Links zur Rezension Inhalt:Die „Töchter der Lilith“ sind ein von Frauen gegründeter Bund, dessen Ziel darin besteht die dominierende Vorherrschaft der Männer geschickt zu unterwandern und den Einfluss der Frauen auf die Geschicke der Mächtigen durch Manipulation, Intrigen und natürlich durch den gezielten Einsatz von Sexualität zu steigern bzw. sogar zu übernehmen.
Die junge Frau Alexandra Lisowska wird von Sklavenhändlern aus ihrem kleinen Dorf in der Nähe der russischen Grenze entführt und auf dem Sklavenmarkt von Kaffa gemeinsam mit der Nubierin Setkem an den osmanischen Großwesir Ibrahim Pascha verkauft. Doch Alexandra – welche den Namen Roxelane – erhält, mag sich nicht so einfach in ihr Schicksal fügen und zeigt sich widerspenstig und rebellisch. Doch Ibrahim Pascha gelingt es auf dem Weg zurück nach Istanbul den Willen der jungen Frau zu brechen und sie sich gefügig zu machen. Roxelane ahnt allerdings noch nicht, das die zunächst verschmähte Setkem zum Orden der „Töchter der Lilith“ gehört, deren Plan vorsieht, Setkem in den Einflussbereich des Sultan Süleymann zu bringen. Und so wächst aus der anfänglichen Rivalität der beiden Frauen, die jede auf ihre Weise um Einfluss buhlt, eine Änderung des filigran inszenierten Planes, um die Geschicke der osmanischen Politik zu steuern.
Schreibstil & Artwork:Der Franzose Thomas Mosdi wurde in der Nähe von Lille geboren und ist nicht nur Musiker und Autor diverser Rollenspielpublikationen, sondern entdeckte für sich im Bereich Comics ein vollkommen neues und kreatives Betätigungsfeld. Gemeinsam mit Guillaume Sorel veröffentlichte er 1991 seinen ersten Comic „L'Ile des Morts“ (Die Totensinsel) Mit der Reihe „Xoco“, die gemeinsam mit Olivier Ledroit entstand, festigte er seinen Ruf als Kenner und Erzähler historischer Geschichten. Offen für alles zeigt sich Mosdi aber auch den neuen Medien nicht abgeneigt und so entstanden auch Arbeiten für PC-Spiele der Firma „Infogrames“. Seine Reihen „Korrigans“, „Trugbilder“ oder „Die Mär der Ringe“ erschienen auf deutsch unter anderem schon beim Splitter Verlag (Alt), Kult und Epsilon.
Tobte sich Autor Mosdi im ersten Band der Reihe noch vor dem historischen Hintergrund der französischen Revolution und deren Rädelsführern aus, so nimmt er sich im zweiten Band einem gänzlichen anderen Schauplatz an: Das orientalische Ambiente von Istanbul im Jahre 1520. Mit seinen beiden Damen, die gegensätzlicher in ihren Charakteren nicht sein könnten, bleibt Mosdi weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Während er die Herkunft von Alexandra und ihre Entführung noch eingehend beschreibt, so erklärt sich dem Leser kaum, woher der plötzliche Sinneswandel dieser „bekehrten“ Frau stammt. Gleiches gilt für Sekmet, die erst als Gegenspielerin bzw. Rivalin aufgebaut wird, um sich dann irgendwo im Laufe der weiteren Geschichte zu verlieren. Und die eigentlichen Beweggründe für Alexandra bzw. Roxelane? Die bleiben weitestgehend im Dunkeln, auch wenn deren Geschichte weitestgehend auf historischen Fakten beruht.
Der italienische Zeichner Adriano de Vincentiis wurde 1971 in Teramo geboren. Nach seinem Kunststudium veröffentlichte er 1993 seine ersten Comic „Koshka“. Dieser sorgte für einiges Aufsehen und wurde in mehreren Ländern veröffentlicht. Mit dieser Veröffentlichung schaffte er sogar den Sprung über den Atlantik und wurde im amerikanischen Magazin „Heavy Metal“ veröffentlicht. Ab 1995 begann er für die Filmindustrie zu arbeiten. So arbeitete er als Storyboard-Artist für „Dreamworks“ in Los Angeles oder aber auch ab 1997 für „Tsui Hark“ einem Produzenten von Animationsfilmen in Hong Kong. Recht schnell fand er allerdings wieder in sein eigentliches Metier zurück: Comics! Mit der Reihe „Sophia“, die gemeinsam mit Massiomo Visavi für den französischen Verlag „Paquet“ entstand meldete er sich in Europa wieder zurück.
Es ist schon eine recht interessante Sache, wenn ein Autor in sich geschlossene Geschichten erzählt, die alle zu einem Metaplot gehören und alle Bände jeweils von einem anderen Zeichner zu Papier gebracht werden. Zeigte sich im ersten Band der Reihe Laurent Paturaud als Zeichner verantwortlich, so nimmt de Vincentiis den Fokus auf und präsentiert in klassischem Panelaufbau wunderbare zeitgenössische Bilder mit einigen sehr gelungenen Einstellungen. Dabei dürfen auch hier schöne Frauen nicht fehlen, die allerdings nicht nur durch ihr Aussehen den Leser in den Bann ziehen. Was auf den ersten Blick – auch von der Kolorierung – absolut gelungen wirkt, scheint mir ein wenig zu perfekt in Szene gesetzt. Hier dürfte sicherlich ein gutes Stück Nachbearbeitung am Computer mit im Spiel gewesen sein. Sollte ich mich irren, so ziehe ich auf jeden Fall meinen Hut vor de Vincentiis, dessen Zeichnungen mir allerdings durch ihren Perfektionismus zu unterkühlt wirken.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:In Sachen Qualität liefert der Splitter Verlag seinem Leser wiederum einen solide verarbeiteten Hardcoverband, der nicht zuletzt auch durch seine gute Druckqualität überzeugen kann. Die Ausstattung des Bandes kann als kleines Extra mit einem mehrseitigen Blick in den Skizzenblock von Adriano de Vincentiis glänzen und beweist mehr als deutlich seine hohe technische Perfektion, die er bereits bei seinen Entwürfen an den Tag legt. Die gelungene Übersetzung aus dem Französischen stammt von Tanja Krämling und lässt sich überaus angenehm lesen.
Fazit:Dem Leser wird auch im zweiten Band der Reihe ein alternativer historischer Hintergrund geboten, der auf belegbaren Fakten beruht und mit schönen Bildern in Szene gesetzt wird. Allerdings bleibt eine wichtige Frage immer noch unbeantwortet: Aus welchem Grund schicken sich die Töchter Liliths an, insgeheim die weltliche Macht in weibliche Hände zu legen? Ich möchte an dieser Stelle nicht in chauvinistische Maulerei verfallen, aber welcher eigentlicher Metaplot sich hinter den dauerhaften Intrigen der Damen bzw. der Herren verbirgt, mag sich mir schlicht und ergreifend nicht zur Gänze erschließen.
So bleibt das Szenario in diesem Band insgesamt recht lesenswert und ist geschmückt mit etlichen gut in Szene gesetzten Bildern (wobei ich nicht nur die immer wieder dominanten weiblichen Vorzüge der Protagonistinnen meine). Dies reicht allerdings nicht aus, um über die vorhandenen Schwächen der Geschichte hinweg zu täuschen. Vielleicht gibt es in einem der noch ausstehenden Bände ein wenig mehr an Hintergrund.
Zumindest steht fest, das wohl jeder Band dieser Reihe eine in sich abgeschlossene Geschichte bietet, die sich historische Fakten annimmt und diese geschickt für einige erotische, heimtückische und zum Teil tödliche Entwicklungen nutzt, wobei die Darstellung von Sex und Gewalt sich auf einem höchst akzeptablen Niveau hält. Bei aller Kritik bin ich dennoch auf die nächsten Bände der Reihe gespannt, da ich irgendwie noch auf den Funken hoffe, der für mich bei dieser Reihe noch nicht so ganz gezündet hat.
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