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Horacio d'Alba 1 - Republik der Ehre
Bewertung:
(3.6)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 10.05.2012
Autor:Jérôme Le Gris (Autor) und Nicolas Siner (Zeichnungen)
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Historisches Italien
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-437-6
Inhalt:56 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts schickt sich im norditalienischen Kloster Santa Maria del Monte eine Nonne an, die vergessene Geschichte von Horacio d’Alba, dem achten Duellanten-Prinz der demokratischen Akademie zu Papier zu bringen, damit diese nicht in Vergessenheit gerät.

 

Nach den verheerenden Kämpfen der norditalienischen Staaten, beschlossen die Mächtigen dem scheinbar ewigen Kampf ein Ende zu bereiten. Geprägt von römischen Prinzipien und basierend auf dem absoluten Respekt der Ehre übernahmen nunmehr Berufsduellanten im Dienste ihrer Auftraggeber die Bürde, Streitigkeiten im Weges des Duells unter Einsatz ihres Lebens zu schlichten.

 

Zu diesen Berufsduellanten gehört auch Horacio d’Alba, der in einem tragischen Duell sogar gegen seine eigene Frau antreten musste, die er dann auch tötete. Viele Jahre später ist Julius, der Sohn von Horacio, zu einem Mann herangereift, der nicht daran denkt das Erbe seines Vaters anzutreten und ebenfalls Duellant zu werden. Vielmehr gehört er zu den Anhängern des einflussreichen Senators Rembrandt, der das Ende der Duellanten herbeiführen will um endlich mit dem Volk das Licht der Zivilisation zu erblicken und das archaische Modell der Duellanten der Vergangenheit angehören soll.

 

Das Vorgehen von Senator Rembrandt und dessen aufrührerische Reden hat natürlich auch Widersacher, da die Duellakademien von der Abschaffung ihres Standes nicht sonderlich angetan sind. Horacio trifft sich heimlich mit Silas, dem Direktor einer rivalisierenden Duellantenschule, um gemeinsam gegen Rembrand vorzugehen. Beide kommen überein, das jede Akademie ein Trio von vertrauenswürdigen Duellanten stellt, welche gemeinsam Rembrandt töten sollen. Der Anschlag soll am alten Heiligtum der Nemesis stattfinden, wohin sich der Senator wie in jedem Jahr auf eine Pilgerreise begibt.

 

Doch auch an den Grenzen droht dem Land Gefahr, da im Gegensatz zum Papst der ehrgeizige „Rote Kardinal“ die norditalienischen Staaten nicht unterstützt, sondern vielmehr deren Eroberung entgegen fiebert. Seine Stunde scheint gekommen, da der Papst schwer erkrankt und die Amtsgeschäfte auf den Kardinal überträgt. Aber auch das Attentat auf Senator Rembrandt scheint unter keinem guten Stern zu stehen, da Julius sich den Gefolgsleuten des Senators angeschlossen hat, die diesen auf seiner Pilgerreise begleiten.

 

Schreibstil & Artwork:

Der französische Autor und Regisseur Jérôme Le Gris wurde 1971 geboren. Nach seinem erfolgreichen Studium an der renommierten „École nationale supérieure Louis-Lumière“, einer Filmhochschule in Noisy-le-Grand bei Paris, realisierte er mit „Requiem pour une tueuse“, einem Thriller, seinen ersten Spielfilm, in dem unter anderem Mélanie Laurent und Clovis Cornillac Hauptrollen übernahmen. Mit dem Zeichner Nicolas Siner wagte er sich an etwas vollkommen anderes und so gibt er mit der Reihe „Horacio D'Alba“, den für den französischen Verlag „12bis“ entstand, sein Debüt als Autor.

