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Zombies 2 - Die Kürze des Lebens
Bewertung:
(3.8)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 10.04.2012
Autor:Olivier Peru (Szenario) und Sophian Cholet (Zeichnungen)
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Science Fiction
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-312-6
Inhalt:48 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Nach den unerwarteten Kämpfen, welche die Flüchtlinge auf Vashon Island überraschte, ist es Zeit für die Flüchtlinge die Insel von den verbliebenen Zombies zu säubern und die kleine Stadt auf der Insel für sich einzunehmen. Im Laufe der Kämpfe wurde Josh, der „Ziehsohn“ von Sam Coleman, den er auf den Straßen von Seattle aufgelesen hat, schwer verletzt, da sein Lungenflügel von einer Kugel durchbohrt wurde. Zwar kann man ihn medizinisch versorgen, aber die Medikamente der Flüchtlinge sind knapp und neigen sich dem Ende zu.

 

Serge Lapointe, der ehemalige Schauspieler und jetzige Anführer der Flüchtlinge hat Sam trotz der Vorkommnisse in die Gruppe der Flüchtlinge aufgenommen. Um Josh zu retten erklärt sich Sam bereit an einer Expedition teilzunehmen, um in den Krankenhäusern von Seattle nach Medikamenten zu suchen. Mit einem Helikopter machen sich Sam und zwei Begleiter auf den Weg zum Festland, wo ihre Suche ziemlich erfolglos ist, da sämtliche Krankenhäuser bereits vor etlicher Zeit geplündert wurden. Bei ihrer Suche stoßen sie auf ein verlassenes Militärlager, in dem Sam eine schreckliche Entdeckung macht. Er findet ein Foto seiner Tochter, die scheinbar vom Militär bei der verzweifelten Suche nach einem Impfstoff für Experimente missbraucht wurde.

 

Dank der Informationen aus dem verlassenen Lager erfährt Sam das Schicksal der Militärs, die es bei ihrer Flucht vor den Zombiehorden nach Portland verschlagen haben muss, wo sie sich auf einen gesicherten Flughafen zurückziehen sollten. Ein weiterer Flug führt ihn und seine Begleiter nach Portland, wo sich wirklich Militärs aufhalten, die aber ähnlich wie die Flüchtlinge auf Vashon Island auf verlorenem Posten stehen. Aber es gibt auch Grund für Sam sich zu freuen – kann er doch endlich seine Tochter wieder in seinen Armen halten.

 

Aber etwas weitaus schlimmeres scheint sich abzuzeichnen, da eine gigantische Horde von hunderttausenden von Zombies auf dem Weg in Richtung der Basis ist. Es bleibt nur wenig Zeit sich vor dieser ausgehungerten Horde zu retten, zumal die Munition knapp und der Weg auf die rettende Insel Vashon Island weit ist.

 

Schreibstil & Artwork:

Das französische Multitalent Olivier Peru wurde am 11.10.1977 in Montpellier geboren. 2001 startete er seine Karriere als Szenarist, Zeichner und Kolorist in einem der führenden Comicverlage von Frankreich: Semic, der vornehmlich auf DC und Marvel Comics spezialisiert ist. Er arbeitete zeitgleich aber auch für Magazine wie Rodéo, Zembla, Mustang und schaffte es nebenbei auch für den Verlag Soleil zu arbeiten, für den er bis 2002 an fünf verschiedenen Comicbänden mitwirkte.

Gemeinsam mit seinem Bruder Stéphane Peru begann er 2003 mit der Serie „Shaman“ (Soleil) und mit dem Szenaristen Cano 2004 mit „Zak Blackhole“ (Soleil).2006 wirkte er als Zeichner bei der erfolgreichen Serie „Kookaburra Universe“ mit. Nach dem Tod seines Bruders im Februar 2007 stoppten zunächst die Arbeiten an der eigenen Reihe „Guerres Paralelles“, der bei Soleil erschien und dessen Fortsetzung zurzeit noch offen ist. Nebenbei betätigt sich Olivier Peru allerdings nicht nur im Comicbereich, sondern illustriert auch Romane und Rollenspiele, zudem arbeitet er als Drehbuchautor, Storyboarder für Kino- und Fernsehproduktionen und als Autor von Romanen.

 

Das überaus intelligent arrangierte Endzeitszenario von Olivier Peru geht in die zweite Runde und wiederum beweist Peru sein Geschick für ein einfaches, aber effektvolles Szenario. Inmitten der unwirtlichen Umgebung, die von Zombies, Plünderern und dem Verfall von Städten, Infrastruktur und öffentlicher Ordnung geprägt ist, wird es schwierig einen glaubwürdigen Protagonisten aufzubauen, der sich behaupten kann. Mit der Figur des Sam bringt Peru Menschlichkeit in diese grausige Zukunftsvision, die sich darin äußert, trotz aller Widrigkeiten nicht aufzugeben. Ähnlich auch sein großer Gegenpart Serge Lapointe, der Sam trotz des Mordes an einem Flüchtling verzeiht und ihn endgültig in die Gruppe aufnimmt. Interessant bleibt Sam als Charakter ohnehin, da er ein dunkles Geheimnis in sich trägt, von dem niemand etwas wissen darf. Insofern sorgt Peru weiterhin, trotz einiger Verschnaufpausen für den Leser, dass dieses Szenario seine Spannung behält, mit einigen garstigen Seitenhieben gegen die amerikanische Gesellschaft auftrumpfen kann und auch weiterhin einige filmische Vorbilder recht hübsch kopiert.

 

Der Newcomer Sophian Cholet wurde 1983 in Courcouronnes geboren. Bereits in jungen Jahren zeichnete er Szenen der SF-Fernsehserie „V – Die Außerirdischen“ nach, entdeckte die Abenteuer von „Tim und Struppi“ für sich, aber auch die von „Dragon Ball“. Mit zehn Jahren las er die Romane von Stephen King, aber auch Comics wie „Akira“ oder „Spawn“. Ebenso begann zu dieser Zeit seine schier unstillbare Leidenschaft für die Welt der phantastischen Filme.

 

Nach seinem Schulabschluss begann er sein Studium als Zeichner im Animationsbereich im „Studio M“ in Montpellier, wo er in den Kursen Thomas Debitus, einen langjährigen Disneymitarbeiter im Spielfilmbereich, kennen lernte. Danach, im Projekt „L´Atelier“ vertiefte er zwei Jahre lang seine Kenntnisse im Bereich Animation, Comic und Illustration.

 

Cholet arbeitete nach seiner „Ausbildung“ im Kurzfilmbereich, realisierte Illustrationen für Magazine, hielt Kurse für Hobby-Zeichner und schaffte es schließlich mit strenger Selbstdisziplin und etwas Glück in den Bereich der professionellen Zeichner. So legte er bereits während seines Studiums sein erstes Projekt beim Festival d’Angoulême vor, wo er auf Jean-Luc Istin, den Direktor des Verlages Soleil traf, der ihn mit dem Szenaristen Olivier Péru zusammenbrachte.

 

Als Zeichner dürfte sich Sophian Cholet mit diesem Debüt sicherlich einen mehr als guten Ruf erarbeiten. Auch wenn er überwiegend mit einer klassischen Panelaufteilung arbeitet, so versteht er es dennoch diese immer wieder den Dialogen und dem Handlungsrahmen passend aufzuteilen und so den Lesefluss hervorragend zu unterstützen. Dabei schafft er es fast durchgehend immer wieder die passende Perspektive zu finden, so dass fast schon ein nahezu filmreifes Storyboard entsteht. Unterstützt wird diese Wirkung zudem durch die Farbgebung, die sich zumeist in gedeckten Grün-, Grau- und Beigetönen austobt, die den Eindruck eines Endzeitszenarios wirkungsvoll unterstützen.

 

Die Figuren sind durchweg realistisch gehalten und besitzen eine sehr gute Körpersprache, die zudem nicht aufdringlich wirkt. Auch die Zombies können in ihrem Erscheinungsbild auf jeden Fall mithalten, bringt Cholet doch immer wieder riesige Mengen untoter Menschenmassen in Bewegung, die trotz der Zahl der Akteure immer wieder durch etliche Details begeistern können und es fast schon „Spaß“ macht, lustige oder versteckte Details zu entdecken.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

In Sachen Qualität kann der Splitter Verlag mit seinem Hardcoverband auf jeden Fall überzeugen und so gibt es an dieser weiterhin eine vorbildliche Verarbeitung (die in Deutschland produziert wurde) und ihrem Käufer ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Das Druckbild ist angenehm, die Farben überzeugen und die Umschlaggestaltung kann ebenfalls durch ein passendes und ansprechendes Layout bestechen. Auf Extras wurde bei der Ausstattung allerdings verzichtet, was bei diesem Band allerdings durchaus zu verzeihen ist. Die tadellose Übersetzung von Tanja Krämling ist wie immer angenehm zu lesen.

 

Fazit:

Zu Beginn der Reihe war ich skeptisch und musste natürlich – wie wahrscheinlich viele andere Leser - direkt an die Reihe „The Walking Dead“ von Robert Kirkman denken, als ich „Zombies“ in der Hand hielt. Doch bereits nach wenigen Seiten des ersten Bandes wurde mir deutlich, welche Richtung Peru und Cholet einschlagen wollten. Hier steht nicht sinnloses „splattern“ auf der Tagesordnung, sondern mit leisem Unterton geht es um den schmerzlichen Verlust der Menschlichkeit in grausamen Zeiten und die Möglichkeit sich diese zu bewahren.

 

Dieser zweite Band bietet dem Leser eigentlich alles, was man von einem guten und modernen Endzeit-Szenario erwartet: Einen nachvollziehbaren und glaubhaften „Anti“-Helden, etliche beeindruckende Bilder und einen überaus geschickt in Szene gesetzten Spannungsbogen, der bis zur letzten Seite vorhält. Auch wenn es hier und da einige Schwächen gibt (die sich manchmal in holprigen Rückblicken und Sprüngen im Szenario äußern) und manche Dialoge vielleicht etwas aufgesetzt wirken, so hat man es hier mit einer Reihe zu tun, die sich mit ihren Zombies wohltuend aus der Welle von Veröffentlichungen hervorhebt, die Kirkman ausgelöst hat. Hier möchte man auf jeden Fall wissen, ob es ein Happy-End gibt!