Links zur Rezension Inhalt:Kaum startet Fito die Demo-Version eines neuen Spiels an seinem PC, wird er von gleißenden Lichtstrahlen erfasst, die aus seinem Monitor strahlen, ihn in winzig kleine Partikel verwandeln und direkt in das Spiel hineinziehen. Zwischen Panzern, Kampfflugzeugen und einer irrwitzigen Zahl von möglichen Gegnern wird Fito von einer Art weiblichem Roboter empfangen, der ihn in der Demo von New World Games willkommen heißt. Die vermeintliche virtuelle Realität scheint absolut real zu sein und Fito hat arge Probleme und mit seinem Verstand zu kämpfen, um diesen nicht gänzlich in der Welt von New World Games zu verlieren. Als er nach seinem unverhofften Ausflug wieder in seinem Zimmer zu sich kommt sieht er nur eine Möglichkeit diesem Wahnsinn zu entfliehen – er vernichtet die Diskette mit der Demo-Version. Mit seinem arg zerrüttetem Verstand will Fito sich an Clara wenden, ein ebenso fanatischer Computerfreak wie er und wahrscheinlich der einzige Mensch, dem sich Fito mit seinem unglaublichen Erlebnis anvertrauen kann.
Aber auch Clara scheint sich mit dem Spiel beschäftigt zu haben. Man findet sie komatös in ihrem Zimmer vor ihrem PC und Fito ist sich nun sicher, dass es etwas mit diesem Spiel auf sich haben muss, da die Grenzen zwischen Realität und vermeintlicher Fiktion in diesem Computerspiel perfide zu verschmelzen scheinen. Mit einer kopierten Version wagt Fito einen zweiten Ausflug in das Spiel, von dem er nunmehr einigermaßen ahnt, was auf ihn zukommt. Nach anfänglicher Angst beginnt er Spaß an den zahllosen Möglichkeiten zu finden, die ihm diese seltsame Realität bietet. Insbesondere eine Runde „Strip-Poker“, die er mit einer überaus schönen Frau spielt, wird für ihn zu einem durchaus greifbaren Erlebnis
Um mehr zu erfahren was mit Clara geschehen ist, wendet sich Fito an die Computerspiele-Zeitschrift „Microflipp“. Vom Redakteur Rafael „Raf“ Pick erhofft er sich Antworten auf etliche Fragen, insbesondere ob es unter Umständen Rafael mit dem Spiel ähnlich wie ihm ergangen ist. Rafael entpuppt sich als jugendlicher Zocker, dem kein Highscore hoch genug sein kann. Über die noch recht junge Firma New World Games kann ihm Rafael nicht viel erzählen – insbesondere nichts über außergewöhnliche Geschehnisse mit der Demo-Version. Doch das ändert sich, als Fito seine Diskette in den Rechner von Rafael steckt und beide gemeinsam in die Spielwelt gezogen werden, wo sie Bekanntschaft mit der harten und brutalen Welt von Fantasy- und Kriegsspielen machen, bei denen die Zahl der Leben begrenzt ist. Und Fito ist sicher – hier irgendwo muss das Geheimnis von Claras Zustand verborgen liegen.
Schreibstil & Artwork:Juan Antonio Giménez López wurde am 26. November 1943 in Mendoza, Argentinien, geboren. Nach einer Ausbildung als Präzisionsmechaniker und Industriezeichner besucht er die Kunsthochschule in Barcelona und wendete sich dort rasch dem Zeichnen von Comics zu, eine Leidenschaft die er bereits seit seinem 16 Lebensjahr pflegte. Wieder zurück in Argentinien, veröffentlichte er seine ersten Comics bei zwei großen argentinischen Verlagen.1970 kehrt er nach Europa zurück und lässt sich in Spanien an der Costa Brava nieder. Nachdem er bereits in Italien und Spanien einige Comicstrips in Magazinen veröffentlicht hat, erobert er u.a. mit dem ersten Band von „Die Vierte Macht“ den frankobelgischen Markt. 1979 veröffentlichte er mit „Erstrella Negra“ seinen ersten Comic in Farbe. 1992 trifft er den Szenaristen Alexandro Jodorowsky, dessen Arbeit er sehr bewundert, und startet mit ihm die Serie „Die Kaste der Metabarone“, die im fiktiven Universum von John Difool spielt. Es folgten weitere Alben vor allem aus dem Bereich der Science Fiction, mit denen er sich einen Namen machte und für die er nicht zuletzt mit zahlreichen Comicpreisen ausgezeichnet wurde. Gimenez ist allerdings auch ein gefragter Illustrator und hat bereits unzählige Buch- und Plattencover illustriert sowie graphische Entwürfe für Videospiele gestaltet. Er wirkte außerdem an dem kanadischen Science-Fiction-Zeichentrickfilm „Heavy Metal“ mit, der 1981 entstand. Sein. Studio befindet sich in Sitges, einem Dorf in der Nähe von Barcelona.
