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Siebengestirn 2 - Angusalem
Bewertung:
(3.9)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 20.11.2011
Autor:André Houot (Autor und Zeichner)
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Science-Fiction
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-328-7
Inhalt:48 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Ein Siebtel des Planeten gilt als verseucht und niemand wagt es, einen Fuß in die berüchtigte Anteden-Wüste zu setzen, zumal die totalitäre Regierung den Zugang strengstens verboten hat. Doch Chronover – der Protagonist der Geschichte – blieb keine andere Wahl, als in diese Wüste zu flüchten, wo es eine ganze Reihe von bewohnten Orten und auch Menschen zu geben scheint, die sich mit den Gegebenheiten angefreundet haben.

 

Chronover hatte Glück bei seiner Flucht in die Wüste, da er sich einer ziemlich bunten Truppe anschließen konnte, die mit ihrer Karawane durch die öde Wüste zieht. Doch scheint es mit ihm eine besondere Bewandtnis zu haben, so dass seine Feinde ihm immer noch auf den Fersen sind. Diese haben Aaral und Jade, die Tochter des Karawanenführers, nach Angusalem verschleppt – einem halb verfallenen Ort in der Wüste, in dessen unterirdischen Tunnelsystem sich ein seltsames Krankenhaus befinden soll.

 

Der Leister dieses mysteriösen Krankenhauses, das sich angeblich mit der Behandlung der Krankheiten, die mit den Auswirkungen der kontaminierten Zone verbunden befasst, plant den Austausch der beiden Geiseln an die Karawane, die ihn dafür Chronover ausliefern soll. Doch Chronover wurde von seinen Freunden in dieses Angebot eingeweiht und gemeinsam will man mit einem Täuschungsmanöver die Geiseln befreien und so rasch wie möglich Angusalem verlassen. Allerdings verbirgt sich hinter der Fassade des Krankenhauses weitaus mehr, da es sich scheinbar intensiv mit dem Organhandel seiner zum Teil geistig gestörten Insassen beschäftigt und in Verbindung mit der nach wie vor mysteriösen Gruppierung Siebengestirn in Verbindung steht. Dank der Hilfe seiner Freunde kann Chronover ein geschicktes Doppelspiel treiben und der Austausch der Geiseln scheint zunächst wie geplant zu laufen – doch Chronover entpuppt sich wieder einmal mehr als Held, der auch den Kampf gegen die Cybion-Söldner von Siebengestirn nicht scheut.

 

Biographie der Autoren:

Geboren im Jahr 1947 kam André Houot, der ursprünglich Kunstwissenschaften studiert hat, recht spät als Zeichner und Szenarist in den Comicbereich und zeichnete im Jahr 1987 sein erstes Album für die Serie „Chroniques de la nuit des temps“ für den Verlag Fleurus. Für diese fast schon naturwissenschaftliche Reihe bemühte man eine ganze Reihe von Spezialisten aus den Bereichen Archäologie und Prähistorik, um die entsprechende Authentizität gewährleisten zu können. Die Serie wechselte allerdings zum Verlag Lombard, wo Houot als Zeichner drei weitere Bände konzipierte. Der fünfte Band „Ars engloutie“ erschien dann allerdings 1994 bei Glénat.

 

Für den Verlag Soleil erschien ab 1995 die zurzeit fünf Bände umfassende Reihe „Le Khan“, deren Szenario von Simon Rocca stammt und in der mongolischen Wüste des 13. Jahrhunderts angesiedelt ist. Für die bei Glenat erschienene Reihe „Septentryon“ von der zwischen 2001 bis 2004 insgesamt vier Bände erschienen zeigte er sich sowohl für die Zeichnungen als auch das Szenario verantwortlich. Mit dieser Reihe erschuf er ein von seltsamen Persönlichkeiten bevölkertes Universum, das mit skurrilen Charakteren, aber auch mit traumhaften schönen Mädchenkörpern aufwarten kann. Eine Reihe, an der nach seiner eigenen Aussage, immer noch sein Herz hängt. Gemeinsam mit dem Szenaristen Py zeichnete für den gleichen Verlag drei Bände der Reihe „Le Mal“.

