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Durandal 1 - Die Bretonische Mark
Bewertung:
(3.6)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 28.07.2012
Autor:Nicolas Jarry (Autor) und Gwendal Lemercier (Zeichnungen)
Übersetzer:Resel Rebiersch
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Bretagne / Island
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-427-7
Inhalt:56 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Im Jahr 772 überfielen die Sachsen den Norden des Frankenreiches. Sie mordeten, plünderten und zwangen letztlich Karl den Großen zu einer großangelegten Strafexpedition gegen die Feinde seines Reiches. Mit 6000 Rittern, 30000 Soldaten und Bogenschützen marschierte das Heer von Karl zur Festung Eresburg, wo das Sachsenheer vernichtend geschlagen wird. Doch es gibt auch zahllose Tote in den eigenen Reihen zu beklagen. Unter ihnen Ambrosius, der Markgraf der Bretagne und Besitzer des Schwertes Durandal.

 

Die Nachricht vom Tod ihres Vaters erreicht rasch auch die Bretagne und somit auch Wilhelm, den Neffen Karls des Großen, der die Tochter von Ambrosius, Muriel, geheiratet hat und aus dessen Ehe ihr Kind Roland stammt. In der Nacht der Beerdigung von Ambrosius erscheint eine seltsame Dame an der Küste, die das Schwert Durandal mit sich nach Island nehmen will. Roland, der das Schwert seines Großvaters keiner Fremden übereignen möchte, muss sich den schlagkräftigen Argumenten der Frau beugen und sogar seiner Mutter schwören, das Schwert niemals wieder anzurühren.

 

Vier Jahre gehen ins Land und Roland ist längst kein jugendlicher Ungestüm mehr. Er kehrt vom Feldzug in der Lombardei in seine Heimat zurück, die mittlerweile von Normannen heimgesucht wird und so stürzt er sich hier unversehens in neue Kämpfe. Doch nicht nur Normannen bedrohen das Land – auch Graf von Quimper, Anführer einer der mächtigsten Sippen der Bretagne, versucht Anhänger um sich zu scharen, um nicht länger eine dem Frankenkönig unterworfene Provinz zu sein.

 

Aber auch Island – wo sich Durandal in den Händen der Prophetin befindet - ist in Gefahr. In dem Orden der Kriegerinnen der Prophetin gibt es Verräter, welche die Prophetin umbringen wollen, um in den Besitz des geheimnisvollen Schwertes Durandal zu kommen. Und nicht nur das – auch Roland ist in Gefahr von den Verrätern gefangen genommen zu werden, die sich anschicken an der Küste der Bretagne zu landen.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Autor Nicolas Jarry wurde am 19.06.1976 in Rosny-sous-Bois, einem Vorort von Paris, in Frankreich geboren und wandert als Szenarist für Comics, sowie als klassischer Romanautor zwischen den beiden Genres. Seine erste große Romanproduktion hieß „Les Chroniques d'un guerrier Sînamm“, ein drei Bände umfassender Fantasy-Zyklus, der zwischen 2000 bis 2001 bei Editions Mnémos erschien. Beim renommierten „Festival du Film Fantastique“ in Brüssel lernte er Jean-Luc Istin kennen, mit dem der für den Verlag Soleil ab 2003 die Reihe „Les Brumes d'Asceltis“ und später „Les exilés d'Asceltis“ schuf.

 

Gemeinsam mit Autor France Richemond schrieb er an den beiden Bänden „Sphinx“ und „Le peuple de la mer“ mit, einer historisch-mythologische Saga die im Verlag Rocher veröffentlicht wurde. Als Autor ist er unter anderem aber auch an dem Band „L'essayeur des anneaux“ (dt. „Die Mär der Ringe“; Epsilon Verlag) beteiligt, die 2003 bei dem Verlag Delcourt erschien und die Geschichte von Tolkiens „Herr der Ringe“ satirisch aufs Korn nimmt, als auch an der Fantasy-Reihe „Les Contes de Brocéliande“, die als Comic seit 2004 im Verlag Soleil erscheint. Überaus umtriebig folgte 2003 die Reihe „Les Chroniques de Magon“ und 2005 der One-Shot „Maxime Murène“ für den Verlag Delcourt. Seine erste Zusammenarbeit mit Djief war bereits 2006 für den ersten Band von „Tokyo Ghost“.

 

Die Bretonische Mark war eine der kurzlebigen Markgrafschaften, die unter den Karolingern zur Grenzsicherung eingerichtet wurden und dabei die östliche Bretagne umfasste. Sie ist vor allem durch den Grafen Hruotland (Roland) bekannt geworden, den Helden des späteren Rolandsliedes, der in der Schlacht bei Roncesvalles am 15. August 778 fiel. Durandal (oder auch als Durandart, Durandarte, Durindana bezeichnet) ist der Name des angeblich wundertätigen Schwertes von Roland im altfranzösischen Rolandslied, das der Sage nach von Wieland bzw. Guallant geschmiedet worden ist

Es scheint fast, als besäße Jarry als Autor ein sicheres Gespür für sagenumwobene historische Szenarien, in denen er in einer geschickten Mischung aus Fakten und erzählerischer Freiheit betätigt. Vor dem Hintergrund der Sachsenkriege, die 772 begannen und erst 32 Jahre später im Jahre 804 endeten präsentiert er direkt zu Beginn die Überlieferung, wonach Karl im Jahr 772 zunächst die Eresburg über dem Demiel, einen Stützpunkt der Sachsen unweit vom heutigen Paderborn, eroberte und die nahegelegene Irminsul, eine heidnische Kultstätte in Gestalt einer Baumsäule zerstörte. In diesem Sinne folgt das Szenario weiter der belegbaren Geschichte, reichert sie aber mit dem Protagonisten Roland an, der noch jung an Jahren ist und Zeuge wird, wie man das Schwert seines Großvaters aus der Bretagne wegbringt und sich erst viele Jahre später einige Geschehnisse um Durandal für ihn erklären.