Das Szenario von „Dein letztes Leben“ entstand zu Beginn der 80er Jahre als Fortsetzungsgeschichte, die in verschiedenen Magazinen veröffentlicht wurde. Unter diesem Gesichtspunkt dürfte es nicht verwundern, wenn Juan Giménez natürlich den damaligen Stand der Technik (und natürlich auch die der jugendlichen Lebenswelt) in seine Bilder einfließen lässt. So wird des öfteren ein „Akustikkoppler“ bemüht, eine frühe Variante des Modems, mit dem Daten über eine Telefonleitung verschickt werden konnten oder aber auch Disketten als Speichermedium eingesetzt. Dennoch gelingt es Giménez mit seinen ästhetischen Gestaltungsmitteln inhaltlich und atmosphärisch einen vordergründig für ihn untypischen Comic zu produzieren, der inhaltlich jedoch seinen spezifischen persönlichen Themen im Bereich der Science-Fiction treu bleibt.
Die Physiognomie seines Protagonisten mag leidlich uninspiriert erscheinen und zu oft sieht man in etlichen Variationen das jugendlich gehetzte Gesicht von Fito, welches einen aus großen Augen anschaut, dem er allerdings mit einem insgesamt absolut ausgeglichenen Bildaufbau begegnet, der sowohl durch seine Tiefenwirkung in Kombination mit einer dominanten aber niemals penetranten Farbwahl besticht.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Auch bei diesem Band gibt es an der vorgelegten Qualität des Splitter Verlages keinen Grund zur Klage: Der Hardcoverband ist tadellos verarbeitet, stabil und dürfte mit Sicherheit noch viele Jahre Freude bereiten, egal wie oft er gelesen wird. Das Druckbild ist ebenfalls sehr gut und auch das verwendete Papier überzeugt. Die tadellose Übersetzung stammt von Oriol Schreibweis und lässt sich angenehm lesen. In Sachen Ausstattung gibt es bedauerlicherweise keine Extras, allerdings für Fans (und zum 5-Jährigen Jubiläum des Splitter Verlages) eine auf 555 Exemplare limitierte, signierte Auflage des Bandes.
Fazit:Der Stil von Juan Giménez ist über die Jahre hinweg unverkennbar geworden und so präsentiert der Splitter Verlag ein zwar angestaubtes aber nichts desto trotz gelungenes grellbuntes Spektakel, welches teilweise brillant mit futuristischen Dekors, Kampfflugzeugen, Robotern, den üblichen nackten Frauen, die man bei Giménez häufig findet und auch den Menschen hantiert. Es gelingt Giménez als Zeichner fast mühelos auch diesem Comic seine individuelle Handschrift aufzudrücken, die sich durch einen expressiven visuellen Stil, das Spiel mit Erzähl- und Genrekonventionen und intermedialen Versatzstücken und nicht zuletzt durch seine charakteristischen Themen auszeichnet.
Giménez selbst widmet im Vorwort den Band insbesondere den begeisterten Fans von Computerspielen, jenen die mit leidenschaftlicher Hingabe vor ihren Monitoren die unvorstellbarsten Abenteuer erleben. Und so wird dieser Band fast schon ein zeitloses und auf jeden Fall gelungenes Stück Zeitgeschichte, welches die Technik der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts nahtlos in die Gegenwart transportiert. Dieser Band dürfte nicht nur die Fans von Giménez interessieren, sondern durch seine nach wie vor vorhandene visuelle Eleganz auch heute noch eine breite Leserschaft begeistern. Für mich auf jeden Fall eine gelungene deutsche Erstveröffentlichung!
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