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Elminster Ascending Trilogy
Bewertung:
(3.2)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 08.01.2012
Autor:Ed Greenwood
Typ:Roman
System:D&D
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5618-0#
Inhalt:757 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Ich beantworte lieber die schon im News-Text gestellte Frage direkt zu Beginn. Es war unglaublich mühselig den 750-Seiten Trümmer zu lesen, denn die Schrift ist fies klein – ich habe mal ein paar Schriftgrößen ausgedruckt und verglichen – es sollten 7,5 oder 8 Punkt sein. Ich konnte den Sammelband einfach nicht am Stück lesen, sondern habe immer mal wieder, um meine alten Augen zu schonen, ein paar Bücher mit „lesbarerer“ Schrift dazwischen geschoben. Nun bin ich aber stolz darauf, mich durchgekämpft zu haben, um euch an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen.

Wichtigster Eindruck: Habe ich schon die eklig kleine Schrift erwähnt?

 

Bevor wir uns ins Innere des Sammelbandes begeben, sei noch kurz das Cover erwähnt: Im Zentrum steht ein weißbärtiger Magier (El höchstselbst), der mit beiden Händen Feuer auf gehörnte Dämonen herabbeschwört – da fehlt zwar irgendwie der Charme der 90er Jahre, der für mich untrennbar mit Elminster verbunden ist, aber es zeigt doch spontan, dass wir es mit einem extrem mächtigen Magier zu tun haben. Kenner der Realms wissen, dass das nicht direkt von der Hand zu weisen ist.

 

Noch ein letztes Wort: Ed Greenwood ist der Erfinder der Forgotten Realms und hat diese mit Jeff Grubb ganz maßgeblich geprägt. Er kennt also „seine“ Welt von allen Romanautoren am besten, was ein großer Vorteil (präzise Schilderungen) und ein ebenso großer Nachteil (langatmige Passagen, hart an der Grenze zum Gelaber) ist. Liest man Interviews mit dem Macher oder sieht sich gar Bilder von ihm an, so erkennt man schnell: Greenwood IST Elminster – und diese „Mary Sue-Haftigkeit“ erkennt man an vielen Stellen in den Romanen. El ist ein Charakter, der dem Autor unglaublich wichtig ist und dem somit eigentlich nichts Schlimmes zustoßen kann, auch wenn die Situation noch so aussichtslos ist.

 

Zu den Romanen:

 

1. Elminster: The Making of a Mage

Elminster Aumar ist Prinz von Athalantar und gleich in der ersten Szene wird sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und seine Eltern von einem Drachen ermordet und sein ohnehin nicht sonderlich beeindruckendes Lehen und das kleine Dörfchen Heldon, dem sein Vater vorstand, von den Schergen der herrschenden Magier zerstört.

Der Rest der Geschichte wird auf etwas verworrene Art und Weise erzählt, aber Elminster macht eine Karriere als Straßenräuber, Abenteurer, Mitglied und Anführer einer Diebesgilde mit Umwegen über eine kurze Lehrzeit bei den Elfen und einer kurzen Zeit als Elmara. Zwischendurch lernt er Mystra, die Göttin der Magie kennen, reist mit ihr – natürlich ohne zu wissen, um wen es sich handelt – und wird vom Magiedilettanten zum feuerballschmeißenden Meistermagier, der sogar aufgrund seiner Unerfahrenheit und Kopflosigkeit ab und an stirbt, aber immer wieder zum Leben erweckt wird. All dies nimmt er auf sich, um sämtliche Magier im Lande umzubringen, die ihre Magie nicht nutzen, um der Bevölkerung zu helfen, sondern um sich selbst an der Macht zu halten.

Am Ende des ersten Bandes erreicht er sein Ziel und könnte selber den „Stag Throne“ besteigen, weist dies aber zu Gunsten seines Freundes Hastarl zurück.

 

Kurzfazit 1: Ein etwas unstrukturiertes Buch, das genau das nur sehr unpräzise tut, was es sich auf die Fahnen geschrieben hat. Man erfährt, wie Elminster zum Magier wird, man kennt seine Motivationen und seine Verbündeten, aber irgendwie geht dann doch alles zu schnell. (Ich meine mich zu erinnern, dass ich in einem Interview gelesen habe, dass Greenwood hier eine sehr strikte Deadline zu befolgen hatte.)

 

 

2. Elminster in Myth Drannor

Mystra schickt ihren Gefährten Elminster, der mittlerweile zu einem ihrer „Auserwählten“ geworden ist, zu den Elfen nach Myth Drannor, um der Stadt in einer Zeit der Not beizustehen. Sein Weg zur Stadt bis zu seiner Ankunft ist wirklich spannend und gut erzählt, aber danach verliert sich Greenwood in einem Wirbel aus unaussprechlichen Elfennamen, Elminsters Alleskönnertum, Rettungen in letzter Sekunde durch Mystra und einer Elfengemeinde, die fast schon an Intrigendichte und Hinterlist Menzoberranzan Konkurrenz machen könnte. Die Geschichte, die sich erst sehr langsam vor dem Leser entwickelt (fast so langsam, dass man sich fragt, ob Greenwood während des Schreibens erst selber herausfindet, wo alles hinlaufen soll) besteht darin, dass Cormanthor auch anderen Wesen als nur Elfen geöffnet werden soll, was natürlich auf Widerstand unter den Mächtigen stößt. In all diesen Unruhen steht Elminster auf der vermeintlich schwächeren Seite, kann aber mit Mystras Hilfe das Blatt wenden.

Positiv muss man bemerken, dass Elminster als Person langsam an Kontur gewinnt und deutlich stringenter erzählt wird.

 

Kurzfazit 2: Elfen sind fieser, als ich jemals dachte und irgendwie geht man nicht so recht mit, weil Mystra El sowieso aus jedem Problem rauspaukt.

 

 

3. The Temptation of Elminster

Irgendwie hat Greenwood immer noch nicht gelernt, wie man einen Roman schreibt. So kann man sich die Handlung gut als Ereignisse einer Rollenspielgruppe vorstellen, mit vielen kleinen Nebenhandlungen, die teils von der Gruppe erlebt, teils vom Spielleiter zusammengefasst werden. Als Roman funktioniert es ganz schlecht auf Greenwood'sche Art immer wieder Figuren auftauchen zu lassen, die nach 2-3 Seiten wieder verschwinden.

Grob umrissen durchwandert unser Held Faerun und lernt zunehmend, sich weniger auf seine Magie als auf seinen Intellekt zu verlassen (gerade dieser Teil ist mal eine willkommene Abwechslung von den permanenten hochmagischen Gefechten) und geht später bei einer eher zwielichtigen Magierin in die Lehre (fast hätte ich „Leere“ geschrieben), die versucht, ihn vom Pfad der Mystra abzubringen – hier handelt es sich wohl um die im Titel versprochene „Temptation“. Wie er sich entscheidet, sollte nicht allzu schwer zu erraten sein.

Realms-historisch ist hier noch interessant, dass Elminster an der Ausbildung dreier weiterer „Chosen“ (Laeral, Storm und Dove) von Mystra beteiligt ist.

 

Kurzfazit 3: Viel zu viele Nebenfiguren, die man am besten von Anfang an mitschreibt, aber wenigstens kommt Elminster jetzt zumeist ohne die Hilfe seiner Göttin aus.

 

 

Fazit:

Irgendwie haben die Elminster-Geschichten seit den Mitt- bis End-Neunzigern etwas von ihrem Reiz verloren und – anders als bei den alten Drizzt-Geschichten, die mir, auch wenn ich sie heute erneut lese, gut gefallen – irgendwie scheint der Weise aus dem Schattental im Lauf der Zeit etwas abzubauen. Ich habe diese Bände während meines Studiums in Köln verschlungen und habe die Reihe geliebt, mittlerweile aber kommen mir die Sprache (gerade im ersten Band) etwas zu hölzern, die Handlung etwas zu vorhersehbar und Elminsters Kräfte doch etwas zu mächtig vor. Vor allem hatte ich gar nicht mehr präsent, wie unfassbar oft Greenwood auf den „deus ex machina“ zurückgreift und Mystra Elminster die Haut retten lässt, wenn es wirklich brenzlig wird. Das führt so weit, dass man in knappen Kämpfen oft nur noch denkt: „Wie wird Mystra ihn wohl jetzt wieder retten?“

… und habe ich schon erwähnt, dass die Schrift in diesem Sammelband unfassbar klein ist?

 

Wer allerdings gute Augen hat und sein Wissen um die Forgotten Realms (und wenn nur aus historischem Interesse) erweitern will, dem sei dieser Band definitiv ans Herz gelegt, denn trotz zu Beginn der Reihe etwas holpriger Sprache gelingt es Ed Greenwood doch von allen Autoren noch am besten, „seine“ Forgotten Realms mit Leben zu erfüllen.