 

Italien zurzeit der Renaissance, in der die Wissenschaft, Religion und Kunst eine bestimmende Rolle spielen und die Herrschenden des Landes sich dennoch in ständigen Kleinkriegen verlieren. Autor Le Gris nimmt sich dieses Themas an und bietet mit seinem Entwurf der Duellakademien, die mit ihren Berufsduellanten für die Herrschenden und Wohlhabenden stellvertretend Kriege führen einen durchaus interessanten Ansatz – auch wenn es wie hier vornehmlich um politische Intrigen und Machtspiele geht. Leider verliert sich Le Gris ein wenig in seinem Szenario und trägt ein wenig zu dick auf, wenn er die Akademien oder auch die politischen Geschehnisse schildert. Sein Protagonist hingegen, der mit dem Hass seines Sohnes und dem tragischen Tod seiner Frau kämpfen muss, ist allerdings recht überzeugend ausgeführt, ebenso wie der Rote Kardinal als finsterer Widersacher oder der fast schon revolutionär erscheinende Rembrandt.

 

1985 in Paris geboren, hat es Nicolas Siner seit je her zum Zeichnen hingezogen. Nach seinem Abitur in 2003 und einem langen Jahr mit etlichen Zweifeln, zog es ihn schließlich 2004 an die private Kunsthochschule „Ecole Pivaut“. Nach vier Jahren machte er hier sein Diplom und stieg als professioneller Zeichner für Illustrationen von Romanen für den Verlag „Mnémos“ und als regelmäßiger Zeichner für das Magazin „Science et Vie Junior“ in das Genre ein. Im Juni 2009 unterzeichnete er einen Vertrag bei dem französischen Verlag „12bis“, wo gemeinsam mit Autor Jérôme Le Gris die Reihe „Horacio D'Alba“ entstand.

 

Ein gelungenes Splash-Panel mit einem Kloster als „Aufmacher" stimmt auf die Handlung ein und macht direkt zu Beginn auf den ersten Seiten mit weiteren Split- und Insert-Panels deutlich, dass Siner sein Handwerk zu verstehen scheint. In Anlehnung an mittlerweile moderne Techniken der Kameraführung wählt er seine Perspektive mit bedacht, begleitet eine fortlaufende Handlung oder Bewegung und bringt sie passend zu Papier. Die Figuren von Siner sind in ihrer Darstellung realistisch und auch recht ausdrucksstark gehalten. Allerdings erscheinen sie mir trotz ihrer Detailfreude etwas zu glatt, so dass ich mich an Figuren aus amerikanischen Comics erinnert fühle. Landschaften, Städte und Räume sind ebenfalls gefällig inszeniert, aber auch hier scheint dem Newcomer Siner noch ein Stück weit die Erfahrung zu fehlen. Technisch makellos, aber bei Weitem kein beeindruckend großer Wurf mit Seele.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Der Splitter Verlag bietet seinem Leser auch mit diesem Hardcoverband die gewohnt vorbildliche Qualität. Für sein Geld erhält man einen solide verarbeiteten Band, der sowohl durch ein angenehmes Druckbild als auch durch seinen Hochglanzumschlag überzeugt. Auf Extras bei der Ausstattung wurde verzichtet, was bei diesem Band allerdings zu verzeihen ist. Die tadellose Übersetzung von Tanja Krämling ist wie immer angenehm zu lesen.

 

Fazit:

Die stimmige Synthese von Bild und Szenario ist es, die in ihrer Verbindung einen guten Comic ausmachen, die es schafft den Leser in den Bann zu ziehen. Mit dem ersten Band der Reihe „Horacio d’Alba“ ist dies nicht unbedingt gelungen. Die Geschichte ist in ihrem Aufbau etwas kompliziert, die historischen Bezüge scheinen oftmals mehr notwendige Staffage, denn echter Hintergrund und die Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Beweggründen etwas dick aufgetragen.

 

Unterm Strich bekommt man hier recht gelungene Unterhaltung geboten, die sich etwas langsam aber dennoch stetig entwickelt, um zum Schluss mit einigen gelungenen Überraschungen aufzuwarten. Allerdings hätte ich mir hier und da etwas mehr Esprit gewünscht, egal ob es die Bilder oder die Texte sind, um letztlich etwas mehr zu glänzen. So bleibt es bei einer ambitionierten Mantel- und Degen-Inszenierung, die vielleicht in den weiteren, noch ausstehenden Bänden mehr zu bieten hat.