Inhalt:

Als ein Wirbelsturm die kleine Dorothy ins magische Land Oz verschlägt, macht sie versehentlich eine böse Hexe platt. Aber Dorothy möchte wieder nach Hause, nach Kansas und nur einer kann ihr helfen: der große Zauberer von Oz. Auf dem Weg dorthin befreit sie eine lebende Vogelscheuche, die statt Stroh im Kopf gerne richtigen Verstand hätte, sie lernt einen feigen Löwen kennen, der sich nichts sehnlicher wünscht als mutig zu sein und sie ölt einen Blechmann der gerne eine Herz hätte. Darüber hinaus wird sie von den Munchkins als große Zauberin gepriesen. Eine abenteuerliche Reise wartet auf die vier unterschiedlichen Gefährten und Dorothy will dabei eigentlich nur eins wissen: Wie kommt sie wieder nach Hause?

 

Schreibstil & Artwork:

"Der Zauberer von Oz" ist einer der ganz großen amerikanischen Kinderbuch-Klassiker und galt lange Zeit als das erfolgreichste Buch seines Genre. Geschrieben 1900 von Layman Frank Baum avancierte es schnell zum amerikanischen Liebling und hat dort in etwa den Stellenwert eines hiesigen "Hänsel und Gretels" oder "Rotkäppchen". Allerdings ist die Story dabei weitaus phantastischer und interessanter und selbst heute noch mehr als lesenswert (was nicht bedeutet das das nicht auch für die beiden anderen Märchen gilt, die ich gerade genannt habe). "Der Zauberer von Oz" - welcher 1939 als Musicalfilm verfilmt wurde (und auch hier als Klassiker gilt) und erst 1940 erstmals in deutscher Sprache erschien - ist durch und durch ein Kinderbuch, auch wenn es hier und da mal etwas heftiger zu geht, beispielsweise wird der Tod (oder das töten einer Hexe) hier nicht unter den Teppich gekehrt, aber Märchen und Kindergeschichten aus jener Zeit, waren einfach brutaler (man denke nur an die zahlreichen Märchen der Gebrüder Grimm, wie die oben genannten beiden). Heute würden solche Märchen, die sich ja durchaus auch an kleine Kinder richten, wahrscheinlich stark ins Kreuzfeuer geraten. Aber das nur am Rande.

 

Kommen wir zur Geschichte von "Oz" zurück. Wie bereits erwähnt, ist diese sehr phantastisch und gehört wohl zu den ersten großen Fantasy-Geschichten, die den Leser in eine vollkommen andere Welt entführten. Hier gibt es Magie und Hexen - sowohl Gute wie auch Böse, seltsame Kreaturen und allerlei andere Kuriositäten. Schon allein die neuen Freunde, die Dorothy schon früh auf ihrer Reise begegnet sind mehr als kurios. Zusammen suchen sie, jeder aus einem anderen Grund, den Zauberer von Oz, der ihnen bei ihren Problemen helfen soll. Da es wohl immer noch Menschen gibt, die "Oz" nicht kennen (so wie ich, der das Buch nie gelesen hat und sich an den Film kaum noch erinnern kann), möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel von der Geschichte verraten, nur eines, nämlich das der große Zauberer Oz nicht das ist was er zu sein scheint. Und das legt letztendlich den Grundstein für alles was in der Geschichte passiert. Dorothy und ihre Freunde müssen einige Abenteuer und Schwierigkeiten bestreiten, um an das Ende ihrer Reise zu kommen und letztendlich ist "Oz" ein Märchen oder besser ein Kinderbuch, das von seinem Grundcharakter her lehrreich sein soll. Und das ist "Oz" in der Tat. Hier geht es um Charakterstärke und Persönlichkeit, "Oz" zeigt unter anderem, das man Mut nicht einfach bekommt, sondern das es eine innere Kraft ist, die jeder in sich hat, wenn er an sich glaubt. Auch die Sache mit dem Verstand (die Vogelscheuche) und dem Herz (der Blechmann) gehen in eine ähnliche Richtung. Layman Baum zeigt auf eine unvergleichliche Art und Weise was in einem Menschen stecken kann, wenn er denn will.

 

Dabei ist der Verlauf der Geschichte auch heute noch sehr spannend und interessant. Sicherlich ist der Plot an sich nicht übermäßig komplex, aber er ist tiefsinnig und gehaltvoll - schon allein wegen der zuvor genannten Elemente. Dorothy's Reise mit zu verfolgen macht dabei einfach Spaß, denn es gibt dabei viel zu entdecken und zu lernen. Gerade für Kinder, aber eben nicht nur, denn "Oz" ist ganz klar auch für Erwachsene mehr als geeignet. Die Adaption ins Graphic Novel Format erscheint dabei gut gelungen (auch wenn ich wie gesagt den Roman nicht kenne), denn die Erzählung zeigt Geschwindigkeit und Abwechslung, sieht darüber hinaus auch noch umwerfend gut aus, aber dazu gleich mehr. Nur in der Mitte gibt es einen kleinen Durchhänger, den man aber schnell überwunden hat.

 

Optisch passen die Artworks von Skottie Young einfach perfekt. Der Zeichner hat einen umwerfenden Stil, der ein wenig an die "Sarah Kay"-Optik erinnert. Die einzelnen Panels sind schön detailliert ausgearbeitet und einfach wunderbar gezeichnet, so das die Welt von Oz plastisch wirkt und zum Leben erweckt wird. Mehr kann man sich einfach nicht für diese Geschichte wünschen und ich persönlich kann mir kaum einen anderen Stil vorstellen, der besser passen würde. Die verschiedenen Formen und Größen der Panels lockern dabei die Erzählung auf und bringen Dynamik. Die Kolorierung ist dezent gehalten und eher pastellig angehaucht, den knallig. Auch das passt einfach.

Der "Oz"-Comic kommt etwa DinA4 formatiges Hardcover, das stabil und hochwertig produziert ist. Bei über 200 Seiten ist der Preis von 24,95 EUR mehr als okay, denn das Buch wirkt professionell gearbeitet und robust. Auch hier gibt es nichts zu meckern.

 

Fazit:

"Der Zauberer von Oz" ist auch heute noch - mehr als ein Jahrhundert nach seiner eigentlich Veröffentlichung - ein überaus faszinierendes (Kinder)Buch, das in der vorliegenden Comic-Adaption auf ganzer Linie überzeugen kann. "Oz" ist Fantasygeschichte, Märchen und ein wenig Fabel zu gleich, hat eine durchdachte und fesselende Geschichte mit zahlreichen phantastischen Elementen, aber auch einem lehrreich erhobenen Zeigefinger (ohne Oberlehrerhaft zu wirken). Mich hat dieser Comic vollkommen fasziniert, so sehr, das ich ihn gleich zweimal gelesen habe und auch schon meiner kleinen Tochter gezeigt habe, die die Geschichte ebenso toll findet (auch wenn sie noch nicht alles davon versteht). Wie auch immer, wer den Zauberer von Oz kennt, bekommt hier eine atemberaubend schön gezeichnet Alternative, die keine störenden Makel hat. Wer "Oz" - so wie ich - bisher nicht kannte (oder nicht mehr richtig auf dem Schirm hatte), der sollte auf jeden Fall erst recht einen Blick riskieren, denn diese Graphic Novel gehört zum Schönsten, was ich in den letzten Jahren in den Händen hatte. Ein echter Klassiker im neuen Gewand. Absolute Empfehlung!