Links zur Rezension InhaltDyssery ist 17 Jahre alt und soll einen reichen Mann heiraten, der doppelt so alt ist. In einer Gesellschaft, in der das Gesetz den Männern erlaubt, Frauen bei Ungehorsam auszupeitschen, ist es kein Wunder, dass Dyssery gar keine Lust hat, einen Mann zu heiraten, den sie nicht kennt und schon gar nicht liebt. Nach ein paar unpassenden Worten ihres Zukünftigen bei der Hochzeit, flieht sie und lässt sich lieber von exotischen Zierfischen umbringen, anstatt ihr Leben langein Leben zu führen, das sie nicht will. Doch damit fängt der Schlamassel erst an. Das Schattenreich von Troy ist der Bereich, in den man sich nach seinem Tod erneut zurecht finden muss. Dyssery lernt schnell, dass sie sich über kurz oder lang für eine Existenz als Vampir, Geist, Zombie oder eine der vielen anderen nicht sehr erbaulich klingenden Existenzen zu entscheiden hat. Diese liegen natürlich auch alle miteinander im Streit, sodass das Leben im Schattenreich sicher nicht dem auf der eigentlichen Welt vorzuziehen ist. Hat Dyssery da einen kapitalen Fehler begangen?
Doch ihr frisch Angetrauter ist niemand, der so leicht aufgibt. Er begibt sich direkt in die Unterwelt - was gar nicht so leicht ist – und schreckt dabei vor nichts zurück, um seine Holde zurück zu bekommen. Er liebt Dyssery tatsächlich und ist sogar bereit mit Prinzipien zu brechen, um sie aus der Unterwelt zu befreien. Das Mädchen hat inzwischen einen mächtigen kleinen Freund gefunden, der sie durch die Schrecken der Schattenwelt von Troy geleitet und mit frivolen Sprüchen immer wieder dafür sorgt, dass der Leser Grund zum Lachen und Dyssery einen Grund mehr zum Schimpfen hat.
Auch das Ende des Bandes ist feinsinnig und zeigt, dass die Einteilung in Gut und Böse einmal mehr viel zu ungenau ist und den wahren Zügen der Menschen nicht mal im Ansatz gerecht werden kann. Dabei ist es ganz egal, ob wir Dyssery oder ihren Gatten Phoree betrachten.
Schreibstil & ArtworkDer Autor Christophe Arleston hat schon viele Bände von Troy und auch so manchen anderen Comic mit seinen Texten versehen. Die meisten seiner Werke zeichnen sich durch unterhaltsame Charaktere und interessante Geschichten aus. In diesem Band hat er sich zudem von Audrey Alwett helfen lassen, die bereits bei dem Comicband SinBad mit ihm zusammen gearbeitet hat. Im Gegensatz zu den anderen Bänden auf der Welt Troy, die ich bislang lesen durfte, haben die Autoren ein spürbar asiatisches Flair in die Geschichten eingearbeitet. Wir haben Anlehnungen an chinesische Drachen, japanische Samurai sowie die passende Architektur. Die Charaktere sind nicht sonderlich tiefgründig, aber überaus unterhaltsam und eine gehörige Portion Humor rundet sie jederzeit ab. So manches wird in dem Band auf die Schippe genommen, fast so, wie man es früher gern bei anderen Vertretern des Genre gelesen hat (vgl. Asterix). Die Zeichnungen sind oft eher blass in den Farben und folgen einem für meinen Geschmack recht simplen Stil. Aber die Zeichnerin Virginie Augustin (Alin der Gerber) bleibt sich im ganzen Band treu und versteht ihr Handwerk. An manchen Stellen setzt sie ansatzlos leuchtende Farbe effektiv zur Dramatisierung der Szenerie ein, was sehr effektvoll sein kann. Dennoch ist es sicherlich Geschmackssache. Qualitativ kann man aber nichts an ihrer Arbeit aussetzen. Wie auch die Übersetzerin Tanja Krämling ihre gewohnt tolle Arbeit abliefert und das Werk damit abrundet.
Qualität und AusstattungDruck, Einband und das Material muss man wie sonst auch lobend erwähnen. Auch dieser Splitter Comic kommt im übergroßen Hardcover daher und kann mit 62 Seiten Inhalt sowie 10 Seiten weiterem Skizzenmaterial zu dem Werk glänzen. Die Skizzen sind alle in Schwarz/Weiß und zeigen einmal mehr, dass Virginie Augustin ihr Handwerk versteht.
Fazit:Wenn man dem alten Standard folgt, dass Comics einen zum Lachen bringen sollen – das ist heute ja meist anders – dann trifft dieser Band ins Schwarze. Ob man nun Mickey Maus, Asterix, Tim und Struppi oder all die Werke von Franquin als Beispiel nimmt, es ging stets um humorvolle Unterhaltung mit zumeist lockeren Sprüchen. In genau diese Kerbe schlägt das Schattenreich von Troy. Die Zeichnungen und die Geschichte sind gutes Mittelmaß, aber der Wortwitz und so manche Ironie machen es zu einem guten Comic, nicht zuletzt wie viele der genannten klassischen Comics. Die Leichtigkeit, mit der Zeichner und Autor dieses Werk anbieten, machen auch zugleich seinen Reiz aus. Wer tiefsinnige Geschichten oder Charaktere sucht, wird hier nicht unbedingt finden, was er sucht. Wer lockere Unterhaltung mag und kleine freche Gestalten mit einem großen Hammer witzig finden kann, der sollte zugreifen. Leider ist es ein Einzelband. Aber das kann ja auch ein Vorteil sein. Ich finde den Band gut und gebe 3.9 Punkte.
|
||||||||||||||||||||||