 

Der Zeichner, Illustrator und Kolorist Gwendal Lemercier wurde am 04.03.1977 ebenfalls in Frankreich geboren und hat sich als Künstler einige Bekanntheit im Bereich der keltischen Erzählungen und im Genre der „Heroic Fantasy“ erarbeitet. Er arbeitet insbesondere als Spezialist für den Verlag „Soleil“, wo er sich mit seinen Vorlieben austoben kann.

 

Bei seiner bisherigen Tätigkeit arbeitete er unter anderem mit Autoren wie Patrice Pellerin, Guillaume Sorel oder Christian Rossi zusammen. Entdeckt wurde er im Jahr 2000 durch den Verlag „Soleil“, wo in der Zeit zwischen die drei Bände der Reihe „Contes de l’Ankou“ (2003 – 2007), der One-Shot „Dragons“ (2006) und die beiden Bände „Arcanes d’Alya“ (2007-2008) entstanden, was ihn allerdings nicht daran hinderte in der Zwischenzeit auch für den Verlag „Delcourt“ zu arbeiten. Außerdem war er an der Erschaffung des Konsolenspiels „Heroes of Might and Magic 5“ von Ubisoft beteiligt. In Deutschland wurde er durch den Oneshot „Der Fluch des Rings“ für die Reihe „Götterdämmerung“ (Splitter) bekannt.

 

Auch wenn der Bildaufbau beim schnellen Durchblättern klassisch anmutet, so erschließt sich doch auf den zweiten Blick eine gewisse Moderne, die Gwendal Lemercier in die Gestaltung der Panels einfließen lässt. Besonders schön gelungen sind die überlappenden Panels, die sich in ihrer Gestaltung und Farbgebung voneinander abheben, ohne den Erzählfluss zu hemmen, sondern diesen in seiner Spannung sogar unterstützen. Seine Figuren hat Lemercier mit hartem Strich und unverkennbaren Konturen zu Papier gebracht, was diese aber umso ausdrucksstärker erscheinen lässt. Als profunder Kenner der „Heroic Fantasy“ weiß Lemercier sehr gut um die richtige Proportionen seiner Charaktere, als auch deren Darstellung in dynamischen Szenen. Hier gibt es keinen Grund zur Klage über mangelnde überzeugende Physiognomie. Unterstützung erhielt er bei der Kolorierung durch die Digikore Studios, die nicht nur für kontrastreiche und intensive Farben gesorgt, sondern auch ein recht annehmbares Zusammenspiel von Licht und Schatten arrangiert haben.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung:

Der Splitter Verlag bietet seinem Leser auch mit diesem Hardcoverband die gewohnt vorbildliche Qualität. Für sein Geld erhält man einen solide verarbeiteten Band, der sowohl durch ein angenehmes Druckbild als auch durch seinen Hochglanzumschlag überzeugt, dessen Coverillustration von John Mac Cambridge stammt. Als Extra gibt es für den Leser eine „Galerie“, welche die Entstehung der Coverillustration von den ersten Entwürfen bis zur Endfassung dokumentiert, Porträtzeichnungen der wichtigsten Akteure nebst Erläuterungen und einen Blick auf die Handlungsorte in der Bretagne und Island bietet. Das ist insgesamt gut gelungen und besticht durch seine Liebe zu den Details. Die tadellose Übersetzung von Tanja Krämling ist wie immer angenehm zu lesen.

 

Fazit:

Ein wenig ist es ein Spagat aus historisch verbürgten Tatsachen und Elementen aus dem Sagenschatz des Rolandsliedes, die Jarry hier in recht eindrucksvollen Panels von Gwendal Lemercier präsentiert. Nahe daran ein wenig in den Bereich Fantasy abzurutschen, schafft es die Dramaturgie von Jarry den Leser neugierig auf die weiteren Ereignisse zu machen. Es gibt dabei zwar keine sonderlich hohen Erwartungen, kennt man doch einige Motive des jungen aufstrebenden Recken, der erst noch seinen Platz in der Gesellschaft und die Ursprünge seiner Herkunft finden muss, doch dürfte es spannend weitergehen.

 

Wie so oft in den ersten Bänden einer Serie, werden erst einmal alle Akteure in Position gebracht, Motive angerissen und der rote Faden gesponnen. Hier ist es mit dem ersten Band der Reihe „Durandal“ nicht viel anders und der Leser bekommt kurzweiligen historischen Stoff geboten, der mit einigen imposanten Kampfszenen und einem scheinbar recht gut durchdachten Szenario aufwarten kann, welches Motive des Rolandsliedes geschickt adaptiert. Wer seine Freude an heroischen Helden und alten Sagen hat, der dürfte hier sicherlich gut aufgehoben sein.