 

Schreibstil & Artwork:

Erzählerisch bleibt Houot dem im ersten Band der Reihe präsentierten Stil treu. Es gibt für den Leser zwar weiterhin nicht sonderlich viel Aufschluss über die Hintergründe von Chronover oder die geheimnisvolle Organisation Siebengestirn, doch besitzt diese beharrliche Geheimnistuerei des Autors einen recht hohen Reiz und macht weiterhin neugierig auf den Fortgang der Geschichte. Allerdings ist es so natürlich auch manchmal recht schwierig die Beweggründe des Protagonisten Chronover einzuschätzen. Er scheint sich zwar als Held zu entwickeln, doch nachvollziehbar ist das für den Leser nicht unbedingt. Hier ist das Szenario des zweiten Bandes vielleicht ein wenig schwächer geworden, obwohl es dennoch mit einigen gelungenen Überraschungen aufwarten kann.

 

Bereits beim ersten Band habe ich die großartig komponierten Bilder von Houot mehr als nur gelobt, vermitteln sie doch eine schon lange nicht mehr gesehene Phantastik, wie der Leser sie aus vielleicht aus den Bänden von Moebius kennt. Wer ein Faible für außergewöhnliche Zeichnungen im Bereich SF hat, dürfte hier vollends auf seine Kosten kommen: seltsame Wesen, die künstlich gezüchtet worden sind, unterirdische Bahnanlagen, welche mit Fahrzeugen befahren werden und die eher dem Genres Steampunk zuzuordnen sind ober aber auch sonstige technische Einrichtungen, Maschinen und zahllose Spielereien. Man wird nicht müde sich immer wieder in dieser Phantastik umzuschauen und sich in die exotischen Schauplätze seiner Handlung zu vertiefen, die durch die absolut harmonische angelegte Kolorierung von Jocelyne Charrance. zusätzlichen Reiz gewinnt. Seine Figuren sind dabei eher dem Bereich des franko-belgischen Comics zuzuordnen und besitzen eine zeitlose Ausstrahlung, wie es ansonsten vielleicht nur die Protagonisten bei dem von mir hochgeschätzten Bourgeon können.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Dieser Band erscheint als großformatiges Hardcoveralbum in solider Verarbeitung und mit einwandfreiem und klarem Druckbild - in Sachen Qualität gibt es hier beim Splitter-Verlag nichts zu bemängeln. Es gibt immer wieder Bände, bei denen ich es nicht schlimm finde, falls es in Sachen Ausstattung keine Extras gibt. Bei diesem Band vermisse ich aber schmerzlich einen Blick auf die Skizzen und Entwürfe der phantastischen Orten und Wesen die Houot mit absoluter Leichtigkeit entwirft. Die Übersetzung von Tanja Krämling ist wie immer tadellos und angenehm zu lesen.

 

Fazit:

Ich kann an dieser Stelle einfach nur meine weiterhin vorherrschende Begeisterung über diese Reihe mitteilen, dessen extravagante Schauplätze, bizarre Figuren und eigenwillige Kreaturen mich weiterhin beeindrucken. Leider gibt es einige schwache Momente in dem Szenario, da sich Chronover als Protagonist zwar weiter entwickelt und der Leser etwas mehr über die mysteriöse Organisation Siebengestirn erfährt, die Figur aber doch etwas leer bleibt. Dennoch sind diese Schwächen durchaus akzeptabel, da sich Houot bemüht nicht nur den klassischen Abenteuerelementen Platz einzuräumen sondern auch intelligente arrangierte Dialoge einsetzt. Insofern auch die Gesamtbeurteilung, bei der zeichnerische Gestaltung etwaige Schwächen im Szenario auf jeden Fall vergessen lässt.

 

Wer seine Freude an ausgefallener SF hat, die mit eigenwilligen Ideen, sperrigen Ansichten und Anleihen bekannter Zeichner gespickt ist, der sollte sich diese Reihe auf jeden Fall anschaffen, da die Lust auf die noch ausstehenden Bände sicherlich sehr hoch sein wird.