Den Begriff "Illuminati" haben die meisten Menschen der westlichen Gesellschaften mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal irgendwo gehört. Genauso wie die meisten Menschen das Pyramidensymbol mit dem zentrierten Auge, welches das eindeutige Symbol der Illuminati ist, bereits irgendwo einmal gesehen haben. Aber was sind die Illuminati? Verschwörer und Mörder sagen diejenigen, die irgendwo irgendetwas über diesen geheimen Bund gehört haben. Historiker, wie auch moderne Wissenschaftler und Experten sind sich einig, dass die Illuminati eine verschwörerische Organisation ist, deren Ziel es ist, die Welt im Hintergrund zu beherrschen und die politischen Entwicklungen ihren Wünschen entsprechend zu beeinflussen. Einige glauben sogar, dass das bereits so ist und die Illuminati im Geheimen die heutige Welt regieren. Dabei geschieht die Kontrolle niemals direkt, sondern stets indirekt über die Kontrolle anderer Gruppen und Gruppierungen, die durch die Illuminati beeinflusst werden. So haben die Illuminati wahrscheinlich ein weltumspannendes Netz gesponnen, um überall, wo sie es wünschen, Einfluss in die Politik und die Marktwirtschaft zu nehmen. Dabei bleiben die Illuminati stets unerkannt in den Schatten.

 

Die Illuminati-Theorie bietet einen ordentlichen Hintergrund für ein gediegenes und tiefgehendes Rollenspiel in der Art von Akte X oder ähnlichen Verschwörungsgeschichten. Das erkannten auch Nigel D. Findley und Steve Jackson Games und produzierten bereits 1992 ein englisches Rollenspiel-Quellenbuch, welches sich mit dem Thema Illuminati beschäftigt, für das universelle Rollenspielsystem GURPS. Die Intention dieses Quellenbuches ist es, Rollenspielern die Möglichkeit zu geben, in einer fiktiven "realen" Welt Verschwörungen aufzudecken oder in diese tief verstrickt zu werden. Fiktiv real ist diese Welt deswegen, da sie mit unserer eigenen Welt, in der wir jeden Tag leben, absolut vergleichbar ist und die Dinge, die im Quellenbuch beschrieben werden, durchaus wahr sein könnten und glaubwürdig erscheinen. Aus diesem Grund ist das Buch auch nichts für jene Leute, die unter Paranoia und Verfolgungswahn leiden, auch wenn die Macher des Buches ausdrücklich erklären, dass das Quellenbuch reine Erfindung sei.

 

Das Buch selbst ist in acht recht ausführliche Kapitel unterteilt, die sich mit verschiedensten Themen beschäftigen, die für eine Kampagnenwelt notwendig sind. Die Einführung liefert ausführliche Informationen über die Illuminati und deren Machenschaften, die zu einem großen Teil auf echten Erkenntnissen beruhen. Z.B. wird hier über die Gründung eines Ordens am Ende des 18. Jahrhunderts berichtet, der sich die "Bayerischen Illuminati" nannte und schon damals schnell großen Einfluss auf die Gesellschaft erlangte. Auch werden Ereignisse beschrieben, die wahrscheinlich auf die Arbeit der Illuminati, auch wenn diese zu anderen Zeiten andere Namen hatten, zurückzuführen sind. Kapitel Eins liefert mögliche Charaktere für das Spielen eines solchen Verschwörungs-Rollenspiels. Außerdem sind hier Fertigkeiten, Berufe und Ausrüstungsgegenstände zu finden. Kapitel Zwei beschreibt die Illuminati-Kampagne in allen Details. So werden hier Machtstrukturen erläutert und berühmte Illuminati ebenso vorgestellt wie auch Abenteuerideen und Verschwörungstheorien vorgestellt. In Kapitel Drei werden verschiedenste Illuminati-Gruppen beschrieben, die ihre Finger überall mit drin haben, während Kapitel Vier von mysteriösen Ereignissen und fremdartigen Leuten berichtet. Wie die SC den Verschwörern begegnen und ihnen hinterher jagen, erklärt das fünfte Kapitel des Buches. Hierunter fallen Dinge wie seltsame Zufälle, kuriose Unfälle, Geheimsprachen, Klatschblätter usw. Aber das Aufspüren und Verfolgen solcher Verschwörungen ist nicht die einzige Möglichkeit, Illuminati zu spielen. Natürlich kann man auch als Mitglied des Geheimbundes in dieser "realen" Welt mitwirken. Wie das vonstatten geht, beschreibt das sechste Kapitel des Buches. Dabei wird von der Aufnahme in den Bund über die Gerätschaften und Symbole bis hin zu verschiedenen Missionen eigentlich alles detailliert erklärt. Das nächste Kapitel befasst sich mit den Geheimgesellschaften in der wirklichen Welt, was heißen will, dass hier über die kleineren, meist nicht-konspirativen Organisationen und geheimen Bünde, wie z.B. Studentenverbindungen, Tempelritter und Freimaurer, berichtet wird, die in unserer realen Welt zu finden sind. Das achte und letzte Kapitel gibt dem Spielleiter schließlich Hilfestellungen, wie er die in der Illuminati-Welt allgegenwärtige Paranoia-Stimmung sinnvoll und glaubwürdig ins Spiel einbringt. Dabei werden Themen wie Gehirnwäsche, Gedankenmanipulationen und programmierte Erinnerungen angesprochen. Abschließend gibt es noch eine gut sortierte Bibliographie der Verschwörungsliteratur.

 

Das Buch ist 128 Seiten stark und mit einem Softcover-Einband versehen worden, der unübersehbar von dem Symbol der Illuminati ? der Pyramide mit dem Auge ? geziert wird. Die Texte sind vernünftig übersetzt und im Einklang mit den zahlreichen Infokästen ordentlich angeordnet worden. Der Inhalt des Buches ist komplett in schwarzweiß gehalten, nur der Einband zeigt ein wenig Farbe. Illustrationen sind zahlreich vorhanden, und deren Qualität reicht von schlecht bis ordentlich. Grausam sind die einfach scheußlich gezeichneten Cartoons, die meist auch nicht viel Witz mit sich bringen, aber das mag an der Schwierigkeit liegen, englische Witze ins Deutsche zu übersetzen. Zum Spielen von Illuminati wird das GURPS-Basis-Set benötigt.

 

Fazit:

Das Illuminati-Buch ist durchaus ein gelungenes Stück Verschwörungskampagne geworden. Allein das Lesen der Hintergründe und die detailliert ausgearbeiteten Informationen machen das Buch selbst für Nicht-Fans solcher Settings interessant. Wer Akte X und die dortigen Verschwörungen schon immer gemocht hat, dem kann man das Illuminati-Buch nur wärmstens empfehlen, denn das Lesen des liebevoll zusammengestellten Werkes macht einfach nur Spaß. Die fiktive Welt ist derart lebendig ausgearbeitet, dass sie nicht umsonst als fiktive "reale" Welt bezeichnet wird, denn wirklich könnte es selbst in unserer wirklichen Welt so sein, wie es im Buch beschrieben steht. Für Spielleiter birgt dieses Buch eine Fülle an tiefgehenden Infos und detaillierten Beschreibungen, die ihm die Möglichkeit geben, seinen Spielern glaubwürdige Kampagnen anzubieten. Punktabzug gibt es für die meiste nicht so tollen Illustrationen, die teilweise einfach lächerlich wirken.

 

Anmerkung:

Der Autor des Illuminati-Buches, Nigel D. Findley, verstarb am 19. Februar 1995 im Alter von 35 Jahren zum Bedauern der gesamten Fantasy & Sci-Fi Szene an einem Herzanfall. Neben einer Vielzahl von Technik- und Wirtschaftsartikeln, veröffentlichte er fast für jedes gängige Rollenspielsystem Material. 1989 verließ er als Vize-Marketing-Geschäftsführer eine große Hightech Firma und wurde freiberuflicher Schriftsteller. Er schrieb zahlreiche rollenspielbezogene Romane, von denen ein Teil veröffentlicht wurde, aber auch viele bisher unveröffentlicht blieben. Zu seinen Werken gehörten mehrere Shadowrun und BattleTech-Romane sowie diverse AD&D Supplements (Van Richtens Guides, Tome of Magic u.a.). Eine vollständige Liste gibt es unter www.pen-paper.net. Außer diesem Buch über die Illuminati, hatte Nigel Findley nichts mit dem Geheimbund zu tun.