InhaltAm 16. April 1874 hat eine unnatürliche Kälte Edinburgh fest im Griff. Es ist der Tag, an dem ich auf die Welt komme. Das Erste, was ich sehe, ist Doktor Madeleine – eine Hebamme mit einer besonderen Leidenschaft: Sie repariert Leute. Sie tastet meine winzige Brust ab und wirkt beunruhigt: »Sein Herz ist hart, ich fürchte, es ist gefroren.« Sie stöbert auf einem Regal herum und nimmt verschiedene Uhren zur Hand. Mit einem Ohr lauscht sie meinem defekten Herzen, mit dem anderen dem Ticken der Uhren. »Diese hier!«, ruft sie plötzlich freudig und streicht zärtlich über eine alte Kuckucksuhr. Madeleine setzt mir die Uhr vorsichtig ein und zieht sie auf. »Tick, tack«, macht die Uhr. »Bubumm«, antwortet mein Herz. Ticktack. Bubumm. Ticktack. Bubumm. Jeden Morgen muss jetzt meine Uhr aufgezogen werden, sonst hat endgültig mein letztes Stündlein geschlagen. Und noch etwas muss ich bedenken: ich darf mich niemals verlieben, sonst könnte mein Uhrwerk verrückt spielen.
So beginnt der kurze Roman von Mathias Malzieu, der in Frankreich sehr erfolgreich war. Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt der Leser unterschiedliche Charaktere kennen, die sich nur durch wenige Besonderheiten hervorheben. Jack, so der Name der Hauptfigur, lebt bei der Hebamme, die sich seiner annimmt. Ihre Patienten, darunter zwei Huren und ein ehemaliger Polizist, werden zu Jacks einzigen Freunden. Erst als er mit zehn Jahren seinen ersten Ausflug in die Stadt macht und dort ein junges Mädchen singen hört, verändert sich einiges. Es passiert das, vor dem Madeleine ihn immer gewarnt hat. Er verliebt sich, und seine Uhr setzt aus. Nachdem er repariert ist, ist das Mädchen nicht auffindbar, und Jacks einziges Ziel ist es, sie wieder zu finden. So beginnt eine Odyssee durch halb Europa, bis er seine Angebetete wiederfindet.
Die Handlung ist schön und bildhaft erzählt. Leider leidet die Atmosphäre durch das Einbringen von Begriffen aus der Gegenwart, die nicht zu einer Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts passen. So wird z.B. die Geschwindigkeit des Herzschlages mit der Schnelligkeit des Spielens einer Langspielplatte verglichen.
Fazit:Insgesamt ist die Mechanik des Herzens eines schöne Geschichte, die einige interessante Ideen hat, aber sie ist sehr kurz, und so werden schon mal Jahre in zwei Sätzen abgehandelt, und so die Ereignisse auf das Wesentliche reduziert.
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