Links zur Rezension Inhalt:Bombay zur Regenzeit: Kinder aus den Slums der Vorstadt entdecken durch Zufall einen alten Tempel, der durch einen Erdrutsch freigelegt wurde. Doch in diesem Tempel gibt es keine wertvollen alten Gegenstände, die man an Touristen verkaufen könnte. Vielmehr verbirgt sich hier der Vampir Nosferatu, der dank des Blutes von einem der Kinder seinen Hunger stillen und zu neuen Kräften kommen kann.
Die Präsenz des erwachten Vampirs in Indien bleibt seinen Nachkommen nicht verborgen, die diesen für Tod hielten. Es ist an Vladek, dem ältesten der Nachkommen des ersten Meisters, die anderen Vampire um sich zu scharen und zu handeln, müssen sie doch um ihr untotes Leben fürchten. Vladek kennt Nosferatu noch aus der Zeit, als dieser Berater von Kaiser Caligula war und er selbst den römischen Namen Lucius Vladica trug, bevor ihn Nosferatu zu einem Vampir machte. Doch diese Zeiten sind vorbei, auch wenn Vladek seine Frau Mucia nach all den Jahrhunderten nicht vergessen kann, die Nosferatu ihm durch Intrigen und Gewalt gestohlen hat.
Es gibt aber nicht nur Vampire, sondern weltweit (so auch in Amsterdam) Nemrods, Vampirjäger, die sich anschicken dem Treiben dieser Geschöpfe ein Ende zu bereiten. Auch den Nemrods ist die Rückkehr des Ersten nicht verborgen geblieben, haben doch andere Jäger Gespräche zwischen den Vampiren abgefangen und ausgewertet.
In Bombay schickt sich Nosferatu mit der Hilfe des Jungen Anjappan an, die Gepflogenheiten der neuen Zeit kennen zu lernen, kann er sich doch nur noch an die Zeit des Zweiten Weltkrieges erinnern. Und so wird Anjappan zum treuen Diener seines neuen Herrn, der für eine Schlafstatt sorgt und ihn mit Nahrung versorgt. Noch ist sich Nosferatu seiner Schwäche bewusst, aber innerhalb kürzester Zeit gelingt es ihm nicht nur in den Slums Gefolgsleute an sich zu binden.
Und so sammelt Vladek seine Getreuen um das weitere Vorgehen gegen Nosferatu zu planen und auch die Nemrods bleiben nicht untätig, allen voran Erick, ein entschlossener Vampirjäger.
Schreibstil & Artwork:Das französische Multitalent Olivier Peru wurde am 11.10.1977 in Montpellier geboren. In 2001 startete er seine Karriere als Szenarist, Zeichner und Kolorist in einem der führenden Comicverlage von Frankreich: Semic, der vornehmlich auf DC und Marvel Comics spezialisiert sind. Er arbeitete zeitgleich aber auch für Magazine wie Rodéo, Zembla, Mustang und schaffte es nebenbei auch für den Verlag Soleil zu arbeiten, für die er bis 2002 an fünf verschiedenen Comicbänden mitwirkte. Gemeinsam mit seinem Bruder Stéphane Peru begann er 2003 mit der Serie „Shaman“ (Soleil) und mit dem Szenaristen Cano in 2004 mit „Zak Blackhole“ (Soleil). In 2006 wirkte er als Zeichner bei der erfolgreichen Serie „Kookaburra Universe“ mit. Nach dem Tod seines Bruders im Februar 2007 stoppten zunächst die Arbeiten an der eigenen Reihe „Guerres Paralelles“, der bei Soleil erschien und dessen Fortsetzung zurzeit noch offen ist. Nebenbei betätigt sich Olivier Peru allerdings nicht nur im Comicbereich, sondern illustriert auch Romane und Rollenspiele, zudem arbeitet er als Drehbuchautor, Storyboarder für Kino- und Fernsehproduktionen und als Autor von Romanen.
Nach dem Erfolg der Reihe „Zombies“ scheint es fast so, als bekäme Olivier Peru nicht genug vom Horror-Genre. Dass es dann allerdings unbedingt Vampire sein müssen, hat mich dann doch etwas überrascht, scheint es doch zurzeit eine Renaissance der Blutsauger zu geben, wie sie in zahlreichen Serien mit recht dünner Story und trivialen Romanen mit einem Schuss Zeitgeist von manchem Autor und Szenaristen ausgelebt wird. Etwas anders kommt hingegen Peru mit seinem Szenario daher, welches den aufmerksamen Rollenspieler und Kenner der „World of Darkness“ an zahlreiche Motive aus „Vampire – die Maskerade“ erinnert. Hier gibt es Archonten, scheinbar auch Clans und viele Motive mehr, die zwar nicht unbedingt gestohlen, aber erfolgreich ausgeliehen werden. Insgesamt ist das Szenario nicht schlecht, aber leider etwas abgenutzt, da es zum wiederholten Male um noch offene Rechnungen zwischen alten Vampiren geht, die nach hunderten von Jahren beglichen werden sollen. Eins muss man jedoch Peru hoch anrechnen – er versteht es sehr gut und geschickt die Register zu ziehen und seinem Szenario eine gehörige Portion Spannung zu verpassen, selbst wenn man zu ahnen scheint, wie die Geschichte ausgehen könnte.
Der italienische Zeichner Stefano Martino wurde am 22.04.1970 in Genua geboren. Nach einem Praktikum in den Fronzoni Studios in Mailand, wo er die Feinheiten der Comic-Kunst erlernte, begann er seine professionelle Karriere als Zeichner und Mitarbeiter in Multimediaprojekten. 1996 begann er für den Verlag Sergio Bonelli als Zeichner für verschiedene Reihen wie „Zona X“, „Legs Weaver“, „Jonathan Steele“ und „Nathan Never“ zu arbeiten. In 2006 erschien in Spanien bei Aleta Ediciones und in Italien bei Star Comics „Der Grüne Drachen“, bei der Martino sich sowohl als Autor und Zeichner verantwortlich zeigt. Im Jahre 2007 startet seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Herausgeber I.D.W Publishing, für den er mehrere Projekte, zu denen unter anderem die Reihe „Dr. Who“, „Angel“ und „Doorways“ gehören, zeichnet.
Mit Stefano Martino hat Olivier Peru einen Newcomer mit ins Boot geholt, der als Zeichner seine erste eigene Serie vorlegt. Erstaunlicherweise betätigt sich Martino in seinem Seitenaufbau sehr klassisch und so gibt es nur sehr selten Experimente mit der Anordnung der Panels. Allerdings macht Martino diesen Mangel immer wieder mit sehr gut gelungenen Perspektiven wett, die diesem Band eine angenehme Dynamik verleihen. Auch sonst macht er zeichnerisch eine durchaus gut Figur, da die Darstellung seiner Protagonisten gefällig gelungen ist, auch wenn manchmal die Hintergründe etwas sparsam ausfallen und es nicht immer sehr Detailreich zugeht.
Die Kolorierung, welche durch die Digikore Studios erfolgte, ist durchgehend recht dunkel gehalten und soll wahrscheinlich dem Genre Rechnung tragen, bei dem sich alles ohnehin bei Nacht abspielt. Der Einsatz von Licht und Schatten hätte etwas dominanter sein können, so ist es manchmal leider nur ein finsteres Gemisch aus Braun-, Rot- und Grüntönen vorhanden, denen ich nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Hier hätte ich von den Digikore Studios wesentlich bessere Arbeit erwartet.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDie vorgelegte Qualität des Bandes ist über jeden Zweifel erhaben und bestätigt wieder einmal die hohen Ansprüche, die der Splitter Verlag an seine Produkte hat: Ein tadellos verarbeiteter und stabiler Hardcoverband, der mit seinem klaren Druckbild, dem Lettering von Delia Wüllner-Schulz auch durch das verwendete Papiers restlos überzeugen kann. In Sachen Ausstattung gibt es in diesem Band leider keine Extras, wobei ich mir hier etwas mehr an Informationen über die Welt der Vampire in diesem Szenario gewünscht hätte, zumal es ja Anleihen an das Rollenspiel „Vampire“ gibt. Aber man kann ja nicht immer alles haben. Die angenehm zu lesende Übersetzung stammt von Tanja Krämling.
Fazit:Durch geschickt angelegte unterschiedliche Handlungsfäden und Rückblicke in die Vergangenheit der Protagonisten versteht es Peru den Leser in den Bann zu ziehen und eine spannende, wenn auch etwas absehbare Geschichte zu erzählen. Die Akteure sind in Position gebracht und die Motive weitestgehend geklärt. Allerdings bliebe da noch Protagonist Erick, der sich aus den Reihen der Vampirjäger mit seinem forschen Auftreten deutlich abhebt.
Was auf den ersten Blick zunächst aussah, als handele es sich lediglich um die x-te Vampirgeschichte, die mit ein wenig Liebe, Tod und Leidenschaft ins Fahrwasser kommen will, entpuppt sich als durchaus spannend zu lesende Geschichte, die ihren Reiz hat und mit interessanten Charakteren aufwarten kann. Hier sind es insbesondere der Protagonist Erick und Chelsea, seine Begleiterin, die in den kommenden Bänden mit Sicherheit noch Abwechslung sorgen dürften, scheint doch im Leben von Erick etwas Furchtbares geschehen zu sein, welches mit den Vampiren in Verbindung steht. Über den Inhalt der noch ausstehenden Bände lässt sich vortrefflich spekulieren, gibt es doch in diesem Band ein recht offenes Ende und einige recht philosophische Betrachtungen zweier alter Vampire.
Wer seine Freude an Vampiren hat, der dürfte mit dieser Reihe sicherlich glücklich und zufrieden sein, insbesondere, wenn man Vampire auch aus dem Rollenspiel kennt. Wer allerdings auf den großen und ultimativen Wurf hofft, den muss ich an dieser Stelle vertrösten – den kann ich nach dem ersten Band noch nicht so ganz erkennen.
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