Das Hörspiel-Genre ist beliebt wie eh und je und hat in den letzten Jahren durch zahlreiche hochqualitative und professionelle Produktionen einen riesigen Aufschwung erfahren. Dabei haben sowohl Neuauflagen von Klassikern aus den 80er Jahren, aber auch komplette Neuproduktionen für Furore gesorgt. All diese Hörspiele haben eine Sache gemeinsam, sie werden als herkömmliches linear erzähltes Hörspiel präsentiert.

Die App-Schmiede Audiogent geht gerade deswegen einen neuen Weg und involviert moderne Entertainmenttechnik - sprich die populären portablen Geräte von Apple - in ihre Publikationen und präsentieren ihre Hörspiele als interaktive Apps, bei denen der Zuhörer den Storyverlauf mit bestimmten Entscheidungen beeinflussen kann – ganz im Stile der alten Fantasy-Spielebücher. "Perry Rhodan Tamer" ist dabei die neueste, wenn auch nicht die erste App, dieser Art, die aus dem Hause Audiogent kommt.

 

Inhalt:

Das Jahr 1466 Neuer galaktische Zeitrechnung. Der terranische Geheimdienst entwickelt den TAMER, eine mentale Kontrolleinheit, mit der Agenten ferngesteuert werden können. Kadettin Kylie Kaelis, Teilnehmerin des TAMER-Testprogramms, ist mit ihrem Partner Serhal auf ihrem letzten Trainingseinsatz, als sie einen Notruf von dem havarierten Raumkreuzer Mercato bekommen. Unter der Führung des Unsterblichen Ronald Tekener gehen die beiden Agenten an Bord und machen eine unglaubliche Entdeckung: die Besatzung ist tot und seltsame, skelettartige Fremde greifen sie an. Kaelis und Serhal müssen um ihr Leben kämpfen, doch damit sind sie noch nicht außer Gefahr, denn sie sind in ein waschechtes, galaktisches Komplott geraten und das ist erst der Anfang...

 

Story & Artwork:

"Tamer" führt den Zuhörer gekonnt in die Geschichte ein und integriert diesen von Anfang an mit diversen Interaktionen. Zunächst muss der Tamer selbst eingeschaltet werden, dann gibt es die ersten Testversuche aus dem Labor und immer hat man als Zuhörer dabei das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Interaktivität des Hörspiels ist von Beginn an ein spürbarer Mehrwert, der viel zum Flair der Geschichte beiträgt. Die Story an sich ist dabei rasant und dramatisch spannend, kann zu fast jeder Zeit fesseln. Nur ein oder zwei wenige Sequenzen erscheinen ein wenig lang gezogen, beispielsweise die Überzeugungsarbeit bei Spider um dessen Raumstation betreten zu dürfen. Aber auf der anderen Seite sind dies auch gute Verschnaufpausen, denn ansonsten ist die Story actionreich und schnell, wobei die Tiefe der Erzählung dabei nicht zu kurz kommt.

Die Story ist im Perry Rhodan Universum angesiedelt, das mittlerweile gigantisch ist und Jahrtausende von Sci-Fi Geschichte abdeckt. Dennoch muss man sich nicht im PR-Universum auskennen, damit man dieses Hörspiel genießen kann. Zwar werden mitunter sogar prominente Elemente (wie Ronald Tekener) in die Story integriert, ja sind sogar gewichtig, aber man muss eben die großen Hintergründe und Zusammenhänge nicht kennen. Im Gegenteil, diese werden sogar Stück für Stück offenbart.

 

So spannend wie die Geschichte ist, so professionell ist die Produktionsqualität. Die Soundqualität ist absolut hervorragend, die Soundeffekte sind umwerfend, klingen ebenso knackig und kräftig, wie die passende musikalische Untermalung. Auch die Sprecher sind sehr gut gecasted und mit Nana Spier (deutsche Stimme von Buffy aka Sarah Michelle Gellar) ist die Protagonistin perfekt besetzt. Madame Spier liefert eine beeindruckende und vielseitige Vorstellung ab, zeigt sich hier mit Durchsetzungsvermögen und dort glaubwürdig emotional. Aber auch die restlichen Sprecher machen ihre Arbeit keineswegs schlechter und bringen spürbar Erfahrung mit, wie beispielsweise Michael-Che Koch der den Unsterblichen Tekener spricht, und in Sachen Perry Rhodan sowieso kein unbeschriebenes Blatt ist, hat er doch an einer ganzen Reihe an Hörbuch-Folgen des "Stardust"-Zyklus mitgewirkt. Gordon Piedesack, Karl Schulz und Hans-Werner Olm sind noch einige bekannte Namen des Business, die weitere Rollen sprechen - allesamt oder besser alle zusammen liefern eine erstklassige Arbeit ab und man spürt als Zuhörer deutlich, das sie Spaß an der Arbeit hatten, denn ihre Charaktere bekommen durch sie hörbare Tiefe.

 

Die Interaktivität ist wie bereits erwähnt ein ganz besonderer Faktor von "Tamer", der dieses Hörspiel von vielen anderen - durchaus ebenfalls hervorragenden - Hörspielen abhebt, vor allem deswegen, weil dieses Feature wirklich sinnvoll und nahtlos in die Erzählung eingebaut wurde. Immer wieder wird man als Zuhörer mit einer Auswahlmöglichkeit an verschiedenen Entscheidungen konfrontiert, die den weiteren Verlauf beeinflussen. Zumeist geht dies sogar recht nahtlos vonstatten, so dass keine Pausen entstehen, sofern man als Zuhörer zeitnah reagiert. Darüber hinaus kann man die Reaktionszeit aber auch in den Einstellungen der App seinen persönlichen Vorlieben anpassen oder die Interaktivität sogar gänzlich abschalten, in dem man den so genannten Autopilot anstellt, der dann automatisch durch die Story führt - ganz wie bei einem herkömmlichen Hörspiel. Den Autopilot kann man aber jederzeit mit einem Handgriff abschalten.

Nebenher wird das Hörspiel mit einer Handvoll sehr schicken Artworks untermalt, die auf dem Bildschirm des iPhones/iPads etc. im Wechsel zu sehen sind. Meistens zeigen sie gerade den Ort an, an dem sich die Protagonisten befinden oder aber Charaktere selbst. Die Illustrationen sind stilvoll und schick, aber unbewegt. Dennoch schön und quasi das Sahnehäubchen auf dem leckeren Dessert.

 

Die Laufzeit des Hörspiels variiert dabei logischerweise aufgrund der Interaktivität, bewegt sich zwischen 70 und 100 Minuten, also mehr als lang genug. Letztendlich führen die verschiedenen Entscheidungen immer zum gleichen Ende, welches einen tollen Cliffhanger präsentiert - ja, das Hörspiel ist nicht abgeschlossen und geht hoffentlich bald weiter. Offenbar kann man auch nicht sterben, aber naja, der Weg ist eben das Ziel und so gibt es keinen Frustfaktor, was auch etwas Gutes hat. Übrigens entgehen einem selbst wenn man den Autopiloten benutzt nicht zwangsläufig alle Elemente, denn auch dieser entscheidet bei jedem Durchlauf neu, welche Entscheidungen verfolgt werden.

 

 

 

Fazit:

"Perry Rhodan Tamer - Paket 47" ist mal wirklich ein etwas anderes Hörspiel, das hervorragende und professionelle Produktionsqualität, sowie eine spannende und rasante Story mit dem Interaktions-Feature kombiniert. Der Zuhörer kann als Entscheidungsträger fungieren und damit den Verlauf der Geschichte beeinflussen, was den Wiederhörwert deutlich erhöht. Darüber hinaus gibt es auch eine Automatikfunktion - passenderweise Autopilot genannt - die auf klassische Art durchs Hörspiel führt, aber auch bei jedem neuen Durchgang selbstständig anders vorgeht.

Das Sci-Fi Audioerlebnis wird dabei mit schicken Artworks untermalt und spielt, wie der Name vermuten lässt, im Perry Rhodan Universum. Vorkenntnisse dahingehend sind aber nicht erforderlich, jeder Neuling versteht die Story komplett ohne Hintergrundwissen. Ein absoluter Hörspiel-Knaller, den sich jeder iPhone/iPad Besitzer und Hörspiel-Fan näher ansehen sollte.

 

Damit kommen wir auch zum einzigen wirkliche "Manko" (je nachdem wie man es betrachtet, mich stört es nicht): "Tamer" gibt es derzeit nur als iTunes-App gibt (ob es jemals auch eine Android-Version geben wird, ist fraglich.). Der Preis liegt bei 7,99 EUR, was für ein Hörspiel ein normaler und fairer Kurs ist, vor allem wenn man den Mehrwert durch Interaktivität und die Laufzeit hier bedenkt. Netterweise gibt es auch eine Demoversion zum Reinschnuppern.

Jetzt heißt es warten bis die nächste Folge erscheint...

 

 

Info des Redakteurs:

Wem diese App gefällt, sollte sich nach weiteren früheren Produktionen von Audiogent bei iTunes umschauen. Einige ebenso gute Hörspiele findet man direkt über Audiogent, wie „Raumzeit Folge 1: Der verbotene Sektor“. Ein weiteres sehr interessantes interaktive Hörspiel, das ebenfalls von Audiogent entwickelt wurde ist „Die Drei ??? – House of Horrors“, welches aber nicht von Audiogent direkt, sondern von Sony bei iTunes publiziert wird. Während „Raumzeit“ ebenfalls wirklich gut ist und auch einen fairen Preis hat, kann ich zu „House of Horrors“ allerdings nichts Näheres sagen.