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Als Icherios Ceihn das Tagebuch seines ermordeten Freundes Vallentin in die Hände fällt, ist er entsetzt. Dort steht nämlich, dass Vallentin für den Ordo Occulto, eine geheime Abteilung des Rosenkreuzer-Ordens, gearbeitet hat. Außerdem finden sich Eintragungen, die darauf hinweisen, dass in den Reihen des Ordens seltsame Dinge vor sich gehen. Ausgerechnet jetzt wird er von der Kanzlei zur Inspektion unnatürlicher Begebenheiten zum Medizinstudium nach Heidelberg geschickt und der dortigen Außenstelle des Ordo Occulto unterstellt. Mit Schrecken stellt er fest, dass ein neuer Vorgesetzter, Auberlin, Erwähnung in Vallentins Tagebuch findet. Hat auch er etwa Schuld am Tod des Freundes? Icherios muss unbedingt mehr daraus herausfinden. Nur wem kann er vertrauen?

 

Mit "Der Krähenturm" hat Kerstin Pflieger ihren zweiten Roman um den jungen Gelehrten Icherios Ceihn veröffentlicht. In dem ersten Band „Die Alchemie der Unsterblichkeit“ konnte der Leser miterleben, wie die Hauptfigur von einem Vampir gebissen wurde und zu einem Strigoi wurde. Dabei handelt es sich um eine Sonderform des Vampirs, in denen sich Menschen verwandeln, die von einem Vampir gebissen wurden, aber selbst nicht zu ein Vampir verwandelt sind . Sie verfügen über keinen Verstand, hohen Durst und sind sehr gefährlich. Dieses Schicksal nagt an der Hauptfigur, und die nahende Andreasnacht sorgt für ein weiteres ungutes Gefühl. Icherios weiß noch nicht, was ihn in dieser Nacht erwartet und in Wasser sich verwandeln wird.

 

Doch zunächst gilt es, sich in der neuen Heimat Heidelberg einzuleben. In der dortigen Niederlassung des Ordo Occulto ist die Situation wesentlich komfortabler als im heimatlichen Karlsruhe. Die Stadt scheint von der Hungersnot verschont worden zu sein, und so fehlt den Bewohnern recht wenig. Neben Icherios leben noch drei weitere Wesen in der Einrichtung. Erst nach und nach erfährt Icherios die wahre Geschichten und Fähigkeiten der Bewohner. Franz, der sich vielfach in der Küche auffällt und um das leibliche Wohl der Bewohner kümmert, ist eine Verräter. Hinzu kommt Gismara, die eine Hexe ist. Geleitet wird das Magistratum von Auberlin, der im ganzen Roman recht undurchsichtig erscheint.

 

Neben der Suche nach einem Heilmittel von seiner Krankheit beschäftigt Icherios auch der Fund eines Tagebuches seines alten Freundes. Neben diesen beiden Handlungsträngen hat die Autoren noch weitere hinzugefügt. Mit Silas wird gleich zu Beginn ein Hexenjäger eingeführt, der auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders ist, der in der Stadt als Geistlicher tätig war. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Carissima von Sohon, die der Leser bereits aus dem ersten Band kennt, und die mit der Hauptfigur befreundet ist.

 

So baut die Autorin in ihrem zweiten Band die Geschichte geschickt auf und sorgt mit ihren vielen interessanten Charakteren dafür, dass es nicht langweilig wird. Die Zahl der übernatürlichen Wesen nimmt dabei dramatisch zu. Doch die sind faszinierend beschrieben und haben alle ihre eigene Geschichte und ihren Hintergrund. So ergibt sich für den Leser recht bald eine interessante Charakterstudie von den unterschiedlichen Wesen. Faszinierend fand ich, dass man ihn bisher in solcher Art noch nicht kannte, den Glasfürsten. Diese Figur hat großes Potenzial, und das gilt auch, noch seine ganze Geschichte zu erzählen, leider sterben am Ende zwei der interessanten Figuren, was man als Leser nicht erwarten konnte

 

Die Handlung an sich ist spannend geschrieben und temporeich. Man folgt dem jungen Gelehrten auf seiner Suche und versucht mit ihm die Wahrheit zu ergründen. Dabei trifft er immer wieder auf noch größere Gegner, aber auch auf Freunde, die mächtig sind und ihn unterstützen. Schließlich gelingt es ihm und seinen Freunden, ein großes Unheil von Heidelberg und dem Rest des Landes abzuwenden. Der eigentliche Hintergrund ist für den Leser erst spät ersichtlich und daher umso überraschender. Am Ende ist Icherios bei seinen Forschungen keinen Schritt weitergekommen und hat das Geheimnis der Verwandlung in einen Vampir bzw. Strigoi nicht lüften können. Auch die Versuche mit seiner zahmen Ratte, die seit dem letzten Abenteuer auch über eine besondere Fähigkeit verfügt, führen zu keinem Fortschritt. Aber er kann das Geheimnis des Todes seines Freundes lüften.

 

 

Fazit:

Mit den Krähenturm ist der Autorin auch das zweite Buch sehr gut gelungen, und als Leser hat man Gefallen an der Hauptfigur gefunden. Auch das Setting gefällt und sorgt für den Wunsch, noch weitere Abenteuer zu erleben.