Einführung: Mit den Einsamer Wolf Fantasy Spielbüchern aus den 80er Jahren haben sicherlich viele Rollenspieler erstmals Kontakt mit diesem Genre gehabt. Die auf 24 Bände ausgelegte Abenteuer-Serie von Joe Dever, entwickelte sich aus den Hintergründen einer für seine (A)D&D-Kampagne selber erschaffenen Welt. Diese trägt den Namen Magnamund. Die Serie des britischen Autors erfreute sich direkt mit der Veröffentlichung des ersten Bandes „Flight From The Dark“ großer Beliebtheit und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Die Serie blieb jedoch (sowohl im Original als auch auf Deutsch) unvollendet. Auf Deutsch wurden, wohl aufgrund einer Übernahme des Goldmann Verlags durch einen anderen Verlag und daraufhin folgender Änderungen der Verlagsausrichtung, nicht einmal alle vorliegenden Originalbände übersetzt und veröffentlicht.
Doch damit nicht genug: Mit dem neu erschienenen „Einsamer Wolf Mehrspielerbuch“ ((EW-)MSB)kann man nun die vorgefertigten Bahnen der Solo-Abenteuer hinter sich lassen und – basierend auf dem einfachen System der Spielebücher – gemeinsam mit Freunden eigene Rollenspielabenteuer in Magnamund erleben.
Der dritte Band der Reihe mit dem Titel „Einsamer Wolf Mehrspielerbuch – Die Helden von Magnamund“ bietet eine erste Erweiterung im Hinblick auf spielbare Figuren an.
War es bisher nur möglich, Kai-Lords zu spielen, treten mit dem neuen Band eine Fülle neuer Charaktere auf die Bildfläche. Insgesamt 12 neue Heldentypen gibt es, dazu einige notwendige Regelerweiterungen (grade im Hinblick auf Magie) und ein paar neue besondere Gegenstände und Zubehör.
Das Buch, sein Cover und die Illustrationen: Das MSB 3 ist wieder ziemlich dünn, aber doch dicker als sein Vorgängerband. Es umfasst 193 Seiten zuzüglich Zufallszahlen- und Kampfbegegnungstabellen. Das Format entspricht dem der Spielebücher und dem MSB. Auch was die Verarbeitung angeht. Die Bindung, das Papier, das Druckbild und so weiter sind alle zufriedenstellend. Das Cover ist wieder gelungen und zeigt einen Teil der möglichen Helden, die mit diesem MSB erstellt werden können und einen Kai-Lord. Auf der Rückseite findet sich das von den Spielebüchern bekannte Layout mit dem Heft des Sommerswerds. Auf dem Buchrücken prangt jetzt eine große „3“. Die deutsche Ausgabe besticht durch eine vollfarbige doppelseitige Karte der freien Königreiche des nördlichen Magnamunds. Wieder dabei ist auch in diesem Buch die Besitzer-Urkunde ganz vorne. 14,95 € scheint der Standardpreis für Bücher aus der Mehrspielerbuch-Reihe zu sein. Dies finde ich angesichts des geringen Umfangs etwas zu hoch. Er ist aber sicherlich auch der vermeintlich geringeren Auflage der Reihe geschuldet.
Die Spielidee: Die Idee hinter dem Mehrspielerbuch ist es, einer Gruppe von Spieler gleichzeitiges Spiel in der Welt des Einsamen Wolfes zu ermöglichen und das ohne ein sperriges Regelwerk. Man entschied sich also auf Seiten von Mongoose Publishing, dem Originalverleger des Multiplayer-Gamebooks, dazu, die Spielregeln der Solobücher beinahe 1:1 zu übernehmen und nur in geringstem Masse anzupassen bzw. zu erweitern. Dies führt zu einem Spielsystem was extrem einfach und schnell zu erlernen ist, was aber auf Kosten jedweden Regeltiefgangs geht. In meinen Augen ist dies aber nicht zwangsläufig ein Nachteil.
Waren die Spieler im MSB und der ersten Kampagne für das neue System noch in der Wahl ihrer Spielerfigur sehr beschränkt, in dem sie in jedem Falle Kai-Mönche spielen mussten, treten nunmehr endlich weitere Charakteroptionen in Erscheinung.
Spielbar sind nunmehr auch folgende Figuren:
Bruder des Kristallsterns; Eisbarbar von Kulde; Freibeuter von Shadaki; Grenzjäger des Nordens; Kloonweiser von Chaman; Kräuterkundiger von Bautar; Magier von Dessi; Ritter vom Weißen Berg; Sommerländischer Reichsritter; Telchoi-Kriegerin; Vakeros-Kampfmagier; Zwergenschütze von Bor.
Das Spielsystem: Hier verweise ich auf die Rezension zum Mehrspielerbuch zu finden hier im Gate.
Die Spieloptionen: Die einzelnen Abenteurertypen werden zunächst sehr knapp in einer Übersicht vorgestellt, ehe das Buch dann im Detail auf die jeweiligen Besonderheiten und Hintergründe der einzelnen Klassen eingeht.
Das Buch beinhaltet aber auch lediglich die neuen Charakter-Klassen, sowie die notwendigen Regelanspassungen und Erweiterungen, die die stark magisch begabten Charaktere wie etwa die Magier von Dessi oder die Brüder des Kristallsterns nötig machten.
Dabei wird das Spielsystem um die Option „Willenskraft“ erweitert, die neben die „Kampfstärke“ und „Ausdauer“ auf dem Charakterbogen hinzutritt. Ansonsten ändert sich vom Spielablauf und der Charaktererstellung wenig bis gar nicht. Es werden zu Beginn wieder die Ausgangs-Werte ermittelt, dann aus einer Liste von besonderen Fähigkeiten fünf ausgewählt.
Es folgen nach der Anleitung zur Charaktererschaffung die zwölf Kapitel über die einzelnen Charakterklassen. Hier findet sich jeweils eine stimmige Zeichnung, eine Beschreibung über den (kulturellen) Hintergrund der jeweiligen Klasse, sowie eine Tabelle, mit den Rangbezeichnungen. Natürlich auch eine detaillierte Aufstellung über die besonderen Fähigkeiten. Abgerundet wird ein jedes Kapitel mit einem passenden Datenblatt und Kampfprotokoll.
Als letztes Kapitel enthält das Buch noch eine Auflistung von besonderen Gegenständen mit Preisen, ehe das Buch mit den Zufallszahlen- und Kampf-Tabellen abschließt.
Abenteueraufhänger oder ähnliches sucht man vergebens.
Das Fazit: Das Mehrspielerbuch 3 der Reihe Einsamer Wolf bietet eine Fülle neuer Charakteroptionen und sorgt somit für Abwechslung am Spieltisch. Die Figuren kommen einem Fan der EW Reihe aus den Spielebüchern durchaus allesamt mehr oder weniger bekannt vor (abhängig auch davon, wie weit man mit dieser Reihe eben schon gekommen ist) und sind für mein Dafürhalten stimmig umgesetzt.
Endlich geben sich die Magier von Dessi, die Brüder vom Kristallstern und die Zwergenschützen von Bor (um einmal die bekanntesten aufzuzählen) ein Stelldichein.
Aber auch obskurere Optionen, wie etwa die Eisbarbaren von Kulde lassen sich nunmehr als Abenteuerfigur spielen. Insgesamt ist eine breite Palette von immerhin 12 Optionen angeboten, die interessierten Spielern über viele Monate hinweg Abwechslung bieten sollte.
Auch die Einführung eines dritten Spielwertes „Willenskraft“ verkompliziert das sehr einfache gehaltene MSB-System nicht nennenswert. Man kann mit seinen Spielern das Spiel im Prinzip unbeeindruckt weiter spielen. Die Auswirkungen der Änderungen ergeben sich intuitiv und werden sofort unbewusst umgesetzt, da es sich im Prinzip nur um eine Fortführung der bereits bekannten Spielmechaniken handelt.
Stimmungstechnisch ist das Buch wieder voll auf der Linie und überzeugt mich. Man hat das Gefühl, der Bevölkerung Magnamunds näher zu kommen, während man das Buch liest.
Einziges Manko ist, dass dieses Buch als Erweiterungsband erschienen ist. Diese knapp 200 Seiten hätten für mein Dafürhalten auch schon gut im ersten MSB der Reihe enthalten sein können. Dann hätte das Spielsystem einen kompletteren Einstieg erfahren. Auch wenn das Regelbuch dicker geworden wäre. So ist der dritte Band der Reihe eine extrem gut spielbare und den Spielspaß deutlich steigernde Erweiterung, zu deren Anschaffung ich Spielern raten möchte, die das MSB bereits genutzt und vielleicht sogar schon die erste Kampagne für das System im MSB 2 durchgespielt und immer noch nicht genug von Magnamund haben.
Ich vergebe für das Einsamer Wolf Mehrspielerbuch „Die Helden von Magnamund“ gute 4,0 Punkte.
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