf Elspeth von Banth eher flach und eindimensional?

Warum sind die Charaktere meistens unkommunikativ und erscheinen, als hätten sie eine bipolare Persönlichkeitsstörung?

Über welchen Zeitraum hinweg findet die Handlung statt? Warum spielt sich die Handlung im Inneren Mirrodins ab, weitab vom Schlachtfeld der phyrexianischen Invasion? Wie ging der Kampf zwischen Glissa und Tezzeret letztlich aus?

Wie kann ein menschliches Herz einen Silbergolem "antreiben", wenn das gesamte Ego und die Seele Karns in seinem Herzstein (Ja, genau DER Herzstein aus der Wetterlicht/Weatherlight-Erweiterung.)

steckt, und wie kann dieser von einer (organischen) Krankheit wie der Phyrese befallen werden?

Warum verehrt Glissa Karn im Roman und warum wird Ezzuri als schleimiger und machthungriger Kriegsfürst dargestellt, obwohl dies direkt den "Planewalker's Guide"-Artikeln auf der WotC-Homepage widerspricht? Wo sind die restlichen namhaften Phyrexianer, wo sind Elesh Norn, Urabrask, und die Prätoren? Warum ist für das Buch kein Editor gelistet, und warum stolpere ich gefühlt zu oft über grundlegende Orthographiefehler ("there" anstatt "they're" und ähnliche Klöpse) und teils sogar grammatikalische Fehler? Wie kann ein so grober Schnitzer durchs Korrektorat durchgehen, wie zum Beispiel vertauschte Charakternamen?

 

 

Fazit:

"Quest for Karn" ist ein für den Massenmarkt produzierter Magic-Roman, der anfangs (die ersten 40-50 Seiten) kurzweilig ist, und gut Informationen über die Phyrexianer und die grundlegende Situation Mirrodins vermittelt, der sich dann aber wie Kaugummi hinzieht und über mehr als 250 Seiten schleppend verläuft, bis es dann gen Ende geht und sich der "Klimax"(von einem echten Höhepunkt zu sprechen wäre vermessen, angesichts der Tatsache, dass es dort keinen zu lösenden Konflikt gibt, da Karn einfach gefunden und per "Deus ex Machina" gerettet wird) innerhalb der letzten zehn Seiten abspielt. Ironischerweise wird der Inhalt des Romans (zum Teil) in den Comics "Path of the Planeswalker" und "Path of the Planeswalker II" aufgegriffen, welcher in einer anderen Rezension näher unter die Lupe genommen wird.

Empfehlenswert ist der Roman eigentlich nicht, da er nichts enthält, was bereits in den "Planeswalker's Guide"-Artikeln